Den Kalauer vorweg: Hier sind alle Helden. Na gut, da, wo wir auf den RuHe-Pfad starten, sind es Niederhelden. Der Pfad rund um Helden trägt eine Schnecke als Symbol, denn um was es hier geht ist: Entschleunigung.
Vom Landhotel Struck mit seiner legendären Distelbar – lang ist es her – führt der Weg an der murmelnden Repe entlang. Die Wanderer werden stumm begrüßt von den Holzskulpturen des Essener Künstlers Roger Löcherbach. Ein Erdbeermensch ist darunter, gar nicht so abwegig, denn hundert Meter weiter verkauft die Familie Korte traditionell im Sommer die Früchte ihrer Erdbeerfelder.
Ländlich eben
„Auf der Mauer“ heißt eine Straße am Ortsrand, und was baut der ansässige Hausherr vor seinem Haus? Genau, eine Mauer. „Gehört sich so, wenn man hier wohnt“, meint er. Auf dem Plateau oberhalb des Dorfes ist es vor allem eins: ruhig. Auf der anderen Seite des Tales erstrecken sich die getrimmten Rasen des Golfclubs Repetal. Silageduft vom nahen Bauernhof weht über die Pferdekoppeln, ländlich, ländlich eben. An der Sonnenalm ist beim „Qualm auf der Alm“ im Sommer richtig was los, heute nur zwei nicht angeleinte Hunde.
Ginstergestrüpp und Fingerhutfelder
Ein Single Trail führt durch Ginstergestrüpp und Fingerhutfelder hoch auf den Sonnenberg. Als Lichtkeimer macht sich der Fingerhut (Digitalis purpurea) auf den Brachflächen, wo einst Fichten standen, prächtig. Der ganze Kamm schwelgt in purpurlila. Zudem bietet er beste Aussicht auf Helden, von oben auf das Dorf herab. Wer echt nicht runterkommen kann vom Alltagsstress, dem helfen sicherlich die auf großen Tafeln abgedruckten Texte von Margot Käßmann. Möglicherweise, und das sagen wir ausdrücklich im Konjunktiv, war die frühere Bischöfin und EKD-Vorsitzende hier oben, nachdem sie 2010 betrunken bei Rot über eine Ampel gefahren war, um ihre verlorene Mitte wiederzufinden. Das Potenzial dazu hat dieser schöne Rundweg allemal.
Ewige Ruhe? Jetzt noch nicht!
Das wuchtige Bruchstein-Gebäude der St.-Hippolytus-Kirche im Haupt- und Namensgeberort Helden steht unter Denkmalschutz. Der daneben liegende Friedhof verspricht für uns der Ruhe zuviel. Ewige Ruhe? Nein, jetzt noch nicht, und so schnecken wir weiter. Helden ist übrigens nicht nur berühmt wegen seines Namens, hier im Dorf wird in einem alten Wirtschaftsgebäude ein eigenes Bier für Helden gebraut. Repetaler Heldenbräu eben. Das kann man verkosten vorn an der Straße im Restaurant „Helden herzhaft“, das zur Familie gehört. Die Burger dort sollen exzellent sein, wie man hört (man müsste mal hin…).
Aparter Abstecher auf den Kreuzberg
Der RuHe-Pfad aus Helden raus führt über breite, matschige Forst- und Waldwege. Mhmm, könnte pfadiger sein, würde mein Wanderfreund Franz jetzt monieren. Auf dem Weg Richtung Mecklinghausen trifft man auf eine Umleitung. Der ursprüngliche Pfad ist nach heftigen Forstarbeiten nicht mehr erkennbar. Nach ein paar hundert Metern knickt die Umleitung steil links auf einen schmalen Trail in einen Eichenhain ab. Hinter Mecklinghausen – dort ist die Einkehr in den Biergarten des Hotels Schnepper eigentlich Pflicht; aber wer soll uns abholen? – führen weite Strecken durch das gepflegte Grün des Golfclubs Repetal Südsauerland, Maniküre und Nagelschere nur Hilfsbegriffe. Ein aparter Abstecher, den man nicht auslassen sollte, führt über den Kreuzberg. Lauschiges Laub, vereinzelt blinzeln Sonnenstrahlen auf den Weg oder die Stationen eines Kreuzweges.
Dann führt der RuHe-Pfad über ein Stück des weichen, samtigen Golfrasens hinunter zum Ausgangspunkt Niederhelden. Noch mal ein Sahneteil.
Infos zur Streckenplanung gibt es hier.