Wenne, Wald, Weite

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Wenholthausen, das „Fenster zum Wennetal“, heißt es auf dem Wanderparkplatz an der Brücke, der Ortsname ein Dreiklang aus Wenne, Wald und Wohnhäusern, und wir fügen noch die Weite hinzu, die wir auf den Höhen rings um das Dorf herum erfahren durften.

Wenholthausen, kurz vor neun, auf den Wiesen schimmert der Tau, die Sonne läuft sich am Himmel warm, und dann taucht auch Franz aus der Tiefe des Hochsauerlandes auf. War viel Verkehr gewesen (danke, Norbert Blüm, für die Wiederbelebung des Plusquamperfektes). Alsbald sind wir auf dem Kamm und genießen den Blick über Wenholthausen und Mathmecke. Franz schießt einen zirpenden Piepmatz, einen Buchfinken, und in schneller Folge erscheinen Zilpzalp, Milan, Bussard, Rotkehlchen, Rotschwanz, Kleiber, Pinkmeisen, Mönchgrasmücken, Turmfalke, Girlitz und eine fröhlich im Flug trillernde Lerche. Es ist wieder Leben in der Bude (Wald). „Jetzt kannst Du die Vögel noch gut beobachten, es ist ja noch kein Laub an den Bäumen“, sagt Franz.

Vier Rehe hechten elegant über den Weg

„Kamperen bij de Boer“ heißt es auf einem Schild am Straßenrand. De Boer, waren das nicht diese rauflustigen holländischen Fußball-Brüder Frank und Ronald? Und die haben jetzt einen Campingplatz bei Wenholthausen? (Kalauermodus: aus)

Mitten im Wald hechten elegant vier Rehe nacheinander vor uns über den Weg. Sika-Wild? Weil: zu groß für ein Schalenwild und nicht rot genug. Die Tiere scheinen vom Arnsberger Wald herübergewandert zu sein. Zu unserer Linken taucht Grevenstein auf. Harmlos scheint das Örtchen dazuliegen, doch Kenner wissen, dass in den großräumigen Laboren Millionen von Hektolitern einer sauerländischen Volksdroge gebraut werden, deren Bekämpfung sich die Bevölkerung der Region immer wieder mannhaft entgegenwirft.

„Historisches“ Kartenmaterial ist so eine Sache

War das ein Pirol dahinten? Franz linst durch seine Optik und stuft auf Goldammer zurück. Verdammich, es katzelt an den Bäumen, es zitront (Falter) und huft (Lattich). Um auf den Weg zum Wallenstein zu kommen, müssen wir in Oberberge über die Wennebrücke. Die, über die Franz möchte, gebe es seit seiner Kindheit nicht mehr, versichert uns ein freundlicher Oberberger. Widerwillig räumt Franz ein, auf historisches Kartenmaterial zurückgegriffen zu haben. Für die Geschichtskundigen unter unseren Leserinnen und Lesern: Damals stand noch ne Mauer in Berlin.

Den ganzen Tag Bagger fahren!

Auf dem steilen Wallenstein sitzen wir wie die Krähen im Nest und picken unsere Brote. Die Burgruine ist, wie der Name schon sagt, dürftig, der Ort selbst wäre mythisch, wenn nicht dieser verdammte Lärm zu uns heraufwollen würde. Zu unseren Füßen rumpeln und knacken die Brecher des Diabas-Steinbruches. Geht wohl nicht anders als laut, wenn man große Grauwackesteine in kleine verwandeln will. Der Steinbruch selbst ist mit Signal-, ach was!, BVB-gelbem Stacheldraht umzäunt, zusätzlich leuchten auf der bereits gebrochenen Grauwacke große gelbe Flecken von Huflattich auf. Wir beobachten das Treiben im Steinbruch und sind einen Moment lang neidisch auf die Jungs da unten: dürfen den ganzen Tag Bagger und Riesenlaster fahren. Wieder unten im Tal spüren wir als Naturburschen aber sofort, was echte Herzbe- und entschleuniger sind. In der Sonne am Ufer sitzen und versonnen in den gleißend hellen Fluss schauen.

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