Von Franz (Fotos) – Aus Schweden zurück muss die Kamera mal wieder für ein paar Vogelbilder malochen. Ich führe sie also auf Phoenix West spazieren. Ein Kumpel, auch als Naturfotograf unterwegs, hat mir von seiner Entdeckung eines Flussregenpfeiferkükens auf dem ehemaligen Industriegelände erzählt. Wollte ich natürlich auch sehen. Und tatsächlich, kaum angekommen, höre ich ein lautes Pfeifen und ein Alttier landet im Schotter und kurz darauf sehe ich in der Nähe das Küken, das bei der Futtersucher auf- und abläuft. Das Vergnügen dauert aber nicht lang an. Ein weiterer Pfiff aus einem großen Schottergebiet ertönt und das Küken läuft mit schnellen Trippelschritten hinüber.
Imponiergehabe
Auf der Vogelbeobachterseite der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz Soest wird mehrfach die Sichtung von Schwarzstörchen an der Disselmersch bei Lippborg gemeldet. Der Schwarzstorch ist eigentlich deutlich scheuer als der bei den Menschen lebende Weißstorch. Das reizt den Kumpel und mich. Wir treffen vor acht Uhr in der Beobachtungshütte ein. Sechs andere Fotografen richten ihre Teleobjektive schon auf die Disselmersch. Wir sehen nur weiß von einer großen Gruppe Silberreiher, die am Ufer des Teiches stehen und sich putzen. Aber wo sind denn die Schwarzstörche? In einem Graben auf Futtersuche, für uns erst mal unsichtbar. Wir müssen warten. Nach einiger Zeit zeigt sich der erste Schwarzstorch, stolziert am Graben entlang und fliegt hinüber zu den Silberreihern. Jetzt könnte ich gut, wie annodazumal, in Schwarz-Weiß fotografieren. Zu der Gruppe gesellt sich kurz darauf ein Graureiher. Das passt dem Schwarzstorch mal gar nicht. Er läuft hinüber macht sich groß. Der Graureiher auch. Sie hacken sich mit ihren Schnäbeln und spreizen die Flügel. So geht es hin und her. Der Graue macht sich kurz klein, richtet sich aber sofort wieder auf und faucht den Schwarzen an. Der schnäbelt zurück. Jetzt ist klar, er ist doch der Größere, der Graureiher macht sich wieder klein und der Schwarzstorch wendet sich zufrieden mit auseinander gebreiteten Flügeln ab.
Verschiedene Möwenarten
Auf einer Insel im großen Teich putzen sich mehrere Großmöwen. Eine Steppenmöwe und eine Mittelmeermöwe können wir zwischen den Silbermöwen ausmachen, aber auch nur, weil wir freundlich von einem neben mir sitzenden Fotografen darauf aufmerksam gemacht werden. Die Mittelmeermöwe hätte ich vielleicht noch an ihren satt gelben Beinen erkannt, deutlich schwieriger fällt mir das Erkennen der Steppenmöwe und einer Heringsmöwe, die sich über Fischaas hermacht. Auch hier bekomme ich wieder Hilfe von dem netten Kollegen. Danke für die Unterstützung! In größerer Entfernung trippeln die kleinen Waldwasserläufer am Wasser entlang, noch zu weit für gescheite Fotos. Dann kommt aber einer näher und näher, sehr zu unserer Freude in lohnende Fotografierdistanz.
Die Abwesenheit der Brachvögel
Wir fahren hinüber in die Ahsewiesen. Vielleicht sind ja die großen Brachvögel noch da. Wir hören weder das schöne typische Pfeifen, noch sehen wir sie. Schade, sie sind wohl schon auf Reise. Bis auf zwei Neuntöter und einen Grünfink haben wir keinen fotografischen Erfolg. Also wieder zurück zur Disselmersch. Wie immer, wenn man ein Gebiet verlässt und dann wiederkommt, erzählen die dagebliebenen Fotografen natürlich von schönen Sichtungen. In diesem Fall haben wir den Durchzug eines Wespenbussards und eines Habichts verpasst. Kann man nichts machen! Eine überfliegende Rohrweihe nehmen wir dann doch noch mit. Gelohnt hat sich der Besuch der Disselmersch in jedem Fall.
Pirsch zum Grünspecht
In unserem Garten landet ein Grünspecht und pickt im Rasen. Ich beobachte die Futtersuche von der Terrasse, schleiche mich ganz vorsichtig ins Wohnzimmer, hole meine Kamera und arbeite mich auf dem Hintern sitzend ganz langsam bis zu den Treppenstufen zum Garten vor. Ich möchte den Grünspecht möglichst bodennah fotografieren. Wenn der Specht mit dem Schnabel im Rasen steckt, schiebe ich mich ein Stückchen weiter. Wenn er sichernd hochschaut, verharre ich kurz. Offensichtlich kann er mich so nicht erkennen. So erreiche ich die untere Treppenstufe und kann aus fünf Metern Entfernung den Grünspecht formatfüllend ablichten. Die Taktik hat funktioniert.