Ein früher Morgen bei den Kranichen

Von Franz (Fotos) – Seit einigen Wochen ziehen die Kraniche wieder in ihre Brutreviere (z.B. nach Mecklemburg-Vorpommern), aber schon länger sind sie nicht mehr so schön über meinen Wohnort in Dortmund Hacheney geflogen wie vor drei Tagen. Die trompetenartigen Rufe der Zugvögel hört man schon von weitem. Ein Kranichzug hat an Höhe verloren und kreist direkt über mir in einer Thermik. Nach einigen Minuten und mehreren Flugkreisen reicht wohl die Höhe und die Kraniche formieren sich wieder zum keilartigen Weiterflug. Am Morgen habe ich auf der Seite der OAG Unna gelesen, dass 80-100 Kraniche in den Hemmerder Wiesen zwischen Unna und Werl übernachtet haben. Wow, habe ich mir gedacht, da muss ich hin!

Großes Glück vor Sonnenaufgang

Am nächsten Morgen, leider bei trübem Wetter, stehe ich um 6.30 Uhr auf dem Wiesenweg im Feuchtgebiet. Sehen kann ich noch nicht viel, da die Dämmerung gerade erst beginnt. Aber ich höre vereinzelte Rufe von Kranichen. Gegen 6.45 Uhr wird es etwas heller und ich kann etwa 120 Kraniche in den Flachgewässern erkennen. Vorsichtig schleiche ich mich in der Deckung von Bäumen und Sträuchern etwas näher und fotografiere durch Lücken im Gebüsch die langsam wach werdenen „Vögel meines Glücks“. Aus der Hand mit langem Tele und langsamer Verschlusszeit zu fotografieren ist gar nicht so einfach. Einige verwackelte Aufnahmen werde ich wohl aussortieren müssen. Ein Weißstorch steht in der Menge, Rostgänse und Blässgänse beginnen schon mit dem Frühstück. So viel Zeit, den morgendlichen Hunger zu stillen, haben die Kraniche wohl nicht. Ein „geheimes“ Signal um 6.50 Uhr veranlasst eine größere Gruppe zu starten. Laut trompetend fliegen sie in Richtung Nordosten, gewinnen aber in der morgendlichen Kälte kaum an Höhe. Die anderen Kraniche folgen sofort. Auch sie wollen schließlich in der kräfteschonenden Keilformation mitfliegen. Schnell verschwinden sie im Dunst. Ich wünsche ihnen viel Glück auf ihren Weiterflug. Zurück bleiben die Blässgänse und Graugänse, sie werden erst in einigen Wochen das Winterquartier Hemmerder Wiesen verlassen.

Intensives Erlebnis

Ich laufe auf dem Stichweg weiter in das Naturschutzgebiet und entdecke etwas weiter eine Gruppe aesender Rehe. Sie scheinen mich wahrgenommen zu haben, denn einige schauen in meine Richtung, ich stehe aber versteckt und hoffentlich fast unsichtbar hinter Sträuchern. Möglicherweise hören sie das Auslösegeräusch meiner Kamera. In einem Ensemble kahler Bäume sitzt ein Rotmilan auf einem Ast, über ihm Elstern und Krähen. Um 7.30 Uhr trete ich den Heimweg an und freue mich über das intensive Erlebnis am frühen Morgen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*
Website