Das Ziel ist der Weg

… bei einem Schnadegang. So etwas gibt es beispielsweise im Sauerland, genauer gesagt im „Tal der Gesetzlosen”. Es liegt gleich hinter Deutschlands Wildem Westen und man könnte fast glauben, es gehöre dazu. Doch die Melbecker machen ihr ganz eigenes Ding, selbsternannte Renegaten eben; mit den Elsper Rothäuten haben sie nichts am Hut, auch, weil vermutlich alle schwarz wählen. Aber zurück zum Thema: Alle Naselang schreiten die Melbecker ihr Territorium ab und begeben sich auf einen Schnadegang. Wenn man zufällig samstags um 10 Uhr auf dem Hof Verse ist, schlendert man im Pulk von gut hundert Leuten mit, wie am 3. Mai. Ein Schnadegang ist eine Begehung der Grenzen eines Sprengels. Die Menschen markierten die Ortsgrenzen früher durch Bäume, in die sie mit einer Axt ein X einschlugen, durch Hütesteine oder Schneisen, von denen der Rundgang seinen Namen hat (Snat, Schnaot). Wer es noch genauer wissen will, forscht an dieser Quelle. Andere Gemeinden, wie Brilon, machen ein großes Gewese aus der Sache. Frauen dürfen erst nach dem Schnadezug der Männer an dem Fest teilnehmen. Melbecke ist da wesentlich fortschrittlicher. Wer kommt, geht mit.

Was braucht man für einen Schnadegang?

Einen Weg

Wegweiser

einen Bilderbuchbauernhof, von dem man startet

und uralt ist

Kaiserwetter

Ochsenblumen, groß wie Bäume

Gegend

noch mehr Gegend

richtig viel Gegend

Wiesen

Mitwanderer

im Trupp

einen Trecker mit Planwagen

schweigen beim Bier

Hütesteine

Hunde, die Zungenkuss geben und Nelly heißen

Geueken Jupp

Griesen Mecki

Zwillinge

blühenden Ginster

unendlichen Horizont

Was macht diesen Schnadegang aus?

Diese unvergleichliche Gegend! Sanfte Täler, geschwungene Berge – Deutschland, äh, Melbecke ist schön. Das erste kühle Bier nach knapp sechs Kilometern. Aussicht, immer wieder diese Aussicht! Gehen, quatschen, überholen, gucken, zurückfallen lassen, lachen mit bekannten Menschen und denen, die man kennenlernt. Bei Mitwanderern Kitkat-Riegel gegen eine Dose Veltins tauschen.Ein Bürgermeister, der drei Wochen vor der Kommunalwahl ausnahmsweise keinen Wahlkampf macht. Waldmeister am Wegesrand, Kornblumen. Wiedersehen mit Schulkameradinnen aus der Volksschule. Zusammenstehen mit Leuten, die Pille, Franzmann, Eule, Whisky oder Gebrüder Fürchterlich heißen. Noch ne Runde! Bauersfrauen, die mit ihren Kuchen locker jedem Bäcker Konkurrenz machen können. Bratwurst aus der Hand, Grillgeruch. Schäkern mit den Frauen. Die Gesichter der jüngeren Leute zuordnen, weil man in ihnen ihre Eltern erkennt. Oder wie es Mick Hucknall (Simply Red) in seinem Song „Home” besang: „After long, home is a place where I yearn to belong”.  Herrliche Genusstour, fünf von fünf erreichbaren Wanderstiefeln!

Spricht nicht auch etwas gegen solche Touren?

Nichts, absolut nichts, nur eine klitzekleine Kleinigkeit. Der gpx-Track fehlt. Wir schieben’s mal auf schlechten GPS-Empfang wg. dichter Wolkendecke… PS: Das hier unten ist nachträglich aus dem Gedächtnis rekonstruiert, also keine Gewähr! [map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://www.dieschlenderer.de/wp-content/uploads/Schnadegang.gpx“]   Michael_Autor

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