Im Schwarz-Wald

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Jetzt also Mittelstrecke. Nur 12 Kilometer. Beleg dafür, dass die Dauer-Schlenderer konditionell abbauen? Erstmal geht es bergauf, von der Staumauer der Oestertalsperre in Plettenberg-Himmelmert hinauf auf den Fernwanderweg Höhenflug.

Jaaaa, wenn der eine hüstelt (röchel), der andere nach einer Operation aua Schulter hat und der Dritte schlecht aus dem Winterschlaf kommt, muss man es langsam angehen lassen. Also gucken wir von der Staumauer auf die zugefrorene Oester, im Sommer Plettenbergs größtes Schwimmbad, und sinnieren über die merkwürdigen Löcher im Eis. Fische? Schneebälle? Aber soweit kann niemand werfen und die Strukturen scheinen unter dem Eis zu liegen. Also scheiden Meteoritenschwärme als Ursache ebenfalls aus. Wir lassen hier mal ein Fragezeichen stehen und schlendern zügig weiter.

Wieder ein „Schwarzer Weg“

Denn es wird spannend, weil Franz uns wieder einmal auf einen „schwarzen Weg“ lenkt. Das ist Kartenchinesisch, der Weg ist als dunkler Strich markiert, und bedeutet soviel wie: nur ein Trampelpfad. „Schwarze Wege finde ich immer schön“, sagt er. Ich sage: Schwarze Wege sind so etwas wie schwarze Abfahrten im alpinen Skifahren. Man weiß nie, wie und ob man ankommt. Durch Zufall sind mir als Chronist der Schlenderer Dokumente in die Hand gefallen, die einer aus dieser Gruppe geschrieben haben muss. Lesen Sie selbst:

Gestrüpp und verfilztes Unterholz

„Liebes Wandertagebuch! Franz wird auf unseren Wanderungen immer komischer. Er sieht Wege, wo gar keine sind, nur Gestrüpp und verfilztes Unterholz. Wo Wege SIND, behauptet er, sie existierten nicht, weil es sie in seinen Karten nicht gäbe. Er sagt, er und sein Smartphone wüssten IMMER Bescheid und ich glaube, er redet sogar mit…“ Unleserlich und: Spott aus.

Der Schnee liegt feucht, klamm und dicht auf den Wegen und an Steigungen sehr griffig unter dem Schuh. Das Tauwetter tränkt die Rinden der Fichten mit Feuchtigkeit, und der Schnee darunter als Kontrast lässt die Stämme rabenschwarz erscheinen. Finsterer Tann, Schwarz-Wald.

Oben auf dem Ebbe-Kamm angelangt an der „Spinne“, einem Wanderknotenpunkt ähnlich dem Kamener Kreuz, rasten wir. Wege, Pfade aus allen erdenklichen Himmelsrichtungen laufen hier zusammen. Auch ungespurte Loipen finden sich hier oben und wie bestellt gleiten zwei Ski-Langläufer vorbei.

Franz legt Schneeketten an!

Von der Spinne aus schnürt der Höhenflug zunächst nur ein paar Meter entfernt vom Forstweg durch den Wald. Der Weg lässt sich oft nur erahnen unter der Schneedecke, die immer höher geworden ist. Ab und zu leuchtet gelb das „H“, das Logo des Höhenfluges, an den Fichtenstämmen auf. Durch Nässe und Frost wirken die Bäume wie glasiert. Tropfen, die herunterfallen, britzeln auf dem Harsch wie feuchtes Brausepulver. Das Stapfen, manchmal Stolpern durch verwehten Schnee hält a) die Wanderschuhe sauber und ist b) sehr kräftezehrend. Das Wanken und Balancieren auf rutschigem Untergrund zieht schwer in die Leisten, deshalb legt Franz seine Schneeketten an. Sehr zu empfehlen, diese Dinger, auch auf abschüssigen alpinen Almen im Sommer.

Nach einigen „schwarzen“ Wegen und etliche Höhenlinien tiefer stoßen wir wieder auf die Staumauer und das Café-Restaurant „Zur Oestertalsperre“. Haben Sie Kuchen? Gibt es (noch) nicht, noch zu warm zum Anschneiden. Dafür aber – jeden Tag frisch ab 14 Uhr -, Superriesenwindbeutel, groß wie ein 48er-Wanderstiefel, gefüllt mit Kirschen und getoppt mit einem Schlagrahm, der diesen Namen wirklich verdient!

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