Der Maronen-Spürhund


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Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – War ne einsame Runde um das Kloster Brunnen, genauso verlassen und einsam wie das Diözesanzentrum der Kirche im Bistum Westfalen an diesem Tag. Nur der Pumpenwagen der Stadtwerke Sundern wird erwartet, und aus der offenen Güllegrube dampft jauchiger Odem. Ist doch klar, auch reine Seelen müssen irgendwann mal…

Das Kloster Brunnen entstand aus einer Klause, die der Einsiedler Johannes Fölling 1705 unweit einer Quelle errichtete, der Heilkraft zugesprochen wird. Heute dient das Gebäude, das eingebettet in eine dunkle Bergfalte liegt, als Jugendgästehaus und kann auch, wenn wir uns recht entsinnen, von Wanderern gebucht werden.

Stochern im Wald

Einen Katzensprung hinter dem ehemaligen Kloster hätten wir Anlass, herzhaft zu fluchen, was wir uns fromm klemmen. Es ist mal wieder Stochern im Wald angesagt. Der Hauptwanderweg X, der über eine Christbaumplantage führt, ist gesperrt. Eine Umleitung muss ja irgendwo ausgeschildert sein. Muss nicht. Soll der Grundbesitzer 100 Mal in der Klosterkapelle auf Knien um Vergebung für seine Sünde bitten!

Fichte, auf Asphalt radiert

Wenig später wandern wir entspannt am Mühlscheider Bach hinunter. Leider laufen wir im unteren Bereich der Strecke auf Teer. Ein Waldbauer war allerdings so freundlich, mit dicken Fichtenstämmen über den Asphalt zu radieren, so dass wir von einem angenehmen Harzaroma begleitet werden. Und dann, dass es sowas gibt im Sauerland: die Mühlscheidhütte, die zwischen Endorf und Endorfer Hütte liegt, ist ein alpines Schmuckstück, leider aber geschlossen.

Ein schwangeres, sehr großes Känguru

Hatte ich übrigens gesagt, dass Franz einen neuen Rucksack hat? Der ist zweigeteilt, sehr praktisch, das untere Teil dient ihm als Kamerafach und kann vom Rücken um den Rumpf herum vor den Bauch geschwenkt werden. Dass Franz damit aussieht wie ein schwangeres, sehr großes Känguru, sage ich ihm besser nicht, hihi.

Da die Strecke zum großen Teil über schmucklose, ereignislose Forststraßen führt, verlieren sich unsere Blicke immer öfter – ach was, ständig -, im Unterholz. Da wächst was, da kommt was, da steht was. Maronen gibt es in diesem Jahr im Überfluss, auch einige Hände voll Pfifferlinge und einige schöne Steinpilze. Das ist der Vorteil einer solchen, offenbar wenig attraktiven Strecke: Hier war noch niemand, zumindest kein Pilzsammler.

Nur Referenz-Maronen mitnehmen

Anlass für mich, Franz vom Kamera-Känguru zum Maronen-Spürhund umzuschulen. Referenz-Maronen haben eine dunkelbraune Kappe, hellgelbe Röhren, Hut und Fuß sind trocken, kernig und fest. Unschwer zu identifizieren: die Röhren blauen auf Druck. Ältere Pilze haben eine hellere Kappe und einen weichen Schwamm. Sie werden im Gedränge eines Rucksackes schnell unansehnlich, weshalb ein großer Korb das ideale Sammelgefäß ist. Diesen Anblick, zwei Männer mit einem Korb am Arm, wollen wir euch lieber ersparen.

„Sehr lecker das Wasser“

Franz hat übrigens gute Anlagen als Maronen-Spürhund und lernt schnell. Gut, ein wenig ungestüm vielleicht, wie Welpen halt so sind, und Pilze entdecken und ihre Qualität aus 10 Meter Entfernung abschätzen verlangt schon einige Erfahrung. Immerhin habe ich Franz in wenigen Stunden dazu gebracht, nicht bei jeder Marone anzuschlagen und ihr den Finger unter den Hut zu schieben. Muss man nicht machen, wenn der Känguru-Rucksack schon voll ist.

Zurück am Kloster. Die Kapelle im Querschiff ist geschlossen und wirklich keine Seele mehr da. Nur wir und zwei Damen, die sich aus der heilenden Quelle oberhalb des Klosters bedient haben: „Sehr lecker, das Wasser, holen Sie sich doch etwas.“

Nur, wenn Hefe und Malz drin sind.

 

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