Steinpilz-Porno

Im Jahr 2017, irgendwo in den Tiefen des Sauerlandes. Ein Solo-Schlenderer nimmt Kurs auf die Steinpilzreviere des waldreichen Gebietes; man könnte ihre Lage sogar präzise angeben, nämlich: „irgendwo da hinten“. Erfahrene Sammler geben einfach die Koordinaten in ihren Steinpilzscanner ein und dann geht es los.

Ja, wo stehen sie denn? Was wir wissen und was nicht (Topfloskel-Reflex von Tageszeitungen auf Anschläge in der westlichen Welt): Das Pilzwachstum braucht Feuchtigkeit und Wärme.

Der Waldboden stößt Nebel aus

Das erste Kriterium ist erfüllt. Die anhaltenden, ergiebigen Regenfälle in den vergangenen Tagen im Sauerland haben die Böden gut durchwirkt. Auch unter dichtem Fichtengeäst atmet der Waldboden Nebel aus.

Was wir nicht wissen: Wo Maronen, Pfifferlinge, Rotkappen, Steinis und Konsorten genau stehen: Uferböschungen, dichtes Unterholz, Lichtungen, vor einem auf dem Weg – überall können sie wachsen. Nach der verheerend mageren Pilzsaison 2016 scheint es aktuell so, als ob alles, was im Vorjahr den Kopf nicht aus dem Boden bekam, nun ans Tageslicht will. Maronen gibt es reichlich, Schusterpilze ebenso, Pfifferlinge zögerlich, sie scheinen eher an der Nordseite der Sauerländer Berge zu gedeihen (Gewissheit gibt es nie), Herrenpilze aka Sommersteinpilze erreichen ungepflückt respektable Größen, haben aber den Gipfel ihres größten Genusses überschritten. Der großzügige und feinschmeckerische Sammler lässt sie leben – sollen sie der Fortpflanzung ihrer Art dienen: nächstes Jahr ist auch noch ne Saison. Jo, und hier ist er: der Steinpilzporno.

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