Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Man trifft sich immer zweimal im Leben, besagt eine alte Weisheit. Im Sinne von: Kein Abschied ist für immer. Manchmal trifft man sich sogar auch ein drittes Mal, denn wir beginnen unsere Tour erneut in Endorf im Hochsauerland.
Hinter dem Licht lauert Schatten
Das Wetter an diesem Tag erinnert an die Hybris des Lebens, hinter dem Licht lauert der Schatten, auf den Sommer folgt der Winter. Unten im Tal liegt Endorf, frostiger Nebel wird verstärkt von einer dreckigen Kaminrauchfahne; hinter uns sonnt sich der grüne Hügel unter einem strahlend blauen Himmel. „Traumwetter, damit habe ich nicht gerechnet“, meint Franz. In der Tat waren Regen und Bewölkung angekündigt. Oben auf den Kämmen leuchten die letzten Blätter der Birken in der Sonne, die Stiefel streifen durch Raureif.
Singende Metzger
Was liest Du gerade, eine liebgewonnene Frage und Gewohnheit unter Lese- und Wanderfreunden. Franz hat die frisch gebackene Pulitzer-Preisträgerin Louise Erdrich im Fokus und ihren neuen Roman „Der Nachtwächter“, in dem sie den Kampf ihres indigenen Chippewa-Großvaters um den Erhalt seines Reservates schildert. Ja, wortreich, wortgewaltig, von poetischer Kraft, das belegt schon einer ihrer Vorgängerromane, „Der Club der singenden Metzger“ (den ich mir daraufhin besorgt habe). Wir reißen auch noch kurz das Thema Obama & the Boss an, ein Buch über aufgezeichnete Gespräche zwischen dem ex-US-Präsidenten und Bruce Springsteen. Ein Vorababdruck eines Auszuges in einer Sonntagszeitung macht begierig auf das ganze Buch. Doch schluck! Die „Renegades“, so der Titel, wollen 42 Euro für ihr Werk.
Eine Botschaft fürs Sauerland
Scheiße, von der Route abgekommen, wo sind wir denn jetzt gelandet? Hauptsache, gut gequatscht, zum Beispiel über die neue Sauerlandbotschaft der heimischen Politikerinnen und Politiker in Berlin (guckst Du hier). Parteiübergreifend, versteht sich, wollen sie sich für die Interessen des Sauerlandes einsetzen. Lobbyismus, den wir ausnahmsweise mal für gut halten. Mit Hajo Schumacher hatte die Botschaft auch einen umtriebigen Medienmann, der sie entsprechend in Szene setzte.
Der unbeabsichtigte Schlenker ist auch soo schlecht nicht, denn hinter der nächsten Kurve laufen wir aus der Kälte ins Licht und erheischen weitreichende Blicke. Schön ist das Panorama nicht immer, denn der Borkenkäfer hat um Endorf herum gewütet und eine Mondlandschaft hinterlassen. Respektive ein Harvester, der sattgefressen am Hang steht und den Boden mit tonnenschweren Radketten aufgerissen hat. Ganze Berge toter Fichten hat er abgegrast und zerstörte Landschaften und Wege hinterlassen.
„Frankensteinpilz”
Was dem normalen Waldspaziergänger nicht auffällt: Das Pilzwachstum im Sauerland ist in diesem Jahr bei weitem nicht so ausgeprägt, wie es sein sollte. Das betrifft nicht nur den Steinpilz, der Anfang bis Mitte Juli zwar früh und massenhaft auftrat, aber auch zu über 90 Prozent wurmig war. Selbst versierte Sucher konnten sich bisher nur aus gesunden Teilen mehrerer Exemplare einen „Frankensteinpilz“ zusammensetzen. Pilze sind wichtig für den Wald, sie zersetzen Holz, Laub und Nadelzeugs und halten den Nährstoffkreislauf in Schwung. Jetzt fehlen ihre sichtbaren Fruchtkörper. Ist auch das Myzel, das unterirdische Netz aus feinen Fäden, dauerhaft geschädigt und wird der Klimawandel schon bald auch unsere Lebensgrundlagen vernichten? Und mit dieser Dystopie aka düstere Vorahnung verabschieden wir uns bis zur nächsten Geschichte.