Lippe riskieren

Von Franz (Text und Fotos) – Endlich war es soweit. Viele Jahre in Schweden den Stora Le im Dalsland mit dem Kanadier befahren, es aber nie geschafft in der Heimat, auf einem Fluss oder See zu paddeln.

Martin hat seit seiner Jugend ein Faltboot und hat mich eingeladen, auf der Lippe bei Lippstadt eine Paddeltour zu machen. Wir haben mein Fahrrad ca. 9 Kilometer vor Lippstadt in Benninghausen abgestellt, um zum Startpunkt zurück zu radeln und das Auto zu holen. An der Brücke bei Hörste, etwa 9 Kilometer flussaufwärts östlich von Lippstadt, haben wir das Boot aufgebaut. Dazu wird zunächst das Bug- und das Heckgestänge in die Außenhülle gesteckt, die Verbindungsstangen zusammengefügt, der Holzboden runtergedrückt und die Spanten eingesetzt. Zum Schluss werden die Sitzflächen und Rückenlehnen eingehängt. Fertig ist das flusstaugliche Paddelboot.

Die ersten „Wellchen”

An der Anlegestelle für mich die erste Hürde. Das zusammengesteckte Paddel hinter die Lehne über das Boot und den Anleger legen, mit beiden Händen hinter dem Körper das Paddel fassen, einen Fuß auf den schmalen Bootsboden stellen und dann gekonnt Platz nehmen, das ist schon eine echte Herausforderung für mich (zwei Meter Körperlänge wollen schließlich irgendwie gefaltet werden). Elegant sieht das sicherlich nicht aus. Martin sitzt hinter mir und übernimmt als erfahrener Paddler das Lenken. Los geht es und schon muss ich feststellen, wie schwerfällig das Boot auf Lenkmanöver ohne Steuerungseinrichtung reagiert, die haben wir nämlich im Kofferraum gelassen. Schon kommen die ersten Ratschläge von hinten. Paddel senkrecht und nur bis zum Abtropfring eintauchen, sonst gibt es Schaukelbewegungen. Als das endlich halbwegs klappt, können wir uns auf den schönen Flussverlauf konzentrieren. Die Lippe kurvt durch die Landschaft und schon kommt der nächste Tipp: die Kurven außen in der Strömung anfahren, sonst dreht der Bug schnell ab und wir haben kräftig gegen zu paddeln.

Lippstadt, das Venedig Westfalens

Nach etwa zwei Kilometern erreichen wir die erste „Stromschnelle”. In Martins Augen sind es eher ein paar „Wellchen”. Ich steige trotzdem lieber aus und fotografiere Martin, wie er gekonnt die Hindernisse umkurvt und durch die Wellchen gleitet. Sieht schön aus, beim nächsten Mal würde ich im Boot bleiben.

Ruhig dahingleitend erreichen wir Lippstadt, das Venedig Westfalens. Die Lippe teilt sich in mehrere Flussarme auf, die westlich von Lippstadt wieder zusammen fließen. Wir nehmen den rechten Flussarm, gleiten unter Brücken durch und an Stadtparks vorbei. Vor einer Bootsgasse machen wir Pause. Dann kurz überlegen: das Boot umtragen oder hinunterfahren. Martin, der Profi, entscheidet sich natürlich für durchfahren und ich habe Gelegenheit ein kleines Filmchen zu drehen, vom Ufer, versteht sich wohl von selbst.

In den „Stromschnellchen” dahinter merke ich, wie schön sich das Faltboot den Wellchen anpasst. So werde auch ich allmählich sicherer. Vor uns gleiten Bisamratten durchs Wasser und Enten, Gänse und Schwäne machen Platz, wir versuchen sie natürlich weiträumig zu umfahren. Einen Nutria am Ufersaum habe ich leider zu spät gesehen, um ihn noch zu fotografieren. Die Stelle habe ich mir aber gemerkt und konnte auf der Rückfahrt mit dem Fahrrad noch ein paar Fotos vom schwimmenden Nutria „schießen”. Der südamerikanische Sumpfbiber, auch Nutria genannt, ist erst seit zehn Jahren im Kreis Soest heimisch.

Arme ausschütteln, Beine vertreten

Allmählich merke ich die nicht so kräftig ausgeprägte Schultermuskulatur. Das Paddel will schließlich mit fast ausgestreckten Armen hochgehalten und ins Wasser gestochen werden. Also machen wir wieder eine kleine Pause auf einer Insel in der Lippe. Arme ausschütteln, Beine ein wenig vertreten und weiter geht es.

Jetzt darf ich auch einmal hinten sitzen und das Boot steuern. Ohne Steuervorrichtung ist das aber wirklich schwierig. Wir schlingern über die Lippe, ein ruhiger Geradeauslauf will sich einfach nicht einstellen. Immer mache ich eine Paddelbewegung zu viel und der Bug dreht sich etwas zu weit. Ihn wieder in die richtige Spur zu bekommen, kostet Kraft. Wir wechseln wieder die Sitzposition und sparen gefühlt einige Stromkilometer ein. Schließlich erreichen wir die Brücke von Benninghausen und ich kann auf der Fahrradtour die Lippe noch von oben kennenlernen.

Danke Martin, das war ein schöner Tag.

Franz_Autor

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