Idylle an Teich und See

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Was für ein Wetter! Die Vögel tirilieren, die Sonne blinzelt golden vom azurblauen Himmel und in der Ukraine herrscht Krieg. Krieg und Frieden, so nah beieinander, von Frankfurt/Oder nur 884 Kilometer, von Langenholthausen, wo wir unsere Wanderung starten, immerhin 1358 km.
Die Schicht der Zivilisation ist dünn, hauchdünn nur und wir haben uns lange in der Sicherheit friedlicher Handelsbeziehungen gewähnt. Uns graut vor der Vorstellung, dass Putin und seine Vasallen sich nicht mit der Ukraine begnügen werden. In Talkshows des russischen Staatsfernsehens wird bereits offen über einen Nuklearschlag gegen Europa diskutiert („Mutige Polen, von Warschau wird in 30 Sekunden nichts mehr übrig sein“), ins Netz gestellt und ins Englische übersetzt von der ukrainischen Sicherheitsexpertin Maria Avdeeva. Wir lassen das Entsetzen mal so stehen…

Keifende Jungschwäne

Wir umrunden die friedliche Idylle des Langenholthauser Dorfteiches, den die Dorfbewohner mit Aussichtsecke und einer Jausenstation am Ufer herrichten. Zwei schwarze Jungschwäne keifen uns an, ein Silberreiher zieht gleichmütig in die Luft. Eine Mühle gab es hier schon vor 1600, erfährt man auf einer Infotafel, und Bergbau gab es hier auch.

„Waldroute“ sollte man umbenennen

Eigentlich wollten wir bei unserem Aufstieg auf den Bollenberg auch noch mal in die Meller Hochheide linsen, wir sind im Dezember 2016 schon mal auf einem halb versteckten Pfad in mystisch-frostiger Stimmung durch die Wacholdersträuche gelaufen. Jetzt ist dieser Weg komplett zugewachsen, meint Franz, und man kann die Hochheide nur erahnen. Überhaupt früher. „Da stand hier nur schöner Wald, und heute ist davon nix mehr zu sehen“, sagt er, als wir auf einer entwaldeten Wegekreuzung stehen. Tja, danke Borkenkäfer! Die Touristiker des Sauerlandes sollten allerdings mal über eine Umbenennung der „Waldroute“ nachdenken.

Ein Diamant namens Sorpe

In Amecke schlendern wir über die Uferpromenade und buttern auf einer Bank. Eine Stand-up-Paddlerin gleitet vorbei, auf dem Brett sitzt artig ihr Hund. SUP ist übrigens eine Sportart, die niemand braucht. Es ist eine leichtsinnige Verlagerung des menschlichen Schwerpunktes, durch den man schnell ins Wasser fällt. Wofür hat der Mensch denn das Boot erfunden? Gegenüber, am anderen Seeufer des Vorstaubeckens, ist der Außenbereich des neuen Restaurants Heimathafen gerammelt voll. Vor 2020 stand da mal eine Bude, die Pommes und Currywurst verkaufte, erinnert sich Franz. Den „Sorpe-Diamant“, eine zeltartige Konstruktion, die einem den Weg zu seiner inneren Mitte weisen soll, lassen wir links liegen und schwenken nach Kaffee und Kuchen bei Tillmanns wieder in den Wald.

Wasserspritzend durch die Furt

Wir finden schöne Wege, waldig, grasig, tief und nicht oft begangen. Wir hüpfen wasserspritzend durch eine breite Furt der Borke, die beim Hochwasser ihre Brücke verloren hat. Hinter dem Wald weite, offene Agrarlandschaft, die im Moment ziemlich stinkt. Aber moppern wir nicht gegen die Bauern, die ihr braunes Gold ausfahren. Landwirtschaft könnte schon bald für die Selbstversorgung des Landes sehr wichtig werden.

 

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