Alles auf Zucker

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Die erste Wanderung im neuen Jahr gestaltete sich wie der Frankfurter „Tatort“ am Vorabend: farblos. Franz hatte die Tour nach Höhen- (mindestens 600 m) und Schneelage (mindestens 0,15 m) ausgesucht. Die Nordhelle im Märkischen Sauerland ist verschneit, rings herum alles auf Zucker (danke, Dani Levy)!

Aber dissen wir erstmal den Tatort „Land in dieser Zeit“. Mann, das Krimiformat ist eines der letzten großen Lagerfeuer des linearen Fernsehens, und Drehbuchautoren, TV-Redaktionen und Produktionsgesellschaften pullern aberwitzige, abgedrehte Ideen hinein. Ein Vollpfosten von Chef, der lauthals Ernst Jandl rezitiert, zwei Ermittler so blass, als seien sie aus Buttermilch und Spucke gemacht und ausgewaschene Farben, die an die „Zeiten des Schwarz-Weiß-Radios“ erinnern (© foxisilent).

„Drei wirre Kommissare“

Das Echo im Internetz fiel entsprechend aus: „Drei wirre Kommissare, Rundfunkrat neu besetzen, öffentlich-rechtlicher Mißbrauch, 24 Stunden Bibel-TV sind besser als 90 Minuten Tatort“ (Twitter). Wir verlangen doch nicht viel: eine spannende, realitätsnahe Handlung (keine Nazis, die sich schon nachmittags in ihrem proppenvollen Club abschädeln), und glaubwürdige Schauspieler mit Lust an ihrer Rolle (keine Darstellerin, die ihre Kommissarin als trutschige Tante gibt). Weg mit dieser Fahlheit auf dem Bildschirm und ein Ende des eitlen Diskurses zwischen Regisseuren/Redaktionen und TV-Kritikern, die sich selbst und den jeweils anderen gefallen wollen. Der „Tatort“ ist nicht euer Eigentum.*

Schneenaht auf der Rinde

Wir dagegen hatten in der Fahlheit der weißen Landschaft rund um die Nordhelle durchaus unseren Spaß. Der erste echte Winter-Schneetag! Kalte Luft flutet unsere Lungen, eine regelrechte Ganzkörpererfrischung, Ab und zu lugte ein wenig Blau durch das Grauweiß des Himmels. Der Westwind hat den Bäumen eine senkrechte Schneenaht auf die Rinde gesprüht (Wir sind ja soo leicht zufriedenzustellen). Im Schnee liegt sogar so etwas wie eine 40 cm breite, gleichmäßige Spur Mmmh. Kann es sein, dass hier eine Loipe für Skilangläufer gespurt worden war?

Ein Tarieren und Balancieren

Ein agiler Senior auf Brettern bestätigt unseren Verdacht. „Durch die Spur sind jede Menge Spaziergänger gelatscht. Ich wackele nur herum auf dem harten Untergrund“, schimpft er. Uns geht es als Wanderer genauso. Es ist ein Tarieren und Balancieren, unter dem festgetrampelten Schnee liegen zudem Eisrippen. Hinter den Ebbemooren haben Schlittenfahrer den abschüssigen Weg zum Eiskanal umfunktioniert. Bedächtig steigen wir hoch. Am höchsten Punkt unserer Tour, der Nordhelle, noch einmal, alles auf Zucker: Bäume, Sträucher und die Antennen des Turms leuchten titangrau-weißlich.
* Verspätete Kritik, musste aber mal sein.

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