Lustwandeln in und um Arnsberg

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Komm, Franz, Wasserstand! Von was? Kröten, natürlich! Also, heute morgen 35. Und gesamt? So rund 130 bis 140 Kröten. Die Eingangsfrage hat natürlich einen Hintergrund. Auf der Anfahrt zur Jägerbrücke in Arnsberg quer durchs Sauerland flankierten hier (Linneperhüttte) und da (L839 vor Arnsberg) Krötenschutzzäune die Straßen, und Franz gehört zu den frühaufstehenden Pfadfindern, die beim Nabu Dortmund im Dorney in Oespel-Kley Morgen für Morgen paarungswilligen Kröten über gefährliche Straßen helfen.

Die gibt es in Arnsberg hinter der Jägerbrücke am Tunnel unter die Stadt hindurch auch, aber es fehlen bereitwillige junge Leute, die alten Säcken wie uns über die Straße helfen. Selbst wenn es sie gäbe, müssten sie uns die steile Straße zum Mäuseturm und entlang der Reste der Stadtmauer hoch stützen. Ach! Das Alter! Die Altstadt verströmt einen wohligen, heimeligen Charme nach Mittelalterlichkeit, und ausnahmsweise riecht es nicht nach Sauerländer Gülle, sondern nach würzigem Holzrauch, der aus den Gärten unterhalb des Schlossberges aufsteigt. Oben: Enttäuschung. Die Restmauern sind weiträumig abgegittert. „Wer macht so was?“, meint Martin.

Der Schlossberg: abgegittert

Wir stellen eine steile Vermutung auf. Corona! Die trinkfreudige Jugend versammelt sich trotz Versammlungsverbotes in dichter Meute hier oben, Indiz: eine Ansammlung von Veltins-Pülleken. Allerdings gibt es nur einen Eingang, wer auf den Schlossberg geht, ist eingekesselt wie eine Longhorn-Herde in Texas beim Abtrieb, kein Entrinnen vor der Ordnungsmacht, Platzverweis, etc. Vermutung, wie gesagt. Unterhalb des Schlossbergs informiert eine Tafel: aus Verkehrssicherungsgründen. Wir hingegen sind uns allerdings sehr sicher: Die Ruinen des Schlossberges stehen schon seit vielen Jahrzehnten so marode herum.

Viele Geschäfte: zu, zu, zu

Wir schlockern durch die Altstadt, die meisten Geschäfte sind zu, zu, zu. Nur ein Hundesalon hat geöffnet und eine Kaffeerösterei, sie brüht aber keine Tassen to go. Oben am Ehmsen-Denkmal (Gründer des SGV) mit Blick auf die Ruhr und den Sitz der Bezirksregierung, ein wuchtiger, behäbig wirkender Klotz, ohne jetzt auf die darin arbeitenden Menschen schließen zu wollen;-) Zwei junge Menschen haben vor dem tempelartigen Gebäude ihr technisches Geraffel am Boden liegen. Kamera, Videokamera, Tragegeräte, topaktuelle Ausrüstung. „Ja, unsere Schule hat ein bisschen zu viel Geld“, sagen sie. Sie drehen ein Video für ihre Partnerschule in Uganda, mit dem sie für ebenjenige Spenden sammeln wollen.

Lustwandeln ist sehr angemessen

Unten am Berg queren wir die Ruhr bei einer Staustufe. Es ist ein Fließen, ein Rauschen, und auf den Wellenspitzen tanzen die Sonnenstrahlen. Am gegenüberliegenden Hang zur Ehmsenhütte hoch ist es nicht so schön, weil es steil hochgeht. Hinter der Hütte sind wir erst kürzlich auf den schönen Pfaden gewandert. Am Bergfuß wählen wir die Tour „Kurfürstlicher Thiergarten“, wobei eine Infotafel einräumt, das kaum mehr als von dem Namen blieb. Früher hegte Maximilian Heinrich von Bayern hier Wild, das er bequem vor der Haustür erlegen konnte. Eine nach ihm benannte Buche ist vermutlich 350 bis 380 Jahre alt und diente, ebenfalls vermutlich, der Eckernmast. Anmerkung: Auf den Bucheckernschalen ringsum lässt sich wunderbar polsterweich wandeln.
Überhaupt wandeln. Wir empfinden es als angemessene Art der Fortbewegung in einem Kurfürstlichen Thiergarten, nämlich Lustwandeln, und passen unsere Geschwindigkeit an. En passant: Am Teufelsteich entdecken wir Teichfrösche.

 

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