Choral-Blasen im Dumberg: Musikalische Botschaft zu Pfingsten

„Wenn dat pladdert“, wie es so treffend auf dem Anorak von Dirigent Sebastian Schmidt steht, dann rückt der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bamenohl nicht wie traditionell, in den 406 Meter hohen Dumberg über der Lenne aus, sondern spielt das Pfingst-Konzert gleich am vereinseigenen Musikhaus.
„Wir sind eigentlich hart im Nehmen, was das Wetter angeht“, meint einer der Musiker, aber an diesem Morgen ziehen immer wieder Regenschleppen über den Ort. Riesige, hochgewachsene Linden und eine Kastanie im Schulhof bieten da nur wenig Schutz. Was wird gegeben? „Pfingst-Choräle“, sagt Sebastian Schmidt, an diesem Tag Dirigent der Truppe, „die sind so alt, die stehen glaube ich, gar nicht mehr im offiziellen Paderborner Choralbuch.“ Doch, heißt es wenig später. So erklingen „Komm heiliger Geist, o Schöpfer du“ und „Nun bitten wir den Heiligen Geist“.

Musikalische Pfingst-Botschaft

Wenn die Choräle erklingen, stellt sich von einem Moment auf den anderen eine getragene, würdevolle Stimmung ein. Von dem angestammten Platz im Dumberg schallen die Töne bis in den Ort, ins Nachbardorf Weringhausen hoch und auch nach Finnentrop. „Bei entsprechendem Wind kann meine Frau die Choräle hören“, sagt Posaunist Magnus Rinscheid. Eine musikalische Botschaft, ganz im Sinne des Pfingstfestes. Danach fuhr der Heilige Geist auf die Apostel nieder und stärkte sie, dass sie die Botschaft Jesu Christi in die Welt trugen. In Bamenohl irdisch unterfüttert mit Bier und Bratwurst, denn das gehört zum Pfingst-Blasen dazu.

Ursprung im Jahr 1893

Das Konzert im Dumberg hat eine mehr als hundert Jahre alte Geschichte, und der Berichterstatter war vor, glaube ich, mehr als sechzig Jahren, für einen kurzen Moment mal Teil davon. Onkel Ernst nahm mich am Pfingstsonntag mit in den Dumberg, wo der Musikzug das Dorf mit einem Konzert weckte. Muss wohl ein nachhaltiger Eindruck gewesen sein.

„Von da an wurde im Dumberg gespielt”

Der Ursprung liegt im Jahr 1893, weiß Klarinettist und Vetter Andreas, dessen beide Söhne Moritz und Fabian ebenfalls im Musikzug spielen, Fabian als Kassierer dazu in einer offiziellen Stellung. Ein Arzt, der Sanitätsrat Dr. Ernst Lackmann, gründete seinerzeit die Lackmann-Kapelle, aus der später der Musikverein hervorging. Das erste Choral-Blasen fand damals noch in Neubrücke (Finnentrop) statt, oberhalb der „Epen-Villa“, auf der Fläche eines Kohlenmeilers. „1913 wurde die Kapelle aus dem Dornröschen-Schlaf geholt, so interpretiere ich die Chronik, und von da an wurde im Dumberg gespielt“, sagt Andreas Schöttler. Und zwar von sechs Uhr in der Früh bis um acht Uhr die Glocken der benachbarten St.-Josefs-Kirche zur Frühmesse riefen (die es heute nicht mehr gibt).

„Anfeuern, bitte!”

Ernst Schöttler, Ehrenvorsitzender des Vereins, erinnert sich: „Ich bin damals in den 30er-Jahren mit fünf, sechs Jahren mit meinem Vater dahin, der Trompete spielte.“ Der 91-Jährige spielte Tenor- und Flügelhorn und war 24 Jahre Vorsitzender des Musikzuges Bamenohl. Unter seiner Ägide entstand 1992 auch das heutige Musikhaus. „Jeder hat einen Schlüssel, jeder ist frei dort zu üben.“ Heute sind es sein Schwiegersohn, seine Enkelin, der Sohn seines Bruders und dessen Söhne, die mit dem Musikzug Bamenohl die musikalische Pfingstbotschaft erklingen lassen. Und viele Nachkommen alter Musiker, u.a. von Johannes Schmidt, Karl-Heinz Biermann , Gerhard Schmidt, dessen Sohn Sebastian Vizedirigent ist, und vielen Musikern aus Nachbarorten. „Wir alle sind der Musikzug“, sagt Andreas Schöttler, „nur so geht es.“
„Anfeuern, bitte!“, lautet plötzlich das Kommando am Musikhaus. Für die Schlagzeuger, die bei den geistlichen Chorälen wenig zu tun haben, das Signal zum Angrillen. Anschließend wird es fetziger: Märsche lockern das Choral-Blasen auf, der „Gruß an Kiel“ beendet den Morgen.

 

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