Panorama gucken, Schleifen laufen

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Schmölen Rolle, Franzosenhohl – schon wieder so seltsame Bezeichnungen an dem Startort unserer Wanderung, im Läger Tal in Iserlohn.
Spoiler: Der Hermann Schmöle war ein Fabrikant, der 1615 eine Fabrikationsstätte zum Ziehen von Kratzendraht baute, ein Zeugs das man zur Herstellung von Bürsten brauchte. Ein bewohntes Haus und das Hinweisschild erinnern noch heute daran. Das Franzosenhohl ist ein Tal, das vermutlich von Flüchtlingen aus dem vorrevolutionärem oder revolutionären Frankreich gerodet wurde.

Überhälter, Grundstock eines neuen Waldes

Gerodet hat auf dem ersten Teil unserer Strecke aktuell ein anderer. Der Borkenkäfer hat anfangs des Iserlohner Stadtwaldes alles, was nach Fichte aussah, weggefressen. Ginster sprießt hier, ein paar Überhälter stehen über verkrautetem Untergrund und sollen ihre Samen als Grundstock eines neuen Waldes verstreuen.
Aber schnell sind wir im lebendigen Teil des Waldes und ein von Laub eingefasster Pfad erfreut uns. Hier ist noch alles grün oder wird bunt, das Licht spielt auf den heruntergefallenen Blättern im Unterholz und auf den Wegen. Ein Säulenhain aus Buchen und Eichen erregt unsere Aufmerksamkeit, die schräg einfallenden Sonnenstrahlen erzeugen grafische Muster. Das Buchenlaub hat hier und da schon etwas Rouge oder Ockerbraun aufgelegt, vornehmlich in den Kronen, sehr schön!

Schleifen und Schlingen im Stadtwald

Bei einer der scheinbar unendlichen Schleifen und Schlingen durch den Iserlohner Stadtwald liegt schon seit Jahren ein mächtiger Stamm quer im Weg. Motorsägen haben freien Durchgang geschaffen, und an den Sägeflächen entdecken wir einen Pilz, der uns in freier Wildbahn erstmals ins Auge fällt: den Buchen-Schleimrübling. Aus seinem Myzel kann man eine Substanz gewinnen, die gegen Hautpilzerkrankungen eingesetzt werden kann.

Ein Steinpilzmastjahr

A propos Pilze: Der Oktoberanfang hat die Steinpilzsaison eingeläutet bzw. gerettet. Kiloweise reckten sie ihre Köpfe ins Licht, vielen musste man das Gras aus der Stirn wischen, so versteckt wuchsen sie und seltsamerweise gab es Flecken, an denen sie massenhaft auftraten. Ein wahres Steinpilzmastjahr und was das Schöne an diesem Phänomen ist: Alle Pilze waren perfekte Schönheiten, nicht ein Exemplar war von Maden befallen. Der Koch unter den Schlenderern freute sich: Steinpilz-Käse-Omelett, Steinpilz-Kartoffel-Geröstel mit Speck und Schalotten, Steak mit Steinpilzen, Pasta in Steinpilz-Sahne-Sauce, und der Überschuss harrt gedarrt der Verwendung im Winter.

Die Sonne kann’s noch

Hin und wieder blicken wir auf weite Kulturlandschaft, fein geschwungene Wiesen, biegen wieder in schöne, aber kühle Pfade ein. Im offenen Gelände zeigt die Sonne noch einmal, was sie kann. Der Danzturm ist natürlich Pflicht, ebenso Panorama-Gucken im Restaurant unten bei Kaffee und Kuchen auf die darunterliegende Stadt. Benannt wurde der 1909 erbaute Turm übrigens nach dem Iserlohner „Lehrer Professor Ernst Danz“, heißt es auf Infotafeln. Er war seinerzeit Mitglied des Iserlohner Verschönerungsvereins. Im Stadtwald ist es dem Verein gelungen, in der Stadt weniger. Aber einen Verschönerungsverein könnten heute viele Städte gebrauchen, vor allem Hagen. Ich sage nur: Bahnhof.

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