Über dem Lago Maggiore

von Gerald (Text, Foto) und Franz (Fotos)

– Ein Spaziergang zum Morissole (1313 m), dem Top-Aussichtspunkt über dem Lago Maggiore, er ist auch für fußlahme Leute geeignet, denn er hat kaum Höhendifferenz und dauert ca. eine Stunde. Es gibt eine deutlich anspruchsvollere Gipfelvariante bei Benutzung des Ausstiegs aus der Felsenfestung (nur für Schwindelfreie und Trittsichere!)

Massentourismus und Badeurlaub an der Küstenstraße des Lago Maggiore adé. Wir fahren von Cannero Riviera die schmale Bergstraße nach Trarego hinauf, 6,5 Kilometer, die es in sich haben. Wir quartieren uns ein in der Bar Siesta oder im La Perla. Und dann geht’s es gleich weiter hinauf auf den Colle (1250 m), ein Pass, der nur einmal kurz im Blickpunkt der Geschichte stand, als von hier der Militärstratege Luigi Cadorna im ersten Weltkrieg seine Verteidigungslinie aufbaute, die womöglich verhinderte, dass in diesem Gebiet zwischen Ossolatal und Schweizer Grenze überhaupt gekämpft wurde.

Zurück zur Gegenwart

Wir parken am Parkplatz Colle, füllen eine Flasche an der Wasserstelle und folgen dem Weg Nummer 1 in den Buchenwald. Nach etwa zehn Minuten gluckert es in einer in Stein gefassten Quellfassung, die die Wasserversorgung einer Adipositas-Klinik auf der Rückseite des Berges sichert. Nur fünf Minuten später ist auf einem Meilerplatz ein Holzstoß aufgeschichtet und zeigt, wie die Menschen hier in früheren Zeiten Holzkohle für die Reichen in Milano und Varese produziert haben. Auf einem Niveau führt der Waldweg nun noch eine Viertelstunde bis zu einem kleinen Sattel, wo rechts erstmals ein atemberaubender Tiefblick nahezu in Falllinie den See zeigt, der sich in die Poebene ergießt. An klaren Föhntagen sind sogar die Seealpen zu sehen.

Drei stählerne Gipfelkreuze

Jetzt können wir entweder links in fünf Minuten bis zum Gipfel steigen oder rechts auf der Militärstraße der „Linea Cadorna“ durch drei kleine Tunnel in die Gipfelfestung schlendern. Die Region war derart gut mit Stellungen ausgestaltet, dass sich Deutschland-Österreich und Italienern in den Felsen der Dolomiten belagerten. Wer aus dieser Festung nach rechts hinaus in Sonnenlicht tritt, muss aufpassen. Nach wenigen Schritten steht man an einer Stahltreppe, an der rechts ein schmaler Pfad mit verblassten Markierungen zum Gipfel führt. Genau zwischen zwei Schießscharten geht es kurz, luftig und steil zu den drei stählernen Gipfelkreuzen, die auf einer Schulter vor dem höchsten Punkt aufgestellt worden sind. Fast tausend Meter unter uns sind die roten Dächer von Cannero sichtbar und die Burg Cannero der einstigen Raubritter vom Lago Maggiore.

Freie Sicht auf die Waliser Berge

Drei Minuten später ist der Gipfel des Morissole erreicht. Man riecht ihn schon förmlich. Ein paar Dutzend Ziegen nehmen den Wanderer dort oben in Empfang. Geschafft! Ein tolles Panorama von den Walliser Alpen bis zu den Tessinern und Piemontesern belohnt den Bergfreund reichlich. Der geht entweder auf demselben Weg wieder zurück zum Colle. Oder er hat Blut geleckt und marschiert ab dem Sattel unterm Gipfel einfach gerade über den Kammweg nach Westen auf den Nachbarberg Morissolino (1400 m). Von dort eine freie Sicht auf die Walliser Berge, allen voran die mächtige Ostwand des Monte Rosa (4634 m). Abstieg nach Westen zur Straße, die von der seltsam platzierten Fachklinik zum Colle führt. VARIANTE: Wer wirklich zum Wandern zum Lago kommt, der wandert direkt und ziemlich einsam, aber lohnend von Trarego (777 m) auf dem Weg Nr. 17 in zwei Stunden hinauf den Morissole.

Gefahrenhinweis:

Wer alleine schlendert, hinterlässt eine Info in der Herberge (und hält sich an diese Angaben!). Ein Handy mit vollem Akku, eine Trillerpfeife sowie eine Warnweste gehören für den Fall der Fälle in den Tagesrucksack. Selbst in diesem Touristenparadies hat es schon tödliche Wanderunfälle gegeben, weil Verunglückte nicht rechtzeitig gefunden wurden.

Unterkunft:

Bar Siesta oder La Perla in Trarego, je 30 Euro pro Person und Nacht inklusive Frühstück.

Essen:

Ristorante Luna in Viggiona, drei Kilometer vor Trarego (Pizzen!) oder Ristorante Usignolo (Fleischgerichte!) gleich nebenan. Villa Morissolino (Feinschmeckerküche!) in Trarego.

Franz_Autor Gerald_80x80

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