Durch Gestrüpp + Unterholz


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Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Die Wanderung rund um den Vogelsang über Meschede beginnt mit einem großen Mißverständnis (es folgten weitere Irrtümer). Bei irgendwas mit Scheder- wollten wir uns treffen, was zur Folge hat: Franz steht in Schedergrund, ich in Schederberge.

Als wir dann losziehen, frohlockt Franz schon nach wenigen Metern. „Ist das ein toller Start!“ Fürwahr, der schmale Kolping-Gränserich-Weg führt steil bergauf durch mannshohes Springkraut und dann durch einen Fichtentunnel zur kleinen Gränserich-Kapelle. Bis hierher schonmal Dank an Adolf und ihm seine Jünger für diesen schönen Pfad. In dem kleinen Häuschen wird es verwirrend. Gänserich- oder Gränserich-Kapelle? Beide Bezeichnungen finden sich hier. Wir machen es der Muttergottes gemütlich und zünden ihr zwei Lichter an.

„Bäume bitte nicht fällen!“

Auf dem Weg nach Schederberge erhaschen wir immer wieder kurze Blicke auf den Hennesee und Meschede. Ein bisschen freiholzen täte der Weitsicht gut, aber wir wollen nicht moppern. Beim „Wanderziel Felsenblick“ fleht ein kleines Schild: Bäume bitte nicht fällen! Machen wir nicht, weil: die fünf, sechs Fichten stehen ja hinter uns und nicht im Blickfeld. Hinter dem Gipfelkreuz des Vogelsang kurz vor Schederberge weht grauer Dunst in Caspar-David-Friedrich-Manier aus dem dunklen Tann. Wir sind 595 Meter über Normal-Null und folglich hat es seinen guten Grund, warum die beiden Scheder-Örtchen so heißen. Schederberge: Hier iss hoch, in Schedergrund tief.

9000 Puten und ein paar Häuser

Ein dunkelgrauer Schleier überzieht das Hochsauerland, es nieselt sich ein. Das war‘s dann wohl mit gucken, dabei bietet das grasige Hochplateau gute Voraussetzungen für Weitsichten. In Schederberge, einer Handvoll Häuser und Höfe, sind die Menschen seltsamerweise gegen Putenmast. Einige Protestplakate der IG Schederberge zeugen davon. „9000 Puten, da haben wir uns gewehrt“, sagt ein freundlicher Schederberger, der mit seinem Hund gassi geht. Die Massentierhaltung, der anfallende Mist, die laute Belüftung der Ställe… Doch die Tiere sind nunmal da.

„Die Leute wollen billiges Fleisch“

Einen Riss durch den Ort hat es allerdings nicht gegeben, sagt der Mann, denn alle Bewohner sind nach wie vor gegen die Putenmast und der Betrieb ist ein Pachthof und wird von Auswärtigen bewirtschaftet. „Es nutzt halt nicht, solange die Leute ihre Essgewohnheiten nicht ändern und billiges Fleisch wollen.“ Er selbst sei zu 90 % Veganer, das ist die verschärfte Variante der Vegetarier. Gummistiefel zeugen davon. Sein Hund esse übrigens sehr gerne Reis. Wir schlagen sein freundliches Angebot auf eine heiße Tasse Kaffee aus, was wir wenig später bitter bereuen werden.

Verschärfte Weglosigkeit

Die Abkürzung, „die der Typ da bei outdooractive eingestellt hat“ (Franz), ist, nun ja, nicht auffindbar. Also folgt ein Stück verschärfte Weglosigkeit durch Gestrüpp und Unterholz, bis wir wieder in der (falschen) Spur sind. Der Wind nadelt uns den Nieselregen ins Gesicht, wir sumpfen über Wiesen und abgeerntete, matschige Maisfelder hoch, zwei triefende Gestalten aus dem Nirgendwo. Solche Strecken und Wetterbedingungen stellen höchste Ansprüche an Mensch und Material, sie hätten jeden anderen Wanderer in tiefe Verzweiflung und Wahnsinn getrieben. Nicht uns! Die Botschafter des Portals für frohgemutes Wandern und wasserdichte Wanderkleidung.

Wir kennen alle Wege, die es nicht gibt

Vor Schedergrund führt die Route wieder über einen schönen Pfad abseits der Straße. Liegt es an Franzens vom Regen durchweichter Wanderkarte? „Oh, das tut mir Leid“ flötet er, als wir uns erneut verhauen und über weglosen, schmierig-seifigen Boden durch den Wald rutschen. Jedenfalls finden wir zu unseren Autos zurück und zu der Erkenntnis: Die Schlenderer kennen jetzt alle Wege um den Vogelsang, die es gar nicht gibt.

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