Wieder Witten? Genau, waren wir erst vor ein paar Wochen und wir wollten prüfen, ob unsere Aussagen über das Ruhr Valley auch von der anderen Seite des Tales (oder wie der Kollege Jens Matheuszik vom Pottblog sagen würde: links anne Ruhr) belastbar sind. Schlendern steht nämlich für qualifiziertes und zertifiziertes Wandern, ist aber manchmal nicht ganz ungefährlich. Hinter dem Hbf Baustellenlärm, Sirenengeheul des Rettungswagens, Autos, die einem die Rockschöße rasieren (vrooaaammm!) – nur im Vorbeieilen registrieren wir zufrieden, dass die Ruhr weiterhin genauso bräsig fließen kann wie der Main. Hinter der Ruhrbrücke scharf rechts rein Richtung Zeche Nachtigall und dann links hoch in den Wald (für Kartenwanderer: der Höhlenweg X des SGV) – da haben wir ihn wieder, diesen krassen Gegensatz zwischen getösiger Mittelstadt und grüner Pampa, den man in dieser Randschärfe nur im Ruhrgebiet erleben kann. Pferdewiesen, mächtig beleibte Buchen, die noch Kaiser Wilhelm gesehen haben könnte. Alte Pferdeloren mit Steinen in Kohleoptik, Bergbauromantik, schließlich befinden wir uns im Muttental, einer Wiege des Ruhrbergbaus. Eine Gegend, wo die Menschen ihre Autos lieber mit WIT statt EN umherfahren und der Düsseldorfer OB Elbers in Ruhe tot über dem Zaun hängen könnte, ohne dass es jemand störte.
Polemikmodus AUS.
Der anfängliche Matsch geht in Teer über, was uns nur wenig stört; entschädigt wird man durch weite Blicke über saftige Wiesen und wogende Gerstenfelder. Wir überlassen uns dem X und wachen erst wieder am Böllberg aus unserem Wandertrott auf. Rast auf der Bank am Sportplatz des TuS Esborn mit Live-Übertragung der Turnstunde einer Sportklasse. Denn normal sind diese Schüler nicht. Keine dicken Kinder von Landau, wie einst Harald Schmidt süffisant lästerte; hier rennen alle wie der Teufel über 50 Meter, kein Nachlassen oder Aufgeben und auch kein Lästern der Mitschüler, sondern echt gemeintes Anfeuern. Unverdorbene Freude an der Bewegung und die Lehrer/innen können und wollen den Vorwärtsdrang der Kinder nicht bremsen. Nochmal Kind sein? Hier wäre kein schlechter Ort dafür, nur den „Ronaldo“ im nachfolgenden Fußballspiel der Jungen, das eitle Aufstampfen nach einem Tor, das wäre nicht mehr unser Ding.
Erste Schweißausbrüche
Aber wir leben ja auch in einer anderen zeitlichen Dimension und uns befallen nach einem kleinen, heftigen Anstieg die ersten ernsthaften Schweißausbrüche des Jahres und schon nach zwölf anstatt von üblicherweise ungefähr 18.372,20 Metern muskulöse Maläsen, die Alpinurlaub im Sommer unwirklich erscheinen lassen. Hochtouren? Knick es, Schlenderer!
Umweltschutz begann in Voßhöfen
Was kann es in einer solch niederdrückenden Situation besseres geben als die Tatsache, dass auch eine Stadt manchmal ihre Mitte sucht (Omm!)? Wetter hat eine. Man guckt hier: und erfährt, dass eine der ersten Umweltschutzbewegungen im Jahre anno 1806 in Voßhöfen ihren belegten Ursprung hat. Grüne gab es lange bevor den Grünen: Bauern der Gemarkung Voßhöfen hatten einen Pik auf das Bergamt Wetter, weil es den Kohleabbau erlauben wollte. Grundwasser, Brunnen und Bäche verseucht bzw. versiegt – die Argumente gleichen sich, und was soll man sagen: Die Bauern bekamen, im Empire Napoleons, bei einem Streitwert von 17.730 Reichsthalern und 34 Stübern Recht.
Das Wurmloch spuckt dich aus
Sehr beeindruckt schlendern wir weiter nach Grundschöttel. Registrieren Wahlwerbung, die man besser formulieren könnte, wenn man eine anständige Werbeagentur hätte. Für Wetter das Beste? Wir brauchen nur das beste Wetter. Mit genau 5,56 km/h entfernen sich die Schlenderer vom Ort des Kalauers. But shortly afterwards really nice Overview over the Ruhr Valley, timber framed houses in the historic section of Volmarstein and winding paths down to Wetter and a very sudden end of our green wormhole. Auf gut Deutsch: Man kann sich zwischen Witten und Wengern noch so im Stadtrundumgrün tummeln, wie man will: Irgendwann spuckt dich das Wurmloch wieder aus. Im konkreten Fall hinter einem häßlichen Bushäuschen in Wetter und die Zillevisation hat uns wieder. See the whole hiking tour between Witten and Wetter here[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://www.dieschlenderer.de/wp-content/uploads/Witten-Wetter.gpx“]