Nicht mehr gut erinnerlich

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Wir sind wieder hier, in unserem Revier (danke, MMW), denn um Oberhenneborn laufen wir sehr gerne herum. Mit Respekt bestaunen wir – wie immer -, die Wahnsinns-Eiche mitten im Dorf und machen uns auf den Weg, der uns später in arge Selbstzweifel stürzen sollte.
Erst mal ein Wort zum Wetter. Der Sommer ist vorbei, es war am Wochenende um den 22./23. August, als die Kraft aus ihm fuhr. Der Herbst ist noch unsichtbar, aber man kann ihn bereits fühlen. Über uns das Wolkenband leuchtet strahlend blau und weiß, opak wie eine Eisschollenschicht auf dem Nordmeer. Es ist die stille Kühle, die den Wandel ankündigt.

„Das ist mir nicht erinnerlich”

Auf dem Foto-Pfad von Klaus-Peter Kappest, einem bedeutenden Lichtbildner des wanderbaren Sauerlandes, machen wir ein Selfie. Praktischerweise stehen auf den Höhen über Oberhenneborn zwei vormontierte feste Stative. „Nicht schlecht“, meint Franz und drückt auf den Auslöser.
Hinter einer Anhöhe tauchen wir hinab ins Rarbachtal, und prompt steigen Zweifel auf wie Nebel aus dem Wald. „Hier waren wir schon mal“, murmelt Franz. Ich antworte nur: „Das ist mir nicht erinnerlich.“ (Danke, Helmut Kohl; oder war es Manfred Kanther, als er während der Bimbes-Affäre nach der Herkunft schwarzer CDU-Spendengelder gefragt wurde?)

Unarten im Radio

Aaah, erinnern. Das erinnert mich – man achte auf den Gebrauch des reflexiven Verbes, wie wir es in der Volksschule gelernt haben -, an die Unart einiger (!) Moderatoren von Deutschlandfund Kultur und ihrer hochmögenden Gäste, das Reflexivpronomen wegzulassen (z.B. Ich erinnere meine Mutter gut). Na gut, dafür erinnern wir bereits gegangene Touren nicht mehr gut. Die St.-Lambertus-Kirche in Kirchrarbach? Ein sakrales Schmuckstück, weihe- und würdevolle Atmosphäre können sie, die Katholiken. Aber waren wir schon mal hier? Eine Frage, die uns in eine existenzielle Grenzsituation bringt (danke, Björn Engholm; für jüngere, ahnungslose Wanderer einige Stichworte: Barschel-Affäre, Badewanne, Reiner Pfeiffer, Engholms Mann fürs Grobe, Rücktritt nach Notlüge, die zu besaufen mit Rotwein führte).

Schmalz im Kopf

Hier in Kirchrarbach Gebäude, Kirchen, Ecken, die wir mit großer Sicherheit noch nicht betreten haben; anderes kommt uns sehr bekannt vor. Gibt es diesen Ort überhaupt? Es gibt ja auch keine schlüssigen Beweise für die Existenz von Bielefeld. „Ich glaube, ich habe nur noch Schmalz im Kopf“, meint Franz. Ein Blick in unser Schlenderer-Tagebuch im Netz löst die Frage auf: Wir waren schon mal hier, allerdings im Winter, und kamen von der Gegenseite. Man steigt eben nie zweimal in den gleichen Fluss.

Amtliche Skyline

Mit dieser Erkenntnis des griechischen Philosophen Heraklit könnte der Bericht hier enden, es bleiben aber noch drei Anmerkungen offen:
1. Diese lange Tour verläuft über viel Asphalt, bietet aber auch immer wieder großartige Panoramen.
2. Bänke platzieren können sie, die Mitglieder des SGV Kirchrarbach. Auf dem Deitmeckeweg hast Du einen amtlichen Blick über die Skyline des Hochsauerlandes.
3. Unsere Lieblingseinkehr in Oberhenneborn, der Landgasthof Wüllner, macht erst am 3. September wieder auf.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*
Website