Ein alpiner Smaragd

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Es gibt alpine Touren, die beginnen mit einem höchst erfreulichen Anblick. Auf dem Weg zum Schrecksee im Hintersteiner Tal überholt uns früh am Morgen eine Gruppe junger Frauen in Leggings, ein paar von ihnen sogar in weichen Turnschuhen aka Sneakers. Hach, diese schönen Menschenskinder! Scheinbar mühelos springen die Frauen und ihre männlichen Begeiter über Stock und Stein, ach, könnten wir das auch noch einmal.

Die Wanderer haben aber offenbar das Hinweisschild am Auele-Kraftwerk, dem Einstieg des knackigen Steigs, nicht gelesen: Es warnt vor „alpinen Gefahren“ auf diesem Weg. Schließlich muss man die steilen Schuttrinnen und gerölligen Wege in diesen Schuhen auch wieder absteigen. Immer wieder sehen wir die bunten Shirts der Gruppe vor und über uns im Steig aufblitzen.

„Habt’s ihr eine Schmerztablette?“

Aber wie das so ist, am Berg, oft sieht man sich zwei oder mehrere Male. Das wechselnde Tempo, mit dem jungen Menschen losstürmten, hat die Gruppe zermürbt und auseinandergerissen. Dann lauern auf den Schwächsten die grauen Wölfe (wir), die sich mit stetem Schritt bergauf nähern. Angstvoll dreht die Letzte noch einmal auf, um umso ausgepumpter aufzugeben. „Habt’s ihr eine Kopfschmerztablette?“ fragt uns ein einheimischer Begleiter der jungen Frauen. Haben wir. Die Teens und Twens sind aus Mexiko; und müssten Höhenluft eigentlich gewohnt sein, mutmaßt Franz. Nur zwei der Gruppe erreichen den Schrecksee, die anderen steigen wieder ab. Erfahrung schlägt Jugend, könnte man nun billig einwenden, doch um vordergründigen sportlichen Wettbewerb sollte es auf einer Bergtour nicht gehen. Auch wir werden Stunden später beidrehen.

Der Schrecksee, ein grüner Ort

Der Schrecksee ist ein „grüner“ Ort, eingerahmt von einer Kette zerklüfteter Berge. Kugelhorn, Kälbelesspitze und Lahnerkopf bilden einen wunderschönen Talkessel, auf dessen Grund ein alpiner Smaragd schimmert. Exzentrisch im See liegt eine kleine Insel und ein übermütiger Wanderer wirft sich ins kalte, blaugrüne Wasser, um hinüberzuschwimmen. Brrr! Saiblinge finden Temperatur und Wasserqualität allerdings klasse, wie wir feststellen.

Matsch der Haft- und Gleitklasse A+

Weiter, denn wir wollen hinter dem Rauhhorn her auf die Willers Alpe und von dort nach Hinterstein absteigen. Ein bedenklich abschüssiges Schneefeld queren wir sicher. „Geht das noch mit deinen Sohlen?“, fragt Franz sorgenvoll mitten in der Passage. Er versteht es halt, der alpine Fuchs, Mitwanderer in haarigen Situationen aufzubauen;-)). Etliche hunderte Meter weiter auf dem Jubiläumsweg drehen wir um, Abbruch. Nicht wegen der Schneefelder oberhalb von 2000 m, die sich trotz Junisonne halten, sondern wegen einer alpinen Gefahr, die man sonst so nicht auf dem Schirm hat. Am Vortag hat ein Gewitter mit heftigen Güssen den Lehm gesättigt und seifig gemacht. Selbst Franz mit seinen nagelneuen Bergschuhen schlittert wie Luis Trenker im sulzigen Schnee. Das Profil der Sohlen setzt sich zu mit Matsch der Haft- und Gleitklasse A+. Das macht keinen Spaß, wenn der lehmige Steig glatter ist als ein Schneefeld und obendrein manchmal aper und ausgebrochen seine Kontur völlig verliert. Also wieder übers Schneefeld und zurück auf Start.

Franz_Michael_klein

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ kml=“https://www.dieschlenderer.de/wp-content/uploads/t107227863_Tourenplanung-am-16-Juli-2016.kml“]
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter "rauf" und "verschlagwortet" mit ".
Direktes Lesezeichen zu diesem Beitrag: permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*
Website