Auf der Drehbank


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Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Das Ende des Märkischen Sauerlandes liegt in Wellin. Ganz sicher. Bei der Anreise über Hüinghausen durch dichten, dunklen Wald muss man das Fahrlicht einschalten, so dass man bei der Ankunft auf der lichten Anhöhe ein Gefühl der Erleichterung verspürt.

Regelmäßige Leser*innen – Gender-Stern, jawoll! – wissen, dass wir im Winter schon mal hier waren. Zur ersten Winter-Überquerung der Hohen Molmert ever. Die Wanderstiefel haben die Schneeschuhe ersetzt, wo hoher Schnee lag, breitet sich nun eine intensiv grüne Matte aus, in der Luft liegt der Duft von frisch gemähtem Heu.

Da fällst Du vom Hocker!

Und dann das! Du fällst vom Hocker: eine Waldliege auf schwenkbarer Lafette, quasi: eine Drehbank. Wie die Kinder stürzen wir uns auf das Ding, kreisen und drehen, was das Gestell hergibt. Laid back Landschaft genießen im 360-Grad-Kreis. Strategisch genial positioniert, weil man hier oben fast in jede Himmelsrichtung schauen kann. Dem Erfinder dieses Dingens eine dreifache Auszeichnung in Form einer Wander-Eule, erhältlich im Landgasthof Wüllner in Oberhenneborn. Östliches Sauerland, Nordhelle, tief im Westen Lüdenscheid, weißgottwasfürDörfer. „So ein Highlight gleich zu Beginn des Weges, das ist doch kaum mehr zu toppen“, stöhnt Franz.

Balancieren am Rand der Scheiße

Wer das echte Leben am eigenen Leib erfahren hat, weiß, dass es keine Höhe- ohne Tiefpunkte gibt. Wir stiefeln keine 300, 400 Meter weiter dran vorbei. Ein Harvester hat tiefe Furchen in den Waldboden gefräst; Matsch, als ob der Permafrost in der russischen Tundra aufgeweicht wäre. Balancieren am Rand der Scheiße fördert bekanntlich die Konzentration und das Gleichgewichtsgefühl. Was wir als Vertreter des Wanderportals für Achtsamkeit und Innere Mitten blendend absolvieren.

Andächtig kniet der Lange im Moos

Nun ja, ist etwas peinlich nach den vorherigen, pilzlastigen Beiträgen: Auch im Ebbegebirge stehen Maronen satt, Steinpilze gedeihen vier Wochen früher als gewöhnlich. Wir bedienen uns, Franz hat sogar einen luftigen Leinenbeutel mit (Anm.: Luft ist hinterher raus). Andächtig, wie in Trance, kniet der Lange ins moosige Grün und erntet ausschließlich junge, knackige Exemplare, wie ich es ihm beigebracht habe (Ironie: off). Anmerkung ohne Klammer: Die Populationsdichte von Steinpilzen pro Quadratkilometer könnte höher sein. Wenn Bundespolitiker wie z.B. Martin Chulz eine unsinnige Quote für E-Autos beschließen wollen –  Strom aus fossilen Energiequellen ist genauso dreckig wie Benzin- oder Dieselmotorabgase -, warum nicht auch eine Mindestwachstumsquote für Edelpilze? Gut, jeden Tag Steinis, Maronen und Pfifferlinge sind der Schwermetalleinlagerung im Körperfettgewebe nicht sooo zuträglich.

Überschreitung im dichten Gestrüpp

Hatten wir schon erwähnt, dass die Region um Wellin ein ausgesprochen schönes Eckchen ist? Immer wieder weitet sich der Blick bis zum Horizont, da hinten liegt der Flugplatz Neuenrade, unterhalb, ist das Affeln oder Altenaffeln?, der Schlot vom Kraftwerk Elverlingsen ist ganz bestimmt nich zu übersehen. Wir schreiten zur Sommerüberschreitung der Hohen Molmert. Wo wir im Winter weglos durchgestiegen sind, hat im Frühjahr die Natur üppig mit ihren Talenten gewuchert. Wir winden uns durch das dichte Gestrüpp, Nadeln und Dornen stacheln und zerkratzen nackte Beine, Eroberer unbekannter Landstriche in früheren Zeiten hätten zweifelsohne eine Machete mitgeführt.

Tja, es wird wohl die vorerst letzte Überschreitung dieser Anhöhe gewesen sein. Normale Wanderer machen so was sowieso nicht.

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