Von Franz (Fotos) – In jedem Urlaub kommt der Tag, da wollen die Drahtesel bewegt werden. Wir starten direkt von unserem Urlaubsdomizil, müssen allerdings etwas mühsam über eine drei Kilometer lange Schotterpiste die H874 Richtung Loftahammar erreichen. Auf der 874 lässt es sich wunderbar radeln, rechts der schwedische „Urwald“, links Haferfelder. In Snörum, einer schönen bäuerlichen Siedlung verlassen wir die asphaltierte kleine Landstraße. Jetzt geht es für mehrere Kilometer über eine schottrige Piste weiter. Manchmal schlecht zu befahren, wir schieben kurze Stücke. Die Landschaft entschädigt für die kleine Unannehmlichkeit. Links und rechts lichte Kiefern- und Birkenwälder geschmückt durch eindrucksvolle Felsformationen. Eben typisch smaländisch, wie wir es lieben.
Einmaliger Blick auf den Ostseefjord
Wir kommen an einem kleinen lieblichen Schwedenhaus vorbei, sieht nicht mehr bewohnt aus. Bald darauf Bagvik, ein neues Feriendorf. Wir würden das kleine Schwedenhaus vorziehen. In Sjöshult bewundern wir den Badestrand direkt an der mittlerweile gut befahrbaren Piste. Von der Veranda des zugehörigen roten Holzhauses hat man einen einmaligen Blick auf den Ostseefjord. Könnte auch was für uns sein, aber wir sind ja mit unserem Domizil schon sehr zufrieden. Ein letzter Blick auf den Fjord und wir erreichen die Hauptstraße nach Loftahammar. Müssen wir aber nur kurz befahren, weil wir am Ortseingang durch eine Siedlung zur geschützten Hafenbucht fahren. Wir gondeln auf einer Wohnstraße durch den Ort, rechts und links ansehnliche Holzhäuser. Im Zentrum könnten wir die gut bewertete Bäckerei und Konditorei besuchen. Machen wir aber nicht, weil sich der Himmel zusehends dunkel bewölkt. Auch das Heimatmuseum mit seinen zwei Windmühlen umkurven wir nur kurz.
Ein märchenhafter Rastplatz
Jetzt geht es wieder Richtung Norden kurz auf der H875. Bei Gärdet verlassen wir links den Asphalt Richtung Averum. Die breite Piste wird häufiger von Autos befahren und ist deshalb auch für uns kein großes Hindernis. Wir fahren an mehreren schönen Gehöften vorbei und erreichen Averum. Hier stehen rote Holzhäuser, ein schwedischer Traum und wir geraten ins Schwärmen. Idylle am Friskjönsee. Bald darauf rechts ein märchenhafter Rastplatz. Wer hat sich denn hier die Mühe gemacht, mehrere Felsen zu einer Sitzgruppe aufzubauen und mittendrin einen Felstisch zu setzen? Hochachtung! Dann der erwartete Regenguss. Wir stellen uns unter eine Birke, zu zweit umhüllt von meiner Regenjacke. Glücklicherweise verziehen sich die dunklen Wolken recht schnell.
Sensationeller Fund
Zum Abschluss dann noch eine kleine Sensation. Vor dem Bauernhof Hellerö steht ein Runenstein, den Archäologen als den Fund des Jahres 2020 in Schweden bezeichnen. Der 2m lange und 1m breite Felsen aus der späten Eisenzeit (bis vor 10000 Jahren) wurde bei Feldarbeiten des Hellerö-Bauern mit dem Pflug ausgebuddelt und zunächst am Rand des Ackers abgelegt. Dann brauchte die Familie eine neue Treppenstufe für ein Nebengebäude und wollte den Felsen verwenden. Mit einem Bagger hob der Bauer den Stein an und bemerkte erst jetzt, dass sich auf der Unterseite Runen befanden. Der Runologe Magnus Källström von der schwedischen Nationalen Kulturerbe-Behörde konnte die Inschrift entziffern. Auf dem Stein steht: „Gärdar errichtete diesen Stein nach Sigdjärv, seinem Vater, Ögärds Ehemann.“ Er diente wohl als Erinnerung an einen Verstorbenen. Nun steht der eiszeitliche Fund für alle sichtbar auf einer Wiese vor dem Bauernhof. Schöne Geschichte!