Durch die Westruper Heide

Von Michael (Text) und Franz (Fotografie) – Eigentlich müssten wir diese Runde durch die Westruper Heide mit einem Gedicht beginnen; Hermann Löns konnte das prima (hier), Goethe nicht minder (hier). Von der Romantik her ist damit alles gesagt und das ist gut so, denn das ist nicht unser Ding. Wir sind nur bescheidene Fußgänger in dieser großen Welt.

An Wanderparkplätzen mangelt es wirklich nicht rund um den Halterner Stausee. Wir wählen einen an der B58 (Hullerner Straße), nahe des Treffs „Jupp unner de Böcken”. Glänzend polierte Biertischgemütlichkeit, der unvermeidliche Rentner am Morgen nimmt einsam sein Gedeck. Hier kann man sogar ein großes Bierfass besitzen, innendrin gibt’s Bank und Tisch. Wir halten uns ans Stauseeufer und folgen dem X1. Linker Hand schimmert der See silbrig im Morgendunst. Schon der Neandertaler, so erfahren wir von einer Info-Tafel, fand es hier schön. Seine Werkzeuge, Faustkeile und anderes Zeugs aus Geschiebefeuerstein und baltischem Quarzit, wurden mit viel, viel Sand aus dem See gebaggert.

„Wir kommen mal wieder nicht vom Fleck”

Wir drehen uns um: Zwei Damen noch älteren Semesters schlendern aufreizend lässig hinter uns her und bleiben uns beharrlich auf den Fersen. Verflixt, sind wir soo langsam geworden? „Wir kommen mal wieder nicht vom Fleck”, konstatiert Franz. An der Stever-Mündung in den Halterner Stausee schlagen wir einen Haken Richtung Hullerner See und schütteln sie ab.

Ein Eisvogel schießt blauschimmernd davon

Die Wege sind meist breit und bequem und somit spannungslos, Wochenendhäuschen und großbürgerliche Villen setzen Reize durch ihre Architektur (nicht immer gelungen). Die Stever hat an diesem Tag wenig Lust und dümpelt strömungslos daher, tiefgrundig und tiefgrün. Die Natur in dieser Ecke ist wie ein guter, alter Mantel: ein wenig abgetragen, erfüllt er immer noch seinen Zweck, ist schnell und unkompliziert zu gebrauchen. Ein Eisvogel, den wir von seinem Ansitzast hochscheuchen, setzt einen schimmernd blauen Höhepunkt am Hullerner See, wir sehen auch Kanadagänse und Kormorane.

Nach der kleinen Schleife um die Stever kommt hinter der Kreuzung der B58 – endlich – richtiger Wald. Erst auf geraden, weiten Forstwegen, dann auf schmalen Pfaden (Wanderweg A2/A3) schnüren wir einsam auf Westrup und in einem weiten Bogen zurück auf die Heide zu.

Durch die Heide ist der größere Genuss

Was wir nicht machen: der im Kompass-Wanderbuch Ruhrgebiet Ost, Tour 49, empfohlenen Strecke A1, A3, A5 folgen, denn sie führt an der Heide entlang statt mittendurch und das wäre wie abwartend um ein Stück Sahnetorte zu schleichen, statt sich mit großem Genuss und Vergnügen darauf zu stürzen.

Geologisch handelt es sich um Nacheiszeitliche Dünenverwehungen bis zu 50 Metern Höhe und Sand unterschiedlicher Körnung. In dem 66 Hektar großen Gebiet wachsen mehr als 1000, teils bizarr verwachsene Wacholdersträucher, unterfüttert von einem Meer an Besenheide. Wir wandeln lönsmäßig durch die offene, wellige Sandlandschaft.

Dankbar vernehmen wir das Restglühen

Solche Wacholderecken gibt es nicht viele in Nordrhein-Westfalen; eine der wenigen liegt bei Elspe im Sauerland im NSG Rübenkamp, ist aber durch falsch verstandenen Naturschutz (wachsen lassen!) in den vergangenen Jahren bis zur Unkenntlichkeit verkommen. Kürzlich hat man sich in der Umweltbehörde  eines Besseren besonnen und die zugewachsene Kulturlandschaft durchforstet. Jetzt sieht es dort aus wie frisch nach Kyrill; aber das ist eine andere Geschichte.

Wir beenden erst mal diese, drehen uns um und vernehmen dankbar das letzte Restglühen der verblühenden Heide.

Franz_Michael_klein

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