
Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Wieder Lattenberg, tief im Arnsberger Wald. Hier haben wir vor Jahren, bevor wir im Internetz das Logbuch dieschlenderer.de aufschlugen, den Hintern richtig nass gekriegt, eingekeilt zwischen zwei Gewitterfronten.
Auch unsere zweite Wanderung fängt mit schlechter Kunde an. In unserem früheren Verlag hat es wieder gefunkt. Die Mediengruppe gründet eine eigene Fotoagentur, wie es im PR-Kauderwelsch verniedlichend heißt. Auf gut Deutsch: 24 bisherige, feste Bildredakteure werden gefeuert und dürfen sich auf wenige neue Stellen in der neuen Agentur bewerben, berichtet ver.di. „Das ist sozial unverantwortlich“, zitiert die Gewerkschaft den Betriebsratsvorsitzenden Volker Herold.
Die schreibenden Kolleginnen und Kollegen in den zahlreichen Lokalredaktionen der Blätter sollen künftig mit einem iPhone auch fotografieren. Mit der „Harmonisierung“ im Konzern solle auch die Qualität der Bildsprache verbessert werden. Wir lassen diesen Satz mal so stehen. Wenn Anstand in unserer Gesellschaft durch Bilanzwert ausgetauscht wird, ist das einfach zum Kotzen.
Wollt ihr ein bisschen Abenteuer?
Hacken wir lieber auf dem Arnsberger Wald respektive seiner Wegeführung rum. „Wollt ihr ein bisschen Abenteuer?“ fragt Tourendesigner Franz. Der gesetzestreue unter den Schlenderern (ich) zuckt zusammen, Martin mit den Schultern. Warum nicht? So trollen wir uns abseits auf einem alten, sumpfigen Parallelweg abseits der breiten Fahrstraße, der offensichtlich nur vom Wild benutzt wird, und folgen dem Lauf eines namenlosen Baches. Ein paar Hundert Meter weiter ereignete sich 1983 ein Unglück über dem Wald. Zwei Segelflugzeuge stießen in der Luft zusammen, beide Piloten starben bei dem Absturz. Ein Kreuz mit ihren Namen erinnert an diesen Vorfall.
Bäche vom Beton befreit
30 Jahre später feiern die Naturschützer die Tatsache, dass die große Schmalenau wieder in ihrem gesamten Verlauf „durchgängig“ ist und keine Betonstufen mehr hat, die Forelle, Groppe und Neunauge den Aufstieg erschweren. Für rund 1,2 Millionen Euro wurden im Rahmen des Life-Projektes Gewässer renaturiert, Betonsohlen, Uferbefestigungen und monotone Fichtenbestände entfernt. Unbehelligt darf sich das Wasser seit 2013 seinen Lauf suchen, und der ist manchmal wirklich verblüffend. Bei ganz engen S-Schleifen scheint es, als ob zwei Bäche gegenläufig aneinander vorbeiströmen, erlendominierter Auenwald säumt die Ufer.
Den Wanderer zwingt man auf Autobahnen
Den Bächen gibt man ihre Freiheit zurück, den Wanderer zwingt man im Arnsberger Wald auf breite Bundeswanderautobahnen, die oft als schnurgerade Straßen ausgelegt sind. Attraktiv ist eine solche Wegeführung nicht. Nott naiss!, wie US-Präsident Trump sagen würde. Deshalb begrüßen wir es einhellig, als Franz wieder ein „Abenteuer“ vorschlägt. Ein alter, vergessener, mehrere Hundert Meter langer Querpfad führt in eine andere Welt. So muss sich J.R.R. Tolkien seine Fantasiewelt Mittelerde ausgemalt haben. Es gibt: drei schmierig-glitschige Holzbrücken, geheimnisvolle grüne Mooszöpfe an den Bäumen, geknickte Stämme über dem Weg, dessen früheren Verlauf man nur ahnen kann. Aber nur so macht Wald Spaß!
- Auf dem Dickelweg am Parkplatz Lattenberg.
- Erdkröte
- Die Waldroute gibt sich die Ehre.
- Parasolpilz im jüngeren Stadium.
- So sieht er im Querschnitt aus.
- Die Luttmecke
- Ein Steinpilz
- Naturschauspiel: Pilze im Moos.
- Fast perfekte Halbkugel.
- Namenloser Bach und seine Aue am Dickelweg.
- Die Pfifferlinge gedeihen prächtig.
- Tragischer Segelflugunfall.
- Lebensraum Auwald der Großen Schmalenau.
- Sie windet sich durch das Tal.
- Hier in einer fast 360 Grad Kehre.
- Erlen bilden den Auwald.
- Ehemaliger Wanderweg hoch zur Waldroute.
- Sternmoos mit seinen hohen Samenkapseln
- Disteln als begehrte Futterpflanzen.
- Auf der Waldroute Richtung Lattenberg.
Super schöne Fotos! Danke schön.
Sie zeigen, wie verwunschen der Wald doch sein kann.
Aurora