Den Vögeln so nah

Von Franz (Fotos) – Über die Schönheit der Halbinsel Crozon habe ich schon berichtet. Herrliche Strände, imposante Steilküsten, aber auch ein schönes Innenleben. Für mich aber auch sehr wichtig ist die Dünenlandschaft und das Feuchtgebiet am Strand von Goulien, denn hier leben Feldlerchen, Wiesenpieper, Schwarzkehlchen, Bluthänflinge und Uferschwalben. Durch die Dünenlandschaft ziehen sich tolle Sandpfade, auch der GR34 verläuft hier nahe am Strand. Und auf dem wandele ich einige Male, denn schon am ersten Tag konnte ich beobachten, dass die Vögel hier gar nicht so scheu sind und in fotografierbarer Entfernung im Sand oder auf Zweigen sitzen bleiben.

Sangeskünstler am Himmel

So nah war ich den Vögeln der Wiesen- und Dünenlandschaft noch nie. Aus den niedrigen Büschen und dem Dünengras höre ich lautes Gezwitscher. Feldlerchen versorgen wohl noch ihre Jungvögel. Zunächst mache ich den Fehler, viel zu weit in die Landschaft zu schauen, um die Lerchen zu entdecken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich so nah bei mir aufhalten. Und dann steigt plötzlich eine Feldlerche laut singend in den Himmel, so hoch, dass sie kaum noch zu sehen ist. Der Gesang ist aber trotzdem noch weit zu hören. Nach einigen Misserfolgen, die Sangeskünstler im Sucher und durch das Tele zu verfolgen und den richtigen Moment für das Auslösen zu erwischen, habe ich schließlich den Dreh raus. Ich muss den relativ starken Wind im Rücken haben, da die auffliegenden Lerchen kurz nach ihrem Senkrechtstart erst einmal gegen den Wind ankämpfen müssen und ich sie so auch von vorn ablichten kann. Dann geht es hoch hinauf und erst im Sinkflug habe ich wieder eine Chance, denn die Lerchen kommen dort wieder herunter, wo sie gestartet sind. Auf den Sandwegen landen auch immer wieder mal Vögel. Ich setze mich hin und warte ab. Wow, nicht weit von mir lässt sich eine Feldlerche nieder und beginnt mit einem Sandbad. Sie flötet ihre Freude über das wohlige Bad laut hinaus. Dann springt sie plötzlich auf und schnappt sich ein Insekt. Ein gedeckter Tisch!

Wasserbad

Schwarzkehlchen sitzen oft auf ihren Ansitzwarten und scannen die Umgebung nach umherfliegenden Insekten ab. So kann ich sie schon aus größerer Entfernung entdecken und mich langsam anschleichen. Es gelingen einige Fotos aus der Nähe. Wiesenpieper sind farblich gut an ihren Lebensraum angepasst. In der Vegetation ist der kleine braune Geselle kaum zu entdecken. Glücklicherweise nimmt er aber immer mal wieder seine erhöhte Warte auf einem Strauch oder Zaunpfahl ein und lässt sich dort dann gut beobachten.  Ein kleiner Bach fließt am Strand von Goulien in den Atlantik. Bestimmt wollen Vögel hier ihren Durst löschen. Ich setze mich hinter etwas höheres Dünengras und warte ab. Es dauert nicht lange und ein Bluthänfling fliegt herbei. Kurze Zeit später landet ein Wiesenpieper im seichten Bachbett und säubert mit Wonne sein Gefieder. Welch ein Genuss! Am Ufer können sie offensichtlich auch ihren Hunger stillen oder für den Nachwuchs auf die Jagd gehen. Auch diese Szene wird auf die „Platte“ bebannt.

Uferschwalben in der Steilwand

Über mir zischen Uferschwalben durch die Luft. Bei der Geschwindigkeit und den schnellen Richtungswechseln kaum zu fotografieren. Aber durch das Fernglas sehe ich, dass sie eine Steilwand am Strand anfliegen und in einer Nisthöhle verschwinden. Es ist leider schon etwas zu dunkel. Ich merke mir die Position des Einfluglochs und komme am nächsten Morgen wieder. Nach kurzer Zeit zeigt sich ein Jungtier im Höhleneingang und wartet auf die futterbringenden Eltern. Fast im Vorbeiflug stopfen sie Insekten in den weit aufgerissenen Schnabel. Aber nur einmal. Sie jagen weiter, wie es scheint nur für den Eigenbedarf, denn ab jetzt fliegen sie nur noch ganz dicht an ihrem Nachwuchs im Höhleneingang vorbei oder stoppen kurz im Flug. Die junge Uferschwalbe soll offensichtlich aus der Höhle gelockt werden und zum Jungfernflug starten. Hinter mir braut sich etwas zusammen, eine schwarze Wolkenwand rückt immer näher. Ich muss leider die Uferschwalben und den Strand verlassen und schnellstmöglich die schützende Wohnung erreichen. Schade, so nah werde ich  den Vögeln in der Heimat wohl nicht mehr kommen.

 

2 Kommentare zu “Den Vögeln so nah

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