Königsrunde auf La Gomera

Von Franz (Fotos) – Im Tal des Großen Königs, dem Valle Gran Rey auf La Gomera, findet man traumhafte Wandermöglichkeiten. Zu den größten Wandererlebnissen gehört der anspruchsvolle Anstieg durch die Argaga-Schlucht hinauf nach Gerian. Geübte Wanderer müssen über Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verfügen und an manchen Stellen Klettereien im 1.-2. Schwierigkeitsgrad bewältigen können. Der Rother Wanderführer beschreibt die Tour so: „In stetigem Auf und Ab müssen felsige Steilhänge überwunden, canyonartige Einschnitte umgangen und luftige Bänder überquert werden – dazu die ständige unruhige Ausschau nach dem weiteren Wegverlauf. Versierten, abenteuerlustigen Bergfreunden beschert dieser Steig ein grenzenloses Vergnügen, andere hingegen werden rasch das Ende der strapaziösen Rundtour herbei sehen!“

Da ich diese Tour schon zum zweiten Mal angehe, weiß ich, auf was ich mich einlasse. Ich will die im Bergführer beschriebene Tour bis El Cercado erweitern und bei Las Hayas über einen Kammweg mit tollen Aussichten ins Valle absteigen. Die Wanderung wird also nicht nur durch die Kletterei, die vielen Höhenmeter (etwa 1400m im Auf- und Abstieg) sondern auch durch die Weglänge (ca. 23km) ziemlich anstrengend.

Abenteuer in der Schlucht

Am Hafen in Vueltas beginnt die Wanderung auf einem Fahrweg unterhalb der gewaltigen Felswand des Tequergenche (Vorsicht vor Steinschlag). Ein mulmiges Gefühl begleitet mich bis zum Eingang der Schlucht. Hier geht es zunächst auf einem gepflasterten Weg vorbei am Tropischen Fruchtgarten Argaga. Dienstags und Freitags kann man hier an einer lohnenden Führung teilnehmen und tropische Früchte aus vielen Teilen der Welt probieren. Bald darauf beginnt das Abenteuer. Zunächst verläuft der Pfad durch das Barrancobett, wendet sich aber schon bald hinauf. Hier beginnen die steilen Passagen mit ersten handfesten Kletterpassagen. Wer beim Anblick dieses Aufstiegs größere Unsicherheit verspürt, sollte hier besser umkehren. Weiter geht es unter steil aufragenden Felsen vorbei an Höhlen auf schmalen Felsbändern tiefer in die Schlucht. Bei einem zweiten Aufstieg aus dem gerölligen Flussbett wird noch einmal das Kletterkönnen mit einigen Klimmzügen gefordert. Die schwierigsten Passagen sind jetzt überwunden und der Aufstieg nach Gerian in vielen Kehren vorbei an blühenden Sträuchern und an Palmen kann beginnen.

Ich laufe oberhalb der Schlucht an Gerian vorbei bis zur Ermitta de Guadalupe und genieße bei einer Brotzeit die herrliche Aussicht zurück in den Barranco, der von hier oben gar nicht mehr so abenteuerlich aussieht. Über einen Wasserkanal wandere ich weiter in das nun fast liebliche Tal hinein, vorbei an Feigenkakteen, Agaven, Palmen und vielen blühende Blumen. Bei Maria in El Cercado kehre ich ein und fülle meinen Wasservorrat wieder auf.

Tiefe Blicke ins Valle Gran Rey

Weiter geht es hinunter auf dem GR 131 vorbei an wahren Margeritenwäldern und wieder hinauf bis zu einem breit ausgebauten Kammweg kurz vor Las Hayas. Von hier bieten sich traumhafte Tiefblicke ins wilde Valle Gran Rey bis hinunter zum Atlantik. Wie eine Fata Morgana taucht weit oberhalb der Berge im Westen die Insel El Hierro auf. Rückblickend tauchen die Häuser von El Cercado und Chipude wieder auf. Darüber thront der „mystische“ Tafelberg La Fortaleza. Grandios!!! Aber jetzt folgt der mühsame Abstieg ins Valle bis nach Los Descansaderos, wo es auf einer kleinen Straße abseits des Verkehrs bis nach Chele führt. Danach zieht sich wie eine Promenade ein gepflasterter Weg bis zur Ermita de los Reys. Der letzte Abschnitte der Wanderung ist leider weniger schön, weil man nur entlang der Hauptstraße oder auf einer Staubpiste am Barranco laufen kann. Ich entscheide mich für die Staubpiste und laufe bis zur Playa de Valle Gran Rey. Eine wunderbare und abenteuerliche Tour liegt hinter mir.

 

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