Ruhrschwung

Von Dorothe (Fotografie) und Michael (Text) – Es gibt diese Müller-Milch-Tage, weißt Du, an denen der kleine Hunger kommt; wandertechnisch war die Woche kaum ergiebig, Du musst mal raus, ums Hüngerchen zu stillen. Da wir nicht Luis Suarez heißen – knabbert beim Fußball gern Gegenspieler an – und auch nicht auf Milchreis stehen, beamen wir uns von Dortmund nach Hattingen runter…

…schwingen uns in den Ruhrbogen bei Winz-Baak ein und rätseln am Ufer: Wo ist jetzt mehr Betrieb – auf der Ruhr oder neben ihr, auf dem nach ihr benannten Radweg? Auf letzterem, auf dem wir uns ebenfalls bewegen: Dutzende von Freizeit- und Sportradlern, auf Rennrädern, Mountain- und Fatbikes, gehaltvollere und ältere Radler gerne auf elektromotorisch unterstützten Zweirädern, Kühe (echt jetzt). Auf dem gemütlich dahintreibenden Strom: Kanus, Kajaks, Schlauchboote, Flöße und grazile Azurjungfern (keine Chicas, Libellen).

„Was ist da mit der rechten Seite los?”

Unterhalb der Ruhrbrücke nach Winz-Baak schaufeln Eventveranstalter wie Querfeldeins und Ruhrpiraten Mengen an jungen Leuten auf Flöße und bespaßen die Ruhr. Vor das dösige Treiben haben die Organisatoren aber den Schweiß gesetzt: Pumpen, aufblasen, keuchen. Einbeinige Kanadagänse auf der Ruhr-Stufe schauen dem Treiben uninteressiert zu. Grill aufgebaut, 5-Liter-Fässchen gebunkert und ab dafür. Mnnjaaa, nicht immer schwimmen die plumpen Flöße dahin, wo sie hin sollen. „Was ist mit der rechten Seite da los?”, tönt der Steuermann. Ist auf der Ruhr wie in der Bundestagsfraktion: Jeder Flügel will woanders hin.

In der Ruhr treiben jede Menge Körper

Wir legen einen Zahn zu und lassen die steuerlos drehenden Flöße zu Fuß leicht hinter uns. An einem kleinen, malerischen Zulauf der Ruhr tummeln sich gebänderte Prachtlibellen gleich schockweise. Dann da, ja da! Treiben eine Menge Körper in der Ruhr. Ist son Piratendings gekentert? Zwei Knirpse von der DLRG Hattingen-Süd klären uns auf: Übung! Sie selbst: auf Fußstreife an der Ruhr, was sonst! Wer hier im Wasser liegt und nicht übermäßig Bier vernichtet hat, dürfte mit dem Überleben keine Probleme haben. Denn einer der Rettungsschwimmer ruft ans Ufer: „Hier ist es übrigens flach.” – Er hatte mit seinem Pöppes Grundberührung.

„Hier ist der 30-jährige Krieg angesagt”

Unterhalb der Burg Isenberg klinken wir uns nach links aus dem Ruhrtalradweg aus, suchen und finden eine sehr! steilen Fußpfad zur Ruine oberhalb der Ruhr hinauf. Hier stand um 1200 herum für eine sehr kurze Zeit von 25 Jahren eine sehr langgezogene Burganlage auf dem schmalen Bergrücken. Die rührigen Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der Burg mähen den Rasen zwischen den verbliebenen Mauern, ein bisschen Freischnitt hier und da in den höheren Bäumen wg. Weitblick ins Ruhrtal wäre auch nicht schlecht. Von unten im Tal dröhnen Explosionen hoch. Kannten die Ritter damals schon Schießpulver, oder wird da gesprengt?, fragen wir die Vereinsleute. Ist nur der Schießplatz eines Vereins, dessen Mitglieder unter anderem großkalibrige Vorderlader zünden. „Wenn die Schüsse tief und langsam donnern, ist hier der 30-jährige Krieg angesagt”, grinst einer. Wir schlendern durch die Mauern, hoch zum gut erhaltenen Custodis-Haus aus dem Jahr 1855 (sonntags sitzt dort drinnen der freundliche Gerhard Schwätzer vom Verein und erzählt die Geschichte der Burg), von dort aus wieder zur Ruhr runter und zurück.

Hüngerchen gestillt, satt, auch geguckt.

Doro_80x80Michael_Autor

Die Strecke wurde aufgezeichnet mit der App outdooractive:

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