Licht & Schatten

Ein Mann, ein Projekt: zu Fuß vom Schwarzwald durch die Schweiz zum Lago Maggiore. Hier Geralds Wandertagebuch, Tag 2: von Rünenberg nach Willisau.
Licht und Schatten heute, der Tag hielt die erwarteten Tiefpunkte bereit, aber auch schöne und vor allem trockene Momente. Kurzer Rückblick zum B&B von Helena Beusch in Rünenberg, ein echter Glückstreffer! Die Logopädin hat den fast 200 Jahre alten Bauernhof zusammen mit ihrem Mann liebevoll restauriert. Jetzt recherchiert sie nach den Urbesitzern, die teils nach Amerika ausgewandert sind und dort ebenfalls eine Seidenweberei aufgebaut haben. „Ich kenne die Familiengeschichte der Auswanderer besser als meine eigene…“, sagt sie. Bei plätschernden Regen und Glockenklang zweier Kälber super dort geschlafen.

Exzellente Markierung im Stadtdschungel

Mit leichtem Nieselregen geht’s  bereits um 7.30 Uhr weiter. So viel Stille noch in Rünenberg und Kilchberg, vorbei am alten Badhaus, das Anne Mclaren mit ihrem Mann ebenso liebevoll restauriert hat. Hier könnten Hilde & ich auch mal mit dem Motorrad hinfahren. Stop, genug geplaudert, ich habe schon die gelbe Karte von Supervisor Mike, „zu viel Text“. Also schnell nach Wisen, schon im Kanton Soloturn, von dort im Morgennebel hinauf zur Froburg, eine „Beize“, wie hier Ausflugslokale heißen, auf 820 Höhenmetern gelegen. Es gibt auch eine Panoramatafel, aber keine Sicht (weiß doch jeder, wie der Eiger aussieht…), dann noch eine kurzer Ausflug ins Mittelalter bei der Stipvisite der Burgruine. Unten in Olten könnte der Kontrast kaum größer sein, wenn einen 7-stöckige Apartmentblöcke mit dem Charme der 1960er empfangen. Positiv ist, dass auf die exzellente Wegmarkierung auch im städtischen Dschungel bei den Schweizern Verlass ist. Wenn man die Zwischenetappen kennt, benötigt man praktisch keine Karte. Was wird geknipst: Natürlich die pittoreske Altstadt-Ansicht an der Aare, des größten Nebenflusses des Rheins, die mehr Wasser führt als der Rhein selbst. In drei Tagen werde ich am Grimselpass an ihrer Quelle sein.

Altstadt von Aarburg überrascht

Ich will ja etwas sehen und erleben, also entscheide ich mich, sehr steil zum Schlössli Säli aufzusteigen. Ein Felstor ist letztlich attraktiver als das zum Restaurant umverbauten Schlösschen, das man auf dem Foto Stadtansicht Olten ganz weit hinten auf dem Hügel sieht. Die Burgruine Altwarteck ein Stück weiter ist auch nicht viel interssanter, zumal es jetzt regnet. Beim Abstieg vom Burgfelsen entscheide ich mich für die längere Variante durchs „Städtli Aarburg“, und das ist wieder eine nette Überraschung, weil man die Altstadt vom Auto nicht sehen kann. Wohl aber die darüber thronende Burganlage, eine der größten mittelalterlichen Burgen der Schweiz, heute ein Jugendgefängnis.

Auch ne Zugfahrt muss mal sein!

Jetzt aber in den Zug, 13 km im platten und verbauten Mittelland parallel zur Transitautobahn A2 wären auch bei schönem Wetter nichts. Wo die Autobahn nach Luzern abbiegt, steige ich aus und erlebe in Nebikon den Tiefpunkt des Wandertages, am Zaun eines Firmengeländes entlang. So viele Gesichter hat die Schweiz! Ein Motivationspfad mit schlauen Erkenntnissen bringt mich wieder in die Spur, die an den gleichmäßig rauschenden braunen Fluten der Wigger entlang führt. Noch zwei Stunden bis nach Willisau, wo es eine wunderschöne Altstadt und ein bescheidenes Quartier für die Nacht gibt.

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