Staunen und schlendern in Zürich

Von Franz – Vierzehn Tage Urlaub bei unserem Sohn in Hombrechtikon am Zürichsee. Zeit genug, endlich das Kunsthaus Zürich und die Altstadt am Ufer der Limmert zu besichtigen. Wir beginnen mit einer Sonderaussstellung von Roman Signer im großen Ausstellungssaal des Museums. Als Meister der Transformation beschäftigt sich der Schweizer Künstler mit Alltagsgegenständen wie Gummistiefeln, Kajaks, Weihnachtsbaum, Tisch usw., gibt diesen eine neue Bedeutung und veranlasst die Besucher zu einer Betrachtung aus neuen Perspektiven. Auf dem Vorplatz begrüßt uns die berühmte italienische dreirädrige Piaggio, von Signer umgestaltet zu einem Brunnen. In der Ausstellungshalle empfängt uns eine große blaue Tonne auf Gummistiefeln. Stiefel stehen oben auf einer Leiter. Witzig, weil man sich automatisch etwas dazu denkt. In einem Schaukasten dreht sich ein mit Christbaumkugeln geschmückter Tannenbaum in hoher Geschwindigkeit und wirft konsequent die Kugeln ab. Ein mit vier Rotoren ausgestatteter Tisch hängt unter der Decke. Fliegende Kunst. Fliegen möchte Signer wohl allzu gerne. Ein großes Foto zeigt ihn auf einem Stuhl im Wald. In den Händen hält er Feuerwerksraketen, die ihn mit ihrem Rückstoss in Drehung versetzen. Skier liegen auf dem Boden vorn und hinten mit Schwimmflügeln ausgestattet. In der freien Natur schwimmen die Skier so auf dem Wasser. Transformation eben, die beim Blick in die ausliegenden Kataloge noch erfahrbarer wird.

Ein fast zu großes Museum

Das Kunsthaus Zürich ist ein wirklich großes Museum und beherbergt auf mehreren Etagen und in vielen Sälen eine Sammlung von Kunst aus dem Mittelalter, Schweizer Kunst, Impressionismus und zeitgenössischer Kunst. Wir müssen gezielt vorgehen, sonst verbringen wir den ganzen Tag im Museum und schaffen den Stadtbummel nicht mehr. Also schlendern wir „schnell“ durch das Mittelalter, schauen kurz auf Alte Meister (Canaletto: Empfang vor dem Dogenpalast in Venedig), landen bei Franz Marc, Paul Klee und Pablo Picasso. Große Kunst! Und dann Alberto Giaccometti. Die langgestreckten, ausschreitenden Strichfiguren des berühmten Schweizer Künstlers haben wir schon vor vierzig Jahren in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence bei Nizza bewundert und danach noch mehrfach im Kröller-Müller-Museum bei Arnheim. Faszinierend für mich als Zweimetermann. Georg Baselitz, Andy Warhol, Roy Liechtenstein und Robert Rauschenberg schauen wir uns immer wieder gerne an. So, das soll für ein erstes Mal reichen, wir beschließen wieder zu kommen.

Ohne Dornen keine Rosen

Draußen reicht eine kurze Orientierung. Uns empfängt die Altstadt mit der Obere Zäune Gasse. Wir bummeln auf den Neumarkt zum Nikebrunnen, rechts und links eine tolle alte Häuserkulisse. Iris bleibt natürlich häufig vor einladenden Schaufenstern stehen, aber die Schweizer Preise können abschreckend wirken. Ein Glück für mich, sonst müsste ich deutlich länger warten. Über den Rindermarkt erreichen wir die Münstergasse. Der Genuss einer heissen Schokolade in der Kaffee-Rösterei Schwarzenbach ist Pflicht, echt lecker. Über die Rathausbrücke queren wir die Limmert und biegen in die Schipfegasse ab. Dann geht es hinauf zum Lindenhof mit seinem prächtigen Blick auf die Altstadt auf der anderen Limmertseite. Schachspieler kämpfen mit großen Figuren um ein Schachmatt, bewundert von sachkundigem Publikum. Die Pfalzgasse führt uns hinunter zum schönen Platz St. Peterhofstatt mit einer prächtigen Linde. Durch die Schlüsselgasse sehen wir den Kirchturm des Frauenmünster mit der größten Turmuhr Europas. Der Brunnen auf dem Münsterhofplatz ist gefüllt mit farbenprächtigen Rosenblüten, eine Aktion der Reformierten Kirche Zürich unter dem Motto „Ohne Dornen keine Rosen“. Hingucker! Unseren Hunger stillen wir mit einer leckeren Bratwurst für den stolzen Preis von umgerechnet zehn Euro am Bürkliplatz mit Ausblick auf den Zürichsee. Zürich, das war nicht der letzte Besuch.

 

 

2 Kommentare zu “Staunen und schlendern in Zürich

    • Oh je, das stimmt, hab mich einmal vertan. Beim nächsten Besuch werden wir bestimmt in der Kunsthalle auflaufen.

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