Dünen und Strand

von Franz (Fotos) – Nee,wat is dat schöööön! oder wie die Niederländer zu sagen pflegen: Is het niet mooi! Mit Freund Klaus besuche ich wöchentlich einen Holländisch-Kurs. Wir tun uns aber beide recht schwer mit dem Lernen von Redewendungen und Vokabeln. Vielleicht bringt ein Kurzurlaub in Nordholland bei Sint Martenszee ja Besserung oder einen neuen Zugang zur Fremdsprache. Versuchen wollen wir es auf jeden Fall. Die vier Tage erschließen mir aber auch eine neue Landschaftsform. Hier die platte Polderlandschaft, mit riesigen abgeernteten Tulpenfeldern, grünen Wiesen und vielen Wasserläufen und direkt nebenan das größte Dünengebiet in Nordholland, die Schoorler Dünen. Nach zwei Fahrradtouren nach Bergen und Alkmar steht nun eine Wanderung durch dieses wunderschöne Dünengebiet an, das mit 54 m die höchsten und mit 5 km die breitesten Dünen in den Niederlanden zu bieten hat. Offene Dünen wechseln sich ab mit dichten Wäldern und feuchten Ebenen. Einzigartig sind die Heidelandschaften, die man fast nirgendwo sonst in den Dünen findet. Wir starten vom Parkplatz am Hargerstrandweg und befinden uns sofort auf einem sandigen Wanderweg, der uns mitten durch die Dünen, durch die bunten Wälder und die Heide führen wird. Aber zuerst müssen wir einen kleinen Zaun überklettern, denn hier grasen Heckrinder, die die Vegetation niedrig halten sollen. Es geht auf und ab auf dem sandigen Geläuf und wir ahnen, dass das Wandern auch schon mal beschwerlich sein kann.

Is dat niet mooi?

Mitten im Dünengebiet liegt idyllisch ein kleiner See, das Vogelmeer. Aber nur zwei Kormorane zeigen sich. Wie wir später nachlesen, haben Füchse die Vögel vom See vertrieben. Immer wieder fliegen allerdings Vogelschwärme aus der Heidelandschaft auf. Stare, Buchfinken und Wiesenpieper sammeln sich für ihren Vogelzug nach Süden. Wenig später tauchen wir in einen schönen mit Kiefern, Eichen, Birken und Buchen durchsetzten Mischwald ein. Herrliche Traumpfade im Wald und über schöne Heideflächen erzeugen Glücksgefühle. Is dat niet mooi? Dann öffnet sich der Blick wieder in die Dünenlandschaft. Vom Uitzichtpunt de Kerf können wir ein tolles 360 Grad Panorama über die Dünen bis zu den Wäldern und nach Westen zur nahen Nordsee genießen.

Wo laufen sie denn?

Der Groot Frieslandpad führt uns an den Meeresstrand und nach Norden zurück zum Parkplatz. Es ist Ebbe und der Strand schön breit. Dort wo die Wellen im Sand auslaufen, sehen wir kleine Vögel, die mit wahnsinnig schnellen Trippelschritten am Strand auf und ab flitzen und nach Nahrung suchen. „Wo laufen sie denn? Ja, wo laufen sie denn?“ Ich muss sofort an einen berühmten Sketch über zwei Pferderennbahnbesucher denken (von Loriot gezeichnet) und muss innerlich schmunzeln über die schnellen Laufeinlagen der Sanderlinge. Vor allem im Winterhalbjahr tauchen die Strandläufer in großen Schwärmen an der Nordseeküste auf. Sie suchen einzeln am Spülsaum nach Krebstieren, Würmern, Insekten und Fliegenlarven. Fressrivalen ihrer Art werden verscheucht. Ich kann sie noch bei einer Mittagspause in einer größeren Gruppe fotografieren. Sie stecken immer nur für kurze Zeit ihren Kopf ins Gefieder, schauen kurz auf und wechseln auf einem Bein hüpfend den Platz in der schützenden Schar. Ich könnte ihnen stundenlang zusehen. Aber dann entdecke ich Steinwälzer, die Muscheln von Bunen (Pfähle zum Küstenschutz) abknabbern. Diese Schnepfenvögel sind Langstreckenzieher, die an den Küsten von Nord- und Ostsee überwintern. Sie brüten zum Teil in der Arktis von Grönland oder Spitzbergen. Ich sehe sie zum ersten Mal und freue mich, sie bei ihrer bedächtigen Nahrungsaufnahme beobachten zu können. Ein Höhepunkt der abwechselungsreichen Wanderung durch die Dünen und am Strand. Dank je wel, Klaus.

 

 

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