
Von Franz – Am Pfingstmontag findet wieder der Deutsche Mühlentag statt. Diesesmal wollen wir drei Windmühlen im westlichen Münsterland besuchen. Erinnerungen an die Kindheit als Sohn eines Müllermeisters sollen aufgefrischt werden. Bis Anfang der 1960er Jahre lief „unsere“ elektrisch betriebene Mühle (Bj. 1920) in Datteln Meckinghoven zunächst mit zwei Steinwalzen und ab 1937 mit einem moderneren Stahl-Walzenstuhl. Mein Vater hat dann wegen der übermächtigen Konkurrenz der Großmühlen auf Futtermittelherstellung umgestellt. Die Bauern der Umgebung lieferten das Getreide in Doppelzentner-Jutesäcken mit Traktor und Hänger. In der Schrotmühle wurde das Korn zerkleinert und mit Weizenkleie, Fischmehl, und Muschelkalk in einer Mischmaschine zu einem gehaltvollen Viehfutter angereichert. Wie oft habe ich im jugendlichen Alter in den 60er und 70er Jahren an der Mischmaschine gestanden, Säcke mit dem frischen Futter gefüllt und mit einer Sackkarre über eine Rampe wieder auf den Hänger der Bauern gefahren.
Staunen über alte Traktoren
Schon damals habe ich die unterschiedlichen Traktoren bewundert, mit denen die Bauern zu uns auf den Hof fuhren. Die Freude ist groß, als wir an der 1812 erbauten, hölzernen Kappenwindmühle in Coesfeld-Lette eintreffen. Längs der Straße Mühlenesch stehen zahlreiche Oldtimer-Trecker. Lanz-Bulldog, Deutz, Ford, McCormick, John Deer und Fendt geben sich, liebevoll restauriert, die Ehre. Ergänzt durch zwei Allzweck-Unimog-Fahrzeuge. Einen Biwe-Traktor sehe ich zum ersten Mal. Auf einem Anhänger stehen mehrere Geräte, darunter ein kleiner Stiftendrescher, der sich zum Dreschen von Viehfutter eignet, wie uns ein älterer Herr erklärt. Daneben eine handbetriebene Butterschleuder. Um die 15 PS brachte ein Deutz (Bj. 1954) in typischem Grün damals an die Antriebsräder. Heute durchpflügen die modernen Landmaschinen mit bis zu 300 PS die Äcker. Auch eine Folge der industriellen Landwirtschaft. So genug gestaunt, ab in die Windmühle, deren elektrisches Mahlwerk noch immer funktionstüchtig ist, der Windbetrieb wurde aber schon 1934 eingestellt. Der Mühlenverein Lette hat sich viel vorgenommen. Mit der Sanierung des Mühlenturms soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Bis 2027 soll die Mühle soweit saniert sein, dass sie wieder unter Windbetrieb Korn mahlen kann.
Töff, töff, töff
Die Achtkant-Holländerwindmühle der Familie Menke in Südlohn haben wir vor 10 Jahren schon einmal besichtigt. Töff-töff-töff ruft es uns entgegen. Die alte Dampfmaschine auf einem Anhänger kann mit seinem Riemenrad Dreschmaschinen antreiben. Ein herrlicher Sound. Auch hier haben sich Traktor-Liebhaber mit ihren Oldtimern eingefunden. Die edlen Stahlrösser von Lanz-Bulldog, immerhin schon mit Fahrerkabine, haben es mir besonders angetan. Der LANZ-Eilbulldog von 1938 ist der exklusivste und schnellste Vertreter seiner Gattung. Er erreicht mit einem Gewicht von fünf Tonnen eine bemerkenswerte Spitzengeschwindigkeit von immerhin 33 Stundenkilometern. In der Mühle laufen zwei von Dampfmaschinen angetriebene Walzenmühlen. Nebenan führen Mitglieder des Fördervereins die Sägemühle von 1919 vor. Ein Baumstamm wird in acht dicke Bretter zersägt. Im Motorraum verrichten drei Dieselmaschinen ihre Arbeit. Hochachtung vor dem unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen!
Der Ruf der Müller war ruiniert.
Nun aber weiter zur Bockwindmühle in Borken-Weseke, die eigentlich 1848 in Krippehna bei Leipzig aufgebaut wurde. 1995 wurde sie dort demontiert und nach Panzhausen, nördlich von München, gebracht. 2009 gründete sich der Weseker Mühlenverein, kaufte und restaurierte das Riesenpuzzle und begann mit dem Wiederaufbau. 2014 dann die Eröffnung der voll funktionsfähigen Mühle mit Mahlgang. Wir kommen gerade an, der gesamte Bock wird in den Wind gedreht und die Mühlenflügel drehen sich. Das wir das auch noch erleben dürfen. In der Mühle erklärt ein Fachmann die Funktionsweise der Bockwindmühle und gibt eine Anekdote aus früheren Zeiten zum Besten. Angeblich sind die Hühner der Müller so wohlgenährt, weil die Müller immer etwas Korn der Bauern abgezweigt haben. Das mag zum Teil stimmen. Richtig ist eher, das im Mittelalter die Bauern ihr Korn nur bei den von Grafen und Großgrundbesitzern eingesetzten Müllern mahlen lassen durften. Einen Teil des Mehls mussten sie an die Lehnsherren entrichten, aber auch der Müller behielt einen kleinen Teil des Korns oder des Mehls als Lohn für seine Arbeit ein. Dem Ruf der Lehnsherren hat die Abgabe nicht geschadet, der Müller aber galt jahrhundertelang als der größte Dieb im Land. Was für eine Ungerechtigtkeit!
- Kappenwindmühle Lette von 1812
- Trecker Oldtimer
- Fachmann mit Stiften-Drescher (rot)
- Deutz (Bj. 1954 mit 15 PS)
- Lanz Bulldog
- Bedingt stimmig!
- Seltener Biwe-Traktor
- Ford Dexter Bj. 1961
- Schlichte Armatur
- Fendt Dieselross (Bj. 1954 mit 24 PS)
- Unimog
- Zahlreiche Besucher an der Mühle
- Holländer-Windmühle Menke von 1812
- Oldtimer-Show vor der Menke-Mühle
- Alte Dampftechnik
- …Kraftübertragung mit Dampfmaschine
- Riemen-Übertragung
- Motorraum
- Mahlwerk mit Riemenantrieb…
- Grießputzmaschine
- Schwingender Siebkasten
- Waage
- Gerste, Weizen, Roggen, Hafer v.l.
- Dreschmaschine Bj. 1914
- Sägemühle von 1869
- Alte Werkbank
- Lanz-Bulldog Trecker
- Lanz von 1938
- Anhänger für Oldtimer-Fahrten
- Alte Kettensägen
- Bock-Windmühle Weseke von 1848
- Alter Claas-Drescher
- Fachkundige Erklärungen
- Modell der Bockwindmühle
- Mühlsteine und Mahlwerk im Modell