Ein Bach, ein Turm, ein Star-Ensemble

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – In dieser Gegend bin ich noch nie gewesen“: Nscho Tschis Satz, wenn Winnetou seine Schwester erstmals mitnimmt in die Goldgründe der Apachen (Copyright: Karl-May-Festspiele Elspe), trifft auch auf Kierspe zu.
Unbekanntes Land, aber sehr ergiebig für Wanderer wie uns. Gleich hinter dem Parkplatz „Dürener Haus“ öffnet sich ein Rundum-Panorama, die Nordhelle im Osten, das Bergische Land im Westen, dazwischen kurz gehaltenes Grün, unterbrochen von Hecken und Laubwäldern. Schon bald biegen wir von der vorgeplanten Strecke ab und entern einen Pfad entlang eines Waldsaumes. Mehrere Nistkästen hängen auf Sicht- und Greifhöhe und vor einem Starenkasten bremsen wir von 6 km/h auf Null herunter. Franz öffnet die Klappe und erschrickt: Mann, die Hütte ist voll belegt. Ein Star-Ensemble reckt die hungrigen Schnäbelchen.

„Toptrail“, meint Franz

Die Werte des Wienhagener Turmes liegen in seinem Inneren. Das Treppenhaus ist von einem Künstler mit naiver Wandmalerei gestaltet worden. Da die Bäume ebenso hoch wie der Turm sind (14 m), gibt es nicht viel zu gucken. Nur Kierspe lugt zwischen den Wipfeln durch. Wir treiben durch die grüne, hügelige Parklandschaft, immer wieder reicht der Blick weit, ein Panorama mit hypnotischer Saugkraft, wir fallen förmlich in die Umgebung. Franz räumt der Tour spontan das Prädikat „Toptrail“ zu, „was für eine schöne Gegend!“ Ein alter Herr, der seinen Garten im Grünen pflegt, stimmt zu: „Deshalb bin ich aus der Stadt hergezogen.“

Die Zeit fließt bedächtig wie der Bach

Nicht alles ist in Ordnung. In einer der wenigen Fichten-Ecken haben Windwurf und Borkenkäfer gewütet und die anhaltende Trockenheit macht den angepflanzten Laubbaum-Schößlingen zu schaffen. Arbeiter wässern die Pflanzen geduldig mit dem Schlauch. Keine schönen Aussichten, wenn es nicht bald ergiebig regnet.
Ein wunderschönes Bachtal teleportiert einen in eine Parallelwelt. Sanft murmelt sich das Wasser durch das langgestreckte Wiesental, die Zeit, so scheint es, fließt so bedächtig wie der Bach. Eine Groppe lugt unter einem Stein hervor. Hier könnte man Eintritt verlangen…

Mehr Wasser zum Schluss

Tröstlich, beruhigend, schön, eine Szenerie, die aus einem Buch des amerikanischen Schriftstellers Kent Haruf (Unsere Seelen bei Nacht, Abendrot, etc.) entsprungen sein könnte. Haruf erzählt die Geschichten einfacher Menschen in der Stadt Holt im US-Staat Colorado mit einfachen Sätzen, die sich wunderlicher Weise zu einem Ton, zu einer berührenden Melodie fügen. Warum muss man erst alt werden, um solche Auftritte der Natur zu schätzen?
Ein bisschen mehr Wasser fließt in der Lingese-Talsperre. Hinter der Staumauer warten 2,6 Millionen Kubikmeter, um den Pegel der Wupper zu erhöhen oder den Trinkwasserbedarf der Gegend zu decken. Sie ist, so heißt es, eine der ältesten Talsperren (1888-89) im Wupperverband. Vom Ufer aus führt ein schmaler Pfad wieder hinauf in die offene Parklandschaft. Punktabzug gibt es nur für die letzten Kilometer: zu viel Teer.

Bei einer weiteren Wanderung von Dürenerhaus haben wir diese Wegstrecke geändert und ab Benninghausen den A2 hinunter nach Dorn und über Haustätte bis kurz vor der B237 genutzt. Dort sind wir auf einem unmarkierten Waldweg bis unterhalb von Düren gelaufen. Diese sehr schöne Teilstrecke haben wir auf der Karte in outdooractive schon geändert (s.u.).

 

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