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Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Großblumberg? Oh, f***! Ich höre Franz schon juchzen: „Wieder eines dieser Dörfer, schön ruhig gelegen, herrlich!“ Genauso isses, aber der Wahrheit die Ehre. Von diesem Flecken haben wir vorher nie etwas gehört, bzw. es gehört zu Wipperfürth, feucht ausgesprochen, wie es die Rheinländer machen.
Aber, Höchststrafe: Das Gasthaus zur Neyesperre, direkt am Start/Zielpunkt, hat montags und dienstags Ruhetag. Also rumpeln wir los, runter zur Staumauer des winzigen Sees. Tausendneunhundertnullneun (1909) fertiggestellt, im Gründungsjahr des BVB, 6 Mio. Kubikmeter Inhalt und ein Schild: „Karges Bergland, wenig Acker, viel Wald und noch mehr Wasser“, sowie etwas Skurriles daneben, das wir total übersehen haben. Okaay! Viel Wald, stehen wir drauf, und vor allem, wenn er in tausend Nuancen von Grün schwelgt, wie derzeit, und wir, als führendes Internetportal für lyrische Wanderungen, mal en passant einen Vers von Johann Nepomuk Vogel einstreuen können.
„Grün, ja Grün nur soll allein immer meine Farbe sein,
grün ist ja der frische Wald, froher Sänger Aufenthalt.“
Da fährst Du Siebzigkommanochwas Kilometer in die Oberbergische Pampa, um niemanden zu treffen. Andere, harrt arrbeitende Menschen (danke, M. Schulz) können das nicht unter der Woche. Deswegen halten wir auf der Staumauer der Neyetalsperre einen Moment inne und vergewissern uns der Einzigartigkeit unserer Situation. Was wir machen dürfen in unserem Alter (noch keine 65), ist nicht gottgegeben, aber Dank werde ich meinem Arbeitgeber, der mich gefeuert hat, nicht schulden. Die älteren unter uns werden sich erinnern: Es gab mal eine richtige Westfälische Rundschau mit echten Menschen, die eigene Geschichten schrieben, nicht nur eine seelenlose Hülle, die mit „Inhalten“ gefüllt wird. Wir wollen aber erst recht nicht verbittern und ziehen munter weiter.
Die Bever riecht nach mehr Wasser
In Großhöhfeld sichten wir zum ersten Mal die Bever. Sie riecht schon „groß“, nach mehr Wasser, schön grün. Wie im Leben, stellen sich auch auf Wanderungen Fragen nach dem richtigen Abzweig. Links oder rechts? „Rechts“, ruft ein Schreinermeister von seinem Baugerüst herunter, „andernfalls müsst ihr schwimmen.“ Spoiler: Der nächste Satz enthält Klischees! Der Rundweg um die Bevertalsperre ist wirklich schön, führt über lauschige Waldpfade und an herzigen Flecken vorbei. „Welcome to paradise“ prangt an einem Gartentörchen in Kleinhöhfeld. Schöner Blick auch über das Oberbergische Land!
„Solch schöne Waldwege“
Natürlich entbehrt ein Rundweg nicht einer gewissen Dynamik, will heißen: Nach Sonnenschein kommt Regen, bzw. ein elend langes Stück des Graf-Engelbert-Weges, ein Hauptwanderweg des SGV, führt vor und hinter Stoote circa 1,5 km über eine Landstraße. Gar nicht schön! Warum grädert und befestigt man nicht den Seitenstreifen, da, wo er ausreichend breit ist? Und später, wieder im Wald, muss man bemerken, dass das Oberbergische kein bankenfreundliches Umfeld ist.
Betriebsoptimistiker Franz lässt sich dadurch natürlich nicht beeindrucken. „Nenn mir eine Talsperre im Sauerland, um die solch schöne Waldwege herumführen.“ In der Tat, meist sind die sogenannten Promenaden (um Sorpe, Henne, etc.) feinst asphaltiert.
Kurbeln, dann singt Willy Schneider
Wir schmunzeln über einen Teilabschnitt, der als „Wasserquintett“ bezeichnet wird und lassen uns in die „Zornige Ameise“ direkt an der Bever treiben. Über die „Frische“ des gedeckten Kirschstreusels legt der Wirt ein paar Stöße Sprühsahne aus der Dose und wir den Mantel des Schweigens. Rätselhaft auch, warum die Beschaulichkeit des eigentlich schönen Ortes mit lauten Oldies untermalt wird.
Zurück an der Mauer der Neye stoßen wir auf ein super Gimmick, ist uns zuvor irgendwie entgangen. Wer ausdauernd an der Kurbel eines kleinen Holzkistchens dreht, kann Willy Schneider auferstehen lassen. Dann ertönt die 1. Strophe des Bergischen Heimatliedes. Holy moly, bzw. Heiliger Bimbam!