Ein schneller Paarungsakt

Von Franz – Am Phoenixsee kann man etwas erleben. Ich sitze auf einer Bank auf dem großen östlichen Steg in der Sonne. Aus dem Schilfgürtel erklingt der abwechslungsreiche Gesang der Teichrohrsänger. „tschir“, „tiri“ und „Tjäg“ werden im Wechsel mit Trillern kurz hintereinander gereiht. Die Teichrohrsänger singen sehr ausdauernd, aber leider oft unsichtbar aus den Tiefen des Schilfs. Sie haben nur nicht damit gerechnet, dass ich auch ausdauernd sein kann und den Moment, wo sie weiter oben ihre Nahrung suchen oder tirilieren, für ein paar Fotos nutze. Zu mir gesellt sich eine Vogelfotografin, die sich bisher auf die größeren Entenvögel spezialiert hat und die doch sehr unscheinbaren grau-braunen Singvögel noch nicht wahrgenommen hat. Auch sie erfreut sich zunächst am Gesang und ein Weilchen später auch an einer Sichtung. Sie verabschiedet sich, froh einen ihr bis gerade noch unbekannten Vogel kennengelernt zu haben.

Ein gefundenes Fressen

Kurz darauf steuert Bernd, ein Libellenfachmann des Nabu, den Steg an, immer auf der Suche nach einer neuen Libellenart, die er mit seiner Kamera dokumentieren kann. Im vergangenen Jahr hat er erstmalig die Kleine Königslibelle am Südufer des Phoenixsees festgehalten. Ich schließe mich ihm kurz an, denn von einem Spezialisten kann ich natürlich viel lernen. Für die Libellen sei es an vielen Stellen des Sees noch nicht warm genug und wenn die Sonne weiter im Süden stünde, gäbe es auch weniger kühlere Schattenbereiche unter den Bäumen, so Bernd. Ich konzentriere mich auf die Kleine Königslibelle, die Bernd mir so beschreibt: markante grüne Augen, ein hellblauer Bereich am Ende des Vorderkörpers und ein dunkel gefärbter Hinterleib. Tatsächlich sehe ich schon bald die ersten Exemplare, die auf der Jagd hektisch am Ufer auf und ab fliegen. Nur manchmal stehen sie für einen kurzen Moment in der Luft, meine Chance für ein Foto. Andere Libellen, wie die Becher-Azurjungfer, der Blaupfeil, die gebänderte Prachtlibelle und die Winterlibelle sind leichter zu fotografieren, denn sie lassen sich immer wieder für ein kurzes Sonnenbad auf Schilfhalmen nieder. Bernd macht mich dann noch auf eine Pechlibelle aufmerksam, die gerade ihre Beute verspeist. Solche Motive sind natürlich ein gefundenes „Fressen“ für mich.

Ein kurzer Moment des Glücks

Weiter geht es am Südufer des Sees entlang. Auf einem der flachen Ufersteine lässt sich ein Haubentaucherweibchen flach und langgestreckt nieder. Ich weiß sofort, hier wird eine Paarung stattfinden. Das Männchen schwimmt noch unentschlossen zwischen den Ufersteinen hin und her, das Weibchen lockt mit „kröck-kröck-kröck“-Rufen. Schließlich schwimmt das Männchen heran, betrachtet zunächst mit langgestrecktem Hals das Weibchen von hinten, springt plötzlich auf den flachen Stein und dann auf das Weibchen. Nach 2-3 Sekunden ist die Paarung schon beendet und das Männchen gleitet über den Kopf des Weibchens und mit stolz gewölbter Brust wieder ins Wasser. Ein kurzes Kopfschüttelritual und Spreizen des Gefieders folgt, dann schwimmt es hinaus auf den See, während das Weibchen noch einen Moment auf dem Uferstein verweilt. Jau, am Phoenixsee kann man so einiges erleben.

 

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