Streifend durch die Haard

Von Franz – Als LandStreifer bezeichnen die Touristiker des Naturpark Hohe Mark die vielfältigen Rundwanderwege, die an vielen Stellen Teiletappen des Hohe-Mark-Steig nutzen. Wie schön, dass es auch einige davon in meinem Lieblingswandergebiet Haard zwischen Datteln, Oer-Erkenschwick und Haltern gibt. Immer wieder zieht es mich zu den Ahsener Fischteichen, an die ich noch deutliche Kindheitserinnerungen, gesammelt bei einem Klassenausflug während meiner frühen Volksschulzeit, habe.  Siebzig Teiche gab es hier einmal, die Freiherr von Zwickel zu Beginn des 20. Jahrhunderts anlegen ließ und in denen Forellen und Karpfen gezüchtet wurden. In den 70er Jahren versiegte allerdings die Gernequelle, die die Teiche mit Frischwasser versorgte.

Ehrfürchtig über die ehemaligen Fischteiche

Markus und ich steuern die ehemaligen Teiche auf dem Gernebachtal-LandStreifer-Rundwanderweg an, den ich in kurzen Abschnitten abgewandelt habe, weil ich meine Erinnerungen an die schmalen Pfade direkt am Bachlauf und zur ursprünglichen Gernequelle auffrischen möchte. Komischerweise haben die Planer des Rundwanderweges diese schönen Abschnitte nicht mit einbezogen. Ich kann mich nur wundern. Wir starten am Ahsener Sportplatz westlich vom Wesel-Datteln-Kanal und tauchen schon kurz darauf auf dem Hohe-Mark-Steig in die wunderschönen Kiefern-, Eichen- und Buchenwälder der Haard ein. Ne, wat is dat wieder schön. Schnell erreichen wir die Fischteiche,  laufen „ehrfürchtig“ auf einem Pfad über die Magerwiesen und stoßen im Wald auf eine Fischskulptur des Holzbildhausers Georg Mauraus, die an die Fischteiche erinnern soll. Etwas weiter eine Grubenlampe aus Holz. Das Wasser des Gernebachs wurde einst auch für eine nahegelegene Zeche genutzt.

Ein schöner Wegabschnitt

Nun aber schnell auf die engen, fast tunnelartigen Pfade direkt am ehemaligen Bachtal. Rechts brauner Farn, im Sommer aber grün leuchtend und mannshoch. Links der Bachlauf mit moosüberwachsenen Baumruinen. Natürlich bin ich die Pfade schon zigmal gelaufen, trotzdem genieße ich die „mystische“ Atmosphäre immer wieder und Markus mit mir. Bedauerlich, dass die ehemalige Infotafel an der Gernebachquelle nicht mehr existiert und nicht wieder hergerichtet wurde. Vor über sechzig Jahren habe ich hier als Schüler mit meinen Klassenkameraden auf einem Bankensemble pausiert, muss mich wohl mächtig beeindruckt haben.

Baumsterben

Wieder auf dem Hohe-Mark-Steig erreichen wir die Messstation des LANUV und erfahren einiges über Auswirkungen von Luftverunreinigungen und globaler Klimaerwärmung auf den Zustand des Waldes. Der ist nicht gut, wie wir deutlich an sterbenden Buchen ein paar Meter weiter sehen können. Sie wurden zwar noch auf der Sonnenseite, wo vorher noch andere Bäume standen, mit einer Stammschutzfarbe gegen Sonnenbrand gestrichen, viel geholfen (s. Foto) hat es aber nicht. Wir treten den Rückweg an und laufen durch einen Teil der Haard, in dem gerade viele Holzarbeiten stattfinden. Tiefe Harvesterspuren und Kiefernholzstapel sind die stummen Zeugen der Waldwirtschaft. Ein massives Räumfahrzeug sammelt noch passend gesägte Stämme ein.

Schneitelbäume zur Holzgewinnung

Kurz vor dem Wellnesshotel Jammertal stehen merkwürdige Baumgestalten. Große Buchen, aus deren mächtigen Stämmen viele dicke neue Baumstämme gewachsen sind. Eine Infotafel klärt uns über die merkwürdige Wuchsform auf. Die Buchen waren Teil einer alten Wallhecke und wurden zur Holzgewinnung regelmäßig auf den Stock gesetzt, d.h. die austreibenden Äste der ehemaligen „Schneitelbäume“ wurden immer wieder auf der selben Höhe gekappt. Weil diese Nutzung vor vielen Jahrzehnten aufgegeben wurde, haben sich die bizarren Gestalten entwickelt. Kurz vor dem Wanderparkplatz weist ein Mahnmal auf einen ehemaligen jüdischen Friedhof hin, der in der Nazizeit zerstört wurde. Wir stellen fest: Wandern bildet nicht nur, sondern bietet auch immer wieder historische, manchmal eben auch traurige Einblicke.

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