Zum Abschied Keschden

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Wir trollen uns wieder auf den Weg zur 5. Etappe im Pfälzer Wald, der Pfad zieht uns, lenkt uns, ab und zu werfen wir einen beruhigenden Blick auf das Logo des Pfälzer Waldpfades am Wegesrand, ein Blatt auf grünem Hintergrund, und auf Birkenpilze, die Martin maliziös lächelnd einsackt.

Die Pilzmahlzeit am Vorabend im Landgasthof Luitpoldsturm in Hermersbergerhof war exzellent, der Mann am Herd verstand sich auf sein Handwerk. Ob wir solch einen Koch noch einmal treffen?

Gibt es weiße Birkenpilze?

Erst mal treffen wir auf einen Biker, der uns auf dem Weg nach Dahn einen Schlenker zur Deichenwand ans Herz legt. Der Tipp lohnt sich, weil: Steinpilze, und die Deichenwand entpuppt sich als aus dem Kiefernwald auf- und überkragendes Trumm aus rotem Sandstein. Unterhalb der Wand stoßen wir auf weiße Steinpilze, oder sind es weiße Birkenpilze? Den Albinos fehlt offenbar ein Farbgen, das sich als äußerst nützlich herausstellt. Wir lassen sie nämlich stehen. Wird doch wohl nicht irgendsoein Trick der Pilze sein, die sie vor Sammlern schützt?

Vor Hauenstein folgen wir dem Lauf der Queich und sehen Wasser, das nach 50 Kilometern in den Rhein fließt. Wir notieren: vermehrt Tageswandereraufkommen. Es ist Freitag, es geht aufs Wochenende zu, und das Dahner Felsenland ist ein touristischer Hotspot.

Esskastanien liegen auf dem Weg

Aber erst einmal: Yess! haben wir das Triple geschafft. Drei Steinpilze sind zu einem entzückenden Ensemble zusammengewachsen. Hinter dem Pfälzerwaldvereins-Haus „Dicke Eiche” steht, bzw. liegt eben jenes 300 Jahre alte gleichnamige Naturdenkmal. Die „Dicke Eiche” ist im Jahr 2003 abgestorben, weil irgendein Idiot – steht natürlich so nicht da -, am 25. Mai 1994 den Stamm mit einer Motorsäge „erheblich beschädigt” hat und die wesentlichen Leitungsbahnen zerschnitten wurden wie Achilles ihm seine Sehne.

Immer häufiger liegen Esskastanien auf dem Weg, denn im Pfälzer Wald stehen sehr viele Edelkastanien herum. Franz und ich stopfen uns die Taschen voll, weil eine junge Frau bald Geburtstag hat und sich Kastanienmousse wünscht. Keschden in der Pfalz, in Südtirol heißen sie Keschtn, in Österreich Maroni = Kastanien, die man essen kann.

Das Fernwandern hat richtig Spaß gemacht

Der unschöne Abschied aus dem Hotel (siehe Kasten ganz unten) schlägt aufs Gemüt und wir verlassen Dahn mehr verdattert als aufgebracht über soviel Impertinenz, kraxeln am letzten Tag unserer Fernwanderung aber eher lustlos durch die Burgengruppe Altdahn-Grafendahn-Tanstein, die spektakulär auf einem scharfen Kamm liegen. Aber hey, wir sind in der Pfalz, und der Wald hilft über solche Misstöne hinweg. Also bestaunen wir schon aus der Ferne die wuchtige Burgruine Drachenfels sowie die Vorfahren, die die Standhaftigkeit und Trutzigkeit des Steins schützend für sich zu nutzen wussten, indem sie Kammern und Räume in den Fels stemmten. Oberhalb von Erlenbach steht noch ne Burg, Berwartstein, und sie sieht noch ziemlich komplett aus. Hoch? Nee, nä. Franz und Martin hauen sich zum Abschluss und somit standesgemäß eine Portion Pfälzer Saumagen rein.

Eine Etappe bis zum Endpunkt des Pfälzer Waldpfades in Schweigen-Rettenbach fehlt zwar, doch auch bis hierher hat uns die Tour richtig Spaß gemacht.

Hier unsere persönlichen Glanzlichter:

Michael_Autor

Der Blick vom Bergfried
Wer wie ich oben vom Bergfried der Burgruine Gräfenstein zum ersten Mal ÜBER den Pfälzer Wald schaut, den haut es aus den Wandersocken. Eine dichte, fast geschlossene Decke aus Laub- und Nadelbäumen schmiegt sich an eine hügelig-bergige Landschaft. Wald, soweit das Auge reicht, bei unserer Tour im Oktober mit den ein oder anderen schicken Herbstfarbensprenkeln. „Overwhelming”, sagt der US-Amerikaner zu solchen „outlooks”, ein Must im Pfälzer Wald.

Martin_80x80

Im Karlstal steht die Zeit still
Am frühen Morgen starten wir im Tal des Moosalbbachs, das uns erst an den historischen „Hämmern“ vorbeiführt und sich dann zum Karlstal verengt. Unten in dieser Schlucht scheint die Zeit still zu stehen: Grünes Licht auf moosbewachsenen Felsen, immer wieder Brücken über das klare Wasser des Bachs und außer uns – kein Mensch!
Nach tief unten, ganz oben auf dem Luitpoldsturm: Ringsum nur der Pfälzer Wald, keine Stadt, kein Dorf, nur die kleine Ansiedlung Hermersbergerhof zu unseren Füßen. Man bekommt eine Ahnung, wie es in unserem Land zu (prä)historischen Zeiten ausgesehen hat.

Franz_Autor

Glück an den Seelenfelsen
Die Seelenfelsen bei Waldfischbach-Burgalben im Schwarzbachtal machen ihrem Namen alle Ehre. Ich jedenfalls kann mein Glück kaum fassen. Der Pfad windet sich vorbei an steil aufragenden Felsen, die von Wasser und Wind mit bizarren Strukturen bearbeitet wurden. Die Schönheit des roten Sandsteins will das Herz („Seele”) vor Begeisterung schier überquellen lassen. Unter einem Felsüberhang lädt eine Bank zum Verweilen ein. Die Sonne lugt durch das schon herbstlich gefärbte Blätterdach und wir debattieren die Möglichkeiten, die die zum Klettern freigegebenen Felsen bieten. Vom dritten bis sechsten Schwierigkeitsgrad sind 41 Routen möglich. Ob wir wohl noch einmal wiederkommen? Die Chancen stehen nicht schlecht, denn wo sonst kann man besser die Seele baumeln lassen.
Da war noch...
Wir sind im Pfälzer Wald immer gastfreundlich aufgenommen, die Ausnahme bildet ein teureres Hotel in Dahn. Schon die zaghafte Nachfrage, ob man sich eine Schnitte Brot als Jause mit auf den Weg nehmen dürfe, wurde als erfüllter Tatbestand gewertet und die Bezahlung vom Hotelier lautstark und polternd an der Rezeption eingefordert. Reiseproviant, Wegzehrung, Jause ist eine gastronomische Leistung, die bezahlt werden muss – als Gast kann ich dieses Angebot, wie im vorliegenden Fall, ablehnen. Das Frühstücksbuffet war übrigens ausgezeichnet, opulent, überbordend gefüllt. Aber was nützt es, wenn der Gastgeber vom Herzen her häßlich ist? Als Choleriker sollte man kein Hotel führen. Ey, in dieses Hotel kriegen uns keine zehn Pferde mehr!

Die Etappen kann man auf der Seite Pfälzer Wandermenü als gpx-Tracks herunterladen.

 

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