Auf der Hochheide

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Als erstes fällt in Niedersfeld krchzlkrchzl… der Kugelschreiber aus, der Ersatzstift versagt auch. Mmmh. Franz marschiert kurzerhand in die Filiale der örtlichen Bank und bittet um einen Werbe-Kugelschreiber. So kommt es, dass Teile dieses Berichts mit Unterstützung der Sparkasse Niedersfeld entstanden sind. Leute, kauft euer Geld in Niedersfeld!

Der höchste Berg des Sauerlandes

Also, über der Kirche des Ortes steigt weißer Rauch auf. Ist ein Papst gewählt oder wird der Innenraum mit Holz gestocht? Nicht alle Fragen müssen beantwortet werden.
Hinter Niedersfeld steigt das Gelände markig an. Wir müssen unsere bald 130 Lebensjahre und noch mehr Kilogramm eine elend steilen Pfad hinaufwuchten. Oben wummert das Herz, wir japsen über einen schönen Kammweg weiter, der uns erstmals einen klasse Blick in den Westen auf den Kamm der Hunau eröffnet. Dann sind wir oben, auf dem höchsten Berg des Sauerlandes. Es gibt sogar ein Gipfelkreuz, das aber eher ein Plateaukreuz ist, denn auf dem Langenberg (843 m) ist von Gipfel keine Spur. Alles breit, alles bräsig, die Sicht ringsum: Null, alles verfichtet.

Franz impeachen

Dann links ab auf den Uplandsteig. Franz hat mal wieder eine „Erweiterung“ in die Strecke eingearbeitet, den Qualitätsweg rund um Niedersfeld (kurze Überlegung, dem Wanderwart der Schlenderer ein Impeachment-Verfahren anzuhängen. Ist aber, wie in den USA, nicht unbedingt mit Erfolgsaussicht verknüpft).
Irgendwann schält sich der Ettelsberg aus dem Gelände. „Da laufen ja die Lifte“, staunt Franz ob der grünen Landschaft. Joo, zu Fuß geht heutzutage kaum jemand hoch. Schneereste konnte man übrigens nur bei der Anfahrt über die L480 in Neuastenberg oder Hoheleye sehen und an einer Nordseite eines Hanges in Winterberg. Trotz des Klimawandels waren in den vergangenen Jahren noch Millionen in den Skizirkus geflossen, in Schneekanonen und Lifte.

Glaubt man den Beobachtungen der regionalen Experten, bekommt eher die Fichte als der Skilift im Sauerland existenzielle Probleme in den nächsten Jahren. Interessantes Detail am Rande eines kürzlichen Treffens von behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz: Ein Experte des Landesbetriebes Wald und Holz geht davon aus, dass es mittelfristig keine Fichten mehr gibt um Hemer und Menden. Mittelfristig = fünf bis zehn Jahre.

Die Hochheide ist einfach schön

An einem Wildbach werden wir wieder zu Kindern und beobachten fasziniert das Rauschen und Glucksen. Wenn dann die Sonne mal durch ein blaues Fenster guckt, zaubert sie ein Farbspektakel in die Wolken. Vor allem auf der Hochheide, wo wir uns mittlerweile herumtreiben, sehr beeindruckend. Einfach schön. Borstgras wächst hier auf 800 m, ein Hungerkünstler wie die Blutwurz. Sie mögen wenig, nur keinen Dünger. Wir dagegen haben Schmacht und buttern an Ort und Stelle. Ringsum unsere Bank herum auf kleinen Pfosten kluge Sprüche. „Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg. Was wir Weg nennen, ist Zögern“, sagte Franz Kafka. Also zögern wir weiter über die Hochheide mit ihren windzerzausten Kiefern.

Bullshitting auf 800 Metern

Das Gedöns (danke, Gerd Schröder) mit der Achtsamkeit nimmt übrigens überhand. An jeder Ecke stehen Tafeln wie diese, die uns z. B. zur „neuronalen Spiegelung“ animieren will, sprich „innere Nachahmung“. Auf gut deutsch: Wenn dir die Scheiße um die Ohren fliegt, standhaft bleiben wie die Kiefer. Eine andere Tafel rät: „Dimmen Sie ihr klares Bewusstsein bis an die Grenze zum Unterbewussten“. Wir vermuten freiweg: Die Kerze des Verfassers war wohl nicht die hellste auf der Torte. Bullshitting auf hohem Niveau, also 800 Metern, überflüssig, weil die Natur für sich spricht.
Ein Abstecher zur Hoppecke-Quelle, dann auf den Clemensberg: Überragende Aussicht, zu unseren Füßen grollt der Diabas-Steinbruch polternden Applaus. Zeit für den Vorhang.

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