Im Mäandertal

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Mit dem Parken am Wasserschloss Laer in Meschede ist das so eine Sache: Genug Platz ist da, aber Du darfst ihn nicht benutzen, weil es der Parkplatz des vorgelagerten Busdepots der Verkehrsbetriebe ist. Ringt kurz mit eurem Gewissen und geht los.

Denn gegenüber am Hang gewinnt man schnell Land und Höhe und schaut bald auf die Stadt Meschede und das Wasserschloss. Neben dem Schloss ragt auf einem Hügel ein kariöses Gebäude auf, dass Franz anhand seines (gut erhaltenen) Kartenmaterials als Wartturm oder so identifiziert. Vor uns liegt ein weites Feld, auf dem gerade ein krasses stählernes Insekt aus Star Wars gelandet ist.

Schweinescheiße aus Gütersloh oder anderswo

Es injiziert der braunen Scholle eine ebenso braune, übelriechende Brühe – ein Landwirt bringt mit seinem Traktor und daran weit abstehenden Auslegern Gülle aus. „Schweinescheiße aus Gütersloh wird hier verklappt“ kommentiert Franz. Stimmt insofern, als dass neben dem Feld ein Tankwagen mit Gütersloher Kennzeichen mit stinkendem Nachschub wartet. Das Zeugs darin kann aber auch aus dem Gülledreieck Ostwestfalen/Niedersachsen oder Holland stammen. Nix wie weg!

Ein Bauer mit verwittertem Gesicht

Auf dem Kamm steht ein kleines, 1996 errichtetes Heiligenhäuschen. Innendrin ein Bildnis von Maria Magdalena mit dem toten Jesus (vermuten wir mal). „Es gehört dem Grafen von Westfalen da unten im Schloss“, erzählt uns ein Bauer mit verwittertem Gesicht. Er hat die beiden neugierigen Schlenderer aus seinem ebenso verwitterten Benz erspäht und die Seitenscheiben heruntergekurbelt. Der Mann hat sein Leben lang in Diensten des Grafen gestanden, als „Mädchen für alles“, was Scholle und Wald angeht. Graf Clemens August von Westphalen starb 2014, seine Frau Johanna († 2016) stammte aus der Grafenfamilie von Galen aus dem Münsterland.

Hier wächst die Wiese bis ins Wasser

Wir machen rüber zum Hennesee und steuern die nächstbeste Bank in der Berghauser Bucht zu einer Bananenpause an. Der See aalt sich wohlig in der Morgensonne, wir schauen ihm mit schlinzigen Augen zu. Praktisch an dieser Badebucht: Die Wiese wächst bis ins Wasser, was zu der Frage führt, wer unter Wasser mähen kann. Wir norden uns ein Richtung Mülsborn und landen in einem ruhigen, grünen Tal, in dem Bäche das Mäandern gelernt haben müssen. Bilderbuchmäßig windet sich der Schürenbach in Kehren und Kurven durch die Wiesen, an seinen Ufern stellen Erlen ihre Füße ins Wasser. In Mülsborn rödelt kleiner Mähroboter lautlos per einen vorschriftsmäßig getrimmten Rasen. Faule Säcke hier!

Im Bach flitzen die Forellen

Es folgt: Calle. Malerisch. Viel Fachwerk. Wir umrunden die Kirche, deren romanische Fenster von außen sehr hoch angesetzt wirken. Keine 50 Meter weiter tun sich zwei Bäche zusammen, die Kelbke und der Schürenbach, unter einer Brücke, auf der der hl. Nepomuk wacht. In einer Nebenstraße, auf einer Bank am Bach, in dem Forellen flitzen, machen wir die Schocken lang. Ein Müllwagenfahrer hält neben uns an und setzt seinen Laster rückwärts. „So schön müßte man es haben“, ruft er aus dem geöffneten Seitenfenster. Ja, stimmt. Ist schön, so.

Schade, kein Bärlauch gefunden!

Der Kammweg oberhalb von Calle (Z wie Cäsar oder K wie Cato?) gehört zum Ruhrhöhenweg. Das Wegstück Richtung Wasserschloss Laer hinüber windet sich schmalbandig durch Eichen- und Buchenhaine und ist eine kleine Wucht für sich, weil, wir gucken links ja ins Ruhrtal hinunter und zum Arnsberger Wald hinüber. Unterhalb der A46 ernten große Solarpaneele Sonnenlicht. Sie sehen aus wie badische Spargelfelder im Frühling, die mit dunkler Folie abgedeckt sind. Naja, besser als Windspargel-Räder, die in den Himmel wachsen.

Es grünt heftig und intensiv am Boden und der Sammelinstinkt trommelt Alarm. Doch der ersehnte Bärlauchfund will sich auf der trockenen Höhe nicht einstellen. Schade, denn das Pesto vom Kraut, das wir am Rothaarsteig geerntet hatten, ist alle.

Franz_Michael_klein

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