Naturkunde-Runde

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Heute, liebe Wander*innen, berichten wir euch von einer Wanderung von Wildewiese nach Kloster Brunnen und retour.
Wie ihr merkt, lässt sich das Gendersternchen problemlos mitlesen. Es hört sich jedoch gesprochen im Rundfunk, lieber Deutschlandfunk Kultur (@dlfkultur), überprononciert mit der Betonung auf den letzten Silben, einfach bescheuert an. JournalistINNEN, KünstlerINNEN, MusikerINNEN, PolitikerINNEN. Zu welcher verquasten Sprache das Sternchen führen kann, wendet man es neben Hauptworten auch noch auf bestimmte und unbestimmte Artikel so wie Fürwörter an, zeigt, offenbar recht schmerzfrei, die Universität Bielefeld mit ihrer gendersensiblen Schreibe:

„Sein*ihr Tablet“

*„In der Checkliste findet ein*e Studierende*r, was er*sie in den ersten Wochen erledigen muss.
*„Wer sein*ihr Tablet verloren hat, kann es beim Hausmeister*innenservice abholen.“

(Schalke 04 war da mal wieder weit voraus: Ernst-Kuzorra-seine-Frau-ihr-Stadion, wie mal gejuxt wurde).
Bitte, bitte, bitte: Mögen solche Schreiber*innen nie, nie Literatur verfassen.

Sehr viel Sauerland

Exkurs: aus, Rückfall auf die Wildewiese. Von hier oben, gut 600 Meter hoch, kann man auf das Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerkes Rönkhausen schauen, und, wenn man auf den Schombergturm steigt, auf noch viel mehr Sauerland. Auf die Windräder der früheren Radarleitstelle Oedingen, auf die auf der Stöppel bei Halberbracht, bis zum Stimmstamm bei Meschede und zur Hunau bei Fredeburg reicht der Blick bei klarem Wetter. Von unten duftet die frisch gemähte Wiese nach Heu und einem Hauch süßem Waldmeister.

Wieder Urlaub dahoam!

Ab Turm geht es bergab zum Schlubberbruch, den eine dicke Buche markiert. Hier wurde seit dem Mittelalter nach Eisenerz gegraben. Weiter abwärts bis Röhrenspring lässt es sich auf dem bequemen Höhenflug gut wandeln. Wir bestaunen den Tisch der Natur: Himbeeren, Sauerampfer, Beifuß, Wilder Dost und sitzen kurz auf der Bank „Schöne Aussicht2020“. Dass Deutschland das noch erleben darf, dass die Deutschen in dieser Corona-Plague-Zeit wieder Urlaub dahoam machen! Unzählige Urlaubsfotos von Bekannten, Kollegen und Freunden auf Twitter, Instagram, WhatsApp und Konsorten legen bildliches Zeugnis davon ab. Neue deutsche Biederlichkeit? Nö! Wir Schlenderer waren schon immer überzeugt von der Schönheit unserer Heimat.

Nach Pilzen stöbern

Am Schnadestein der Städte uznd Gemeinden Sundern, Eslohe und Finnentrop biegen wir nach links Richtung Kloster Brunnen ab. Das Diözesanzentrum der Katholischen jungen Gemeinde im Erzbistum Paderborn liegt einsam abseits (wie immer) und jetzt verlassen. Hygienevorschriften lassen sich in Massenunterkünften mit Etagenbetten kaum realisieren.
Sichtungen am Wegesrand lassen Fred und mich bald im Unterholz nach Pilzen stöbern. Perlpilze, Pantherpilze, Stinkmorcheln, Samtfuß-Holzkremplinge, Goldröhrlinge, erst kürzlich nährte ein befriedigender Fund Pfifferlinge seinen Finder (mich). Der Anblick des ersten Steinpilzes der Saison lässt die neuronalen Netze funkeln und stieben, dann die Ernüchterung: Würmer waren früher da.

Kreuzkraut, Jakobskraut?

Überhaupt gibt am Wegesrand viel zu entdecken. Drüsiges Springkraut, Zottige Wicke, Natternkopf, Greiskraut, Mädesüß, Namen, die Du hinter der nächsten Wegbiegung wieder vergessen hast. Und was ist das, Jakobskreuzkraut? Jakobskraut, sagt Fred. Kreuzkraut, meine ich. Wir einigen uns darauf, dass man beides sagen kann. Rindvieh und Pferde findet das Zeug gar nicht schön, es ist in allen Teilen giftig für sie, sogar noch in der Silage.

Bio-Leistungskurs auf Exkursion

Irgendwie verfallen wir in einen kollektiven Bestimmungswahn, Franz und Fred kartieren jeden Quadratmeter mit ihren Kameras, eine Exkursion des Bio-Leistungskurses, eine Tour natur, eine Naturkunde-Runde. Vor uns gaukeln Waldbrettspiel, Kaisermantel, Admiral, Tagpfauenauge und Brauner Waldvogel. Hinter Endorferhütte lenkt die Tour in ein schönes Bachtal ein, auf der Wiese weiden bullige Black Angus (essbar). „Ein traumhafter Weg“, schwärmt Franz, und mit dieser äußerst treffenden Einschätzung verabschieden wir uns von euch, liebe Wander*innen.

4 Kommentare zu “Naturkunde-Runde

  1. …mein Kollege meinte vor einigen Tagen, „Du, Thomas, schau doch mal bei dieschlenderer.de vorbei, die haben einen total tollen Blog“.

    Ja, was soll ich sagen… Diese Runde war die erste, die ich mir bei Euch angeschaut habe. Toll gemacht und hat mich sofort „gepackt“. Jetzt werde ich mal sukzessive durch alle anderen Touren von Euch „durchschlendern“ ;-)
    Viele Grüße
    Thomas (…auch Lennestädter)

    • Hallo Thomas, vielen Dank für die Blumen, Du bist mit deinem Blog aber auch gut unterwegs! Wenn Du unterwegs mal zwei Wanderer siehst, darunter ein ganz langer, dann sind das wir.
      Grüße!

  2. Es hat Spaß gemacht, die tollen Fotos zu schauen und die amüsanten Texte zu der Naturkunde-Runde zu lesen. Dickes Lob euch beiden.

    • Danke Fred, für deinen netten Kommentar. Ich hoffe, du bist bei der nächsten Runde wieder dabei. Viele Grüße, Franz

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