We were here

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Bevor wir anfangen, ja, über diese Umrundung der Hohen Bracht zu berichten, müssen wir erstmal Dampf ablassen. Ist doch echt Käse, nach einer Woche auf dem Pfälzer Waldpfad mit Fast-noch-Sommer im Sauerland in den Schon-halben-Winter zu geraten, und der goldene Herbst, ja, wo ist er abgeblieben?

Wir gehen mal nachschauen und fangen in Benolpe an. Benolpe, Benolpe, wieder eine Gelegenheit, über eigenartige Ortsnamen zu schmunzeln, denn in der Gegend gibt es nämlich auch Dörfer namens Ober- und Unterneger. Benolpe gehört jedoch nicht zur Stadt Olpe wie zu vermuten wäre, sondern zu Kirchhundem, das auch noch ein Hofolpe als Ortsteil besitzt.

„Wir waren schon mal hier”

Im Ort geht es hinter der Kirche rechts hoch (Im Inken), nach ein paar hunder Metern Wagen abgestellt, losmarschiert. Am Benolper Kreuz erste Anzeichen des Wiedererkennens, als wir auf eine große Info-Tafel treffen. „Aha, Veischeder Sonnenpfad, hier waren wir schon mal”, meint Franz. We were here*, indeed, aber etwas weiter auf der nördlichen Schleife des Pfades. Da waren wir wirklich schon mal, hier beschrieben und hier vom Internetportal der Sauerländer Tourismusexperten auf uns verlinkt. Klammer auf: Uh, stolz, Ausrufezeichen, Klammer zu.

Das Licht streichelt Gesicht und Seele

Schade, das mit dem Herbst. Offenbar haben wir die Reifephase der Steinpilze im Sauerland großteils verpasst, üüüberhaupt nichts los im Unterholz! Oberhalb von Bilstein das erste amtliche Herbstpanorama. Der Wald um die Burg herum schimmert in dunklen Orange- und Brauntönen, könnte leuchtender und farbiger sein, denkt man an den Indian Summer an der US-amerikanischen Ostküste. Aber die Amis haben ja mehr Ahörner in ihre Wälder gepflanzt, die vielfarbigeres Laub abwerfen. Im Lennetal dahinter hängen tiefliegende Wolkenschichten, sehr schön das. Das Licht ist weich und mild, die Sonnenstrahlen streicheln Gesicht und Seele, und oben am Berg zeichnet sich die Hohe Bracht im Gegenlicht als schwarzer Schattenriß ab.

„Du wirst in Wäldern mehr finden als in Büchern”

Unterhalb des Turms liegt ein Labyrinth, über das wir in obig verlinkten Beitrag ebenfalls schon mal berichtet haben. Uns stechen die sinntragenden und immer noch passende Weisheiten ein, die die erklärenden Texte begleiten. „Du wirst mehr in den Wäldern finden als in Büchern” geht auf Bernhard von Clairvaux zurück, einen bedeutenden Mönch des Zisterzienserordens. Ja klar, unterschreiben wir als dieSchenderer.de sofort, aber im 12. Jahrhundert gab es kaum Bücher und wenige gebildete Menschen, die sie lesen konnten. Der zweite Spruch wird Robert Kennedy zugerechnet, oder war es JFK?. „Räume deinen Kindern nicht alle Steine aus dem Weg, sonst rennen sie einmal gegen Mauern.” Ist jetzt ein sehr privater Gedanke, der hier im Blog auftaucht.

Oben auf der Turmspitze scannen wir die Skyline ab, namhafte Landmarken wie die Stöppel bei Halberbracht mit ihren Windrädern, weiter entfernt liegen die Hunau mit dem Fernmelde-Spargel und der Rhein-Weser-Turm breiig-weich im Dunst. Eine der Tafeln, die die sichtbare Landschaft erklären, zeigt in die falsche Richtung. Um Bilstein zu sehen, muss man sich schon herausrecken und um den Pfeiler gucken, Elspe ist in dieser Richtung gar nicht zu sehen. Oder dreht sich der Turm?

Wir trotten die Stufen runter. Der Turmwirt hat das Kaminfernsehen angestellt, im Bullerofen mit Glasscheibe lodern dicke Scheite. Nur ein Programm, aber das wärmt.
* So lautet der Titel der zweiten Platte von Boy;  ihr Folkpop ist nun etwas opulenter und damit glatter produziert als „Mutual Friends“,  wir mögen die leicht verschnupft klingende Mädchenstimme von  Valeska Steiner, die „Lieder im rehbraunen Fell”, wie ein Hasskritiker die unbeschwerte Poesie der Band benannte.

Franz_Michael_klein

 

Die gpx-Daten der Wanderung wurden mit dem Tourenplaner von outdooractive erstellt:

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