Warum in die Ferne schweifen?

Von Franz (Fotos) – Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne liegt so nah? Aus ornitholigischer und fotografischer Sicht hat der Phoenixsee einiges zu bieten. Immer wieder werden Raritäten gemeldet wie Schwarzhalstaucher, Moorenten, Bergente, Zwergsäger, Schellenten. Gerne beobachte ich aber auch die heimischen Vögel wie den Eistaucher, der mittlerweile ein wenig die Scheu vor den vielen Spaziergängern verloren hat, sich häufig in den Bäumen über dem südlichen Uferweg niederlässt und von oben nach fischiger Beute Ausschau hält. Meine Beobachtungen der letzten Wochen kann ich allerdings erst jetzt präsentieren, da mein PC für einige Zeit nicht mehr arbeiten wollte.

Liebestanz der Schwarzhalstaucher

Vor Weihnachten suche ich vom südlichen Uferweg die fünf Schwarzhalstaucher, die den Phoenixsee als Winterquartier nutzen. Ich entdecke sie schließlich auf der anderen Seeseite hinter der großen Insel. Schnell aufs Rad und zur Aussichtsplattform auf der Nordseite. Hier schwimmen und tauchen die Fünf fast synchron. Fotos von oben auf die Taucher gefallen mir aber nicht. Ich hangel mich seitlich neben der Plattform hinunter und finde einen geschützten Platz unterhalb hinter Schilfhalmen. So bin ich für die Schwarzhalstaucher kaum zu sehen. Ich fotografiere, wie sie abtauchen, wieder zusammenkommen und wieder tauchen. Dann beobachte ich ein merkwürdiges Verhalten. Ein Taucher zieht seinen Hals und den Kopf auf den Rücken, streckt seine Brust heraus und schwimmt auf einen anderen Taucher zu. Beide erheben sich aufrecht aus dem Wasser und beginnen mit einem kleinen Balztanz. Sie schütteln die Köpfe und berühren sich mit dem Bauch. Glücksgefühle bei dem Liebespaar und bei mir. Der Ornithologe Erich Kretzschmar kommentiert die Fotos später so: „Toll! Aber warum machen die das um diese Jahreszeit im Schlichtkleid?“ Die Frage kann ich als ahnungsloser Vogelfotograf natürlich nicht beantworten.

Show der Bergente

Eine Rohrdommel gerät mir auch wieder vor die Linse. Sie fliegt ein kurzes Stück am Schilf entlang und will, so vermute ich, schnell im Schilf landen. Das gelingt nicht nach Plan, denn sie legt eine gekonnte Wasserlandung hin. Für mich heißt sie ab jetzt nur noch der Tölpel vom Phoenixsee, denn dieses Schauspiel hat sie mir schon einmal geboten. Ein paar Tage später meldet Erich eine Bergente. Ein seltener Wintergast. Ich begebe mich auf die Suche. Das gestaltet sich schwierig, denn Bergenten sind das nördliche Pendant zur Reiherente und weibliche Bergenten sind kaum von weiblichen Reiherenten zu unterscheiden. Zumindest dann nicht, wenn sie im Pulk mitten im See treiben. Dann löst sich aber eine Ente aus der Gemeinschaft und schwimmt auf mich zu. An der charakteristischen weißen Binde an der Schnabelwurzel erkenne ich die Bergente. Immer wieder taucht sie ab und kommt mit Grünzeug hoch. Reichlich Gelegenheit für ein paar schöne Fotos. Als sie dann noch aus dem Wasser hebt und mit den Flügeln schlägt, bin ich zufrieden. Nebenan landet ein Bussard mit seinem Fang auf einer Laterne, wird von Raben vergrämt und fliegt auf die Brüstung einer Hausterrasse. Hier reißt er die Maus und verleibt sie sich ein. Neidisch beäugt von einer Elster. Was man am Phoenixsee alles erleben kann, natürlich nur, wenn man hinschaut und beobachtet!

Das Gute liegt manchmal so nah!

Meine Frau und ich besuchen die Ausstellung „Zerrissene Träume“ (expressionistische Kunst vom 1. Weltkrieg bis zur NS-Verfolgung) im Sauerland-Museum Arnsberg. Sehr empfehlenswert. Da ich von einem Eistaucher auf dem Möhnesee gehört habe, fahren wir im Anschluss noch zur Delecker Brücke, wo der Eistaucher gesichtet wurde. Pech gehabt, er treibt sich wohl gerade woanders herum. Wie schön, dass ein paar Tage später ein Eistaucher im Ostbecken des Hengsteysees gemeldet wird. Hier habe ich Glück und entdecke ihn vom Südufer an den Bootshäusern relativ schnell. Er ist gerade mit einem Krebs im Schnabel aufgetaucht und hat einige Mühe ihn hinunter zu schlingen. Schön, dass ich genau diesen Moment erwischen durfte. Danke an den Melder Fabian und danke, dass das Schöne manchmal so gut zu erreichen ist.

 

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