Lofoten-Blues

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Es ist ein Absturz aus größer Höhe, wenn man nach einer Stippvisite auf den Lofoten nördlich des Polarkreises wieder im Sauerland aufschlägt. Es scheint irrational: Man muss sich an die Heimat erst wieder gewöhnen.

Quirligkeit, Bewegung, Wildheit findest Du in Norwegen, aber nicht in Remblinghausen. Das Einzige, was uns an diesemTag ungezähmt vorkommt, ist das Wappentier der „Wildsauelf“ des FC 1920. Es gibt sogar ein Wildsaugatter aka Kleinspielfeld für den Fußball-Nachwuchs. Wir blasen den Mehltau vom Gemüt und laufen erstmal los. Frühnebel hängt über den Feldern und Wiesen. Der Teer auf der Wanderstrecke A3 unter unseren Stiefeln will nicht enden. Naja, am Wegesrand vor Vellinghausen wachsen immerhin Aufheller. Der Rain ist übersät mit einer bunten Blumenmischung aus Tagetes, Kornblumen, Mohn, Ackerwinde, Cosmeen und Beinwell.

Ein Gefühl der Ernüchterung

Trotz der kleinen Farbenpracht lässt sich das Gefühl der Ernüchterung nicht vertreiben. Breite Wege statt fußbreiter Wanderpfade, Eintönigkeit statt Rasanz der Lofoten, und die Schlenderer in einer Art Schockzustand. Die Kerle sind noch die alten, das Sauerland ist es auch, aber irgendetwas hat sich geändert. Möglicherweise hat sich das Horst-Syndrom – Befallene glauben krankhaft an den Verlust der Heimat -, von Bayern respektive Berlin ins Sauerland ausgebreitet.

Niedriger Wasserstand

Nach einer Weile steigt der Geruch von Wasser in die Nase. Der Hennesee liegt vor unseren Augen und: macht nichts. Verflixt, aber warum kommt einem jetzt ausgerechnet der sprudelnde Nappstraumen zwischen den Inseln Flakstådøya und Vestvagøya in den Sinn, blau und glasklar? Mit blödem Blick stieren wir oberhalb des Feriendörfchens Hennesee in Mielinghausen auf die langweilige Wasseroberfläche. Der Wasserstand ist arg niedrig, wie auch der Pegel des Biggesees; die lang andauernde Trockenheit dieses Sommers fordert ihren Tribut.

Nee, macht noch keinen Spaß. Dass ein Sauerländer mal mit dem Sauerland ein Problem hat, wer hätte das gedacht? Es hilft nichts. Wir müssen uns erst mal wieder einlaufen. Aber wie immer hat jedes Ding zwei Seiten und jede Wanderung einen, dem sie gefällt. Franz meint: „Ist doch klar, dass die Lofoten einmalig sind, und wir in unserer Heimat so einen ,Napps’Traum nicht vorfinden werden. Deshalb fand ich die Remblinghausentour so schlecht nicht. Wir hatten schöne, wechselnde Lichtverhältnisse und weite Blicke.“

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