Ein bunter Pullover und kratzige Eindrücke

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Ein feines Wetter haben wir uns ausgesucht: Sturmtief Ciaran fegt uns an diesem Donnerstag auf dem Wanderparkplatz vor Müschede derart nass um die Ohren, dass wir beschließen, den Schauer abzuwettern. Und gehen dann los, trotz der Sturmausläufer.
„Waldspaziergänge heute sind keine gute Idee“, hatte die Radiomoderatorin auf dem Hinweg noch gesäuselt. Schon auf den Straßen war viel los. Umgestürzte Bäume und Äste auf der Fahrbahn, gesperrte Straßen, fünf Laster vor dir zur hohen Lehnscheid hoch, mit 30 Km/h durch Kuhschiss-Hagen schleichen und dann noch hinterm Besenwagen aus Sundern landen.
Kein gutes Vorzeichen.

Eine Axt wäre jetzt gut

Die Windsbraut rüttelt und schüttelt das Walddach, so dass wir den Song „All eyes on you“ (Copywright Meek Mill) beherzigen und immer nach oben auf brüchige Kandidaten schielen. Ab und zu versperren abgebrochene Äste den Pfad, eine Axt wäre jetzt gut. Weil Ciaran so gewütet hat, ist der Waldboden mit frischem, buntem Laub bedeckt. Eines unserer Ziele ist der Kurfürstliche Thiergarten, den Max Heinrich von Bayern 1670 gegründet hat. Ein reizvoller, weil geschichtsträchtiger Weg mit zahlreichen Naturwundern wie der Goethe-Eiche (die noch steht) und der von Kyrill gefällten Schiller-Buche. Bäume von unfassbarem Alter und Umfang. Der Teich von Forstmeister Göbel liegt am Wegrand, die Köhlerhütte und zahlreiche andere Attraktionen bis hoch zum Tempelberg, einem unscheinbaren, hölzernen Kral, aber mit seinem Namen von einer verflixten Zündwirkung, der auf das furchtbare Thema Hamas-Angriff auf Israel führt.

Eine präsidiale Rede Habecks

Markus, heute unser Dritter im Bunde, und ich versinken in einen heftigen Disput, aber die Schlenderer sind ja nicht umsonst ein Portal für politische Wanderungen und wohlfeile Debatten. Markus setzt auf internationale Kontrolle und Verhandlungen in diesem entsetzlichen Konflikt (Golda Meir hat mal gesagt: Du kannst nicht mit jemand verhandeln der gekommen ist, dich zu töten), ich bin bei Habeck mit seiner brillanten Rede auf Twitter (X) am Vorabend: „Die Hamas will nicht die Aussöhnung mit Israel, sondern die Auslöschung von Israel. Und deshalb gilt unverrückbar: Das Existenzrecht Israels darf nicht relativiert werden. Die Sicherheit Israels ist unsere Verpflichtung. Deutschland weiß das.“
Offenbar nicht jeder, denn Baerbock verkündete tags darauf, es gebe nicht „die eine Sichtweise“, und reißt mit dem Hintern um, was Habeck mit einer präsidialen Rede errichtet hatte. Seine sehens- und lesenswerte Rede hat die Jüdische Allgemeine übrigens im Wortlaut abgedruckt. Könnten die Organe des „Qualitätsjournalismus“ unserer Region ja auch mal machen.

„In der Vorführung des Grauens”

Wer wissen will, warum die israelische Verteidigungsarmee IDF den Krieg gegen die Terroristen mit solcher Vehemenz führt, sollte sich die Aufnahmen von mehr als 1400 regelrecht geschlachteten Zivilisten ansehen, teils von den Hamas-Terroristen sogar mit den Handys der Opfer aufgenommen und an die engsten Angehörigen verschickt, ihnen das Grauen ins Haus gesendet und die damit geprahlt haben („Vater, ich habe zehn Juden getötet. Mit eigenen Händen!“) Es gibt sie im Netz und sie sind, sagen Augenzeugen, widerlich und tief verstörend. Die israelische Botschaft in Berlin hat sie ausgewählten Journalisten unzensiert vorgeführt mit der ausdrücklichen Mahnung, sie nicht weiterzuverbreiten.

Israel der einzige Schutzraum

Wir zitieren hier mal Jörg Quoos, Chef des Funke-Standortes Berlin, der „In der Vorführung des Grauens“ war: „Mir kommt ein Satz in den Sinn, den Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant nach dem Überfall öffentlich sagte: ,Wir kämpfen gegen menschliche Tiere.‘ Ein Satz, der so emotional wie falsch ist. Es gibt im Tierreich keine Arten, die mit derart sadistischer Mordlust töten, wie sie die Aufnahmen der Terroristen dokumentieren.“ Beschwichtigung und Kritik an der Selbstverteidigung Israels und der islamistische, mit Shahada-Fahnen und IS-Symbolen demonstrierende antisemitische Mob auf unseren Straßen – ganz frisch in Essen – sind also völlig fehl am Platze. Israel ist der einzige Schutzraum für Juden in der Welt. Und darum geht es.

Wie jetzt die Kurve kriegen

Es ist jetzt schwer, wieder die Kurve zum Wandern zu kriegen. Hinter dem „Tempelberg“, den der Kurfürst einst aufschütten ließ, um Wild zu beobachten und zu erlegen, geht es bergab mit einem schönen Blick auf herbstlich gefärbte Laubwälder, die sich wie ein bunter Pullover an die Landschaft schmiegen. Schön und kuschelig, aber er will nicht so recht zu den vorherigen kratzigen Eindrücken passen.

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