Unter der Plästerlegge

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Wat is en Pochwerk? Diese Frage stellt sich unaufgefordert, wenn man seine Wanderrunde in Valme-Pochwerk beginnt. Du rätselst sofort: Warum heißt der Ort südlich von Ramsbeck so?

Physiklehrer Bömmel aus Spoerls „Feuerzangenbowle“ sagt in solchen konstruierten Situationen gerne: „Da stelle mehr uns janz dumm.“ Ist es ein Werk, um auf Verträge zu pochen? Franz-Josef Strauß selig konnte das sogar auf ausländisch: pacta sunt servanda, Verträge, wie die Ostverträge der Regierung Brandt/Scheel, müssen (wenn auch aus seiner Sicht widerstrebend) eingehalten werden. Auf der Wandertafel vor dem Landgasthof Rüppel finden wir keine erhellenden Hinweise. Aber weil das hier eine frühere Bergbaugegend ist, können wir uns als Kohlenpötter schon unseren Teil denken. Die anderen finden eine Erklärung hier.

Das lyrische Möhren der Motorsägen

In Untervalme steigen wir in einen komplett entlaubten Buchenwald hoch. Hier ist alles still, sogar das Wetter, nur ein Bach säuselt ab und zu. Lichter Hain, Weite, Leere, die Abwesenheit von Leben, Endlichkeit: Etwas von dieser Naturstimmung überträgt sich auch auf den fühlenden Menschen. Oberhalb von Heinrichsdorf, auf dem Bestwiger Panoramaweg, macht der Trail seinem Namen Ehre. Breitwandleinwandblick bis hinüber zu den Bruchhauser Steinen, unterlegt vom lyrischen Möhren der Motorsägen, die in den umliegenden Wäldern ein um den anderen Christbaum umnieten.

Über einen Felsabbruch in die Tiefe

Franz hatte Martin und mir aber ein ganz anderes Naturwunder versprochen. Den einzigen oder höchsten oder schönsten Wasserfall in ganz Nordrhein-Westfalen! Dann stehen wir endlich darunter. The most beautiful fall in Westphalia, ever! Über einen Felsabbruch stürzt die Plästeregge in Kaskaden in die Tiefe. Nichts Imposantes, wie der Bridal Veils Fall in Niagara Falls, eher schmal und zierlich, als würde die Feuerwehr mit einem C-Schlauch einen vollgelaufenen Keller lenzen („Der Schmitz ist einfach kein Romantiker, kein Poet“. Sagt: Franz von der Vogelweide). Auch Martin feixt: „Da fahre ich im Winter wieder hin zum Eisklettern.“

„Regnender Fels“

Aber um dem Wasserfall die Ehre zu geben: Die Plästerlegge, wie der Ort Wasserfall auf dem 600 Meter hoch gelegenen Stüppel gelegen, ist der höchste natürliche Wasserfall in NRW, immerhin 20 Meter hoch, je nach Wasseraufkommen mehr oder weniger mächtig. Und was man mit einem solchen Naturwunder anstellen kann, wussten findige Sauerländer schon vor mehr als 100 Jahren. Sie gossen oberhalb des Wasserfalls flüssiges Blei mit einer Zugabe von Arsensäure und Kohlenpulver in den Bach, um völlig runde Bleikörner für Schrotpatronen zu produzieren. Yo, Leute, lief bei euch, wenn auch mit ein paar ungesunden Nebenwirkungen für die Natur. Lehrer Bömmel hätte seine helle Freude daran gehabt. Übrigens: Plästerlegge bedeutet übersetzt „Regnender Fels“.

Das Silverado des Sauerlandes

Vom Fuße des Wasserfalls steigen wir in direkter Linie auf in den gleichnamigen Ort und schlackern nach Ramsbeck. Und nein, wir gehen nicht ins Besucherbergwerk, sondern direkt ins Café Hamich zu Stachelbeerbaiser und Baumkuchen (empfehlenswert!). Was stand sonst noch im Block? Ach ja, Schmunzeln. Um 1850 herum wurde soviel Silber in den umliegenden Bergen vermutet, dass die Region im (leider unberechtigten) Ruf eines „Golden State“ wie seinerzeit Kalifornien stand. Ramsbeck, das Silverado im Sauerland. Gucken wir uns später an, versprochen!

Franz_Michael_klein

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