In Nationalfarben

Von Franz (Fotografie) und Michael (Text) – Was sind die Nationalfarben des Sauerlandes im Mai? Jawoll! Grün und Gelb, blühende Wälder, dichter Wiesenflor, auf dem Zehntausende Sternchen leuchten. Löwenzahn! Einfach nur schön, dieser bunt gesäumte Pass zwischen Wenholthausen und Grevenstein, auf dem wir uns auf den Weg zur Homert machen.

Als bewanderte Schlenderer wissen wir natürlich, dass so ein schöner Anblick auch seine Schattenseite hat. Taraxacum officinale, im Sauerland Ochsenblume genannt, ist eine Zeigerpflanze für Stickstoff.

Herrlich, dieser Blick ins Sauerland!

Wo man Löwenzahn in dichtem Gelb stehen sieht, kann man seinen Hintern darauf wetten, dass der Boden überdüngt ist und es um den Artenreichtum auf der Wiese, sprich: um andere Wildkräuter und -blumen und Insekten, nicht gut bestellt ist. Gleichviel, weil es auch wieder einmal noch anderes Schönes zu sehen gibt. „Herrlich, dieser Blick ins Sauerland!“ Äh, ehrlich, Franz, solche Worte aus deinem Ruhrpottmunde? Ich komme ja hierwech von.

Runde Dinger, diese Steinkugeln

Bald darauf schleicht Franz mit gezückter Kamera über einen Waldweg, den wir erst vor kurzem gegangen sind. Stehen sie wieder da? Schade, Heute keine Sika-Rehe, keine Fotobeute.

Auf dem Wanderparkplatz Ostfeld vor Grevenstein umrunden wir die steinernen Kugeln, die aus einem Steinbruch westlich von Berge stammen. Warum die Dinger so ebenmäßig rund sind, ist eine komplizierte Geschichte, für deren Verständnis ein paar Semester Geologie und Mineralogie sehr hilfreich sind, Paläontologiewissen auch nicht schlecht.

Variskische Faltung, ja, klar!

Mitgemacht haben, soweit wir das Proseminar (Hinweistafel) neben den Kugeln richtig deuten: Ablagerungen, kilometerdick, entsprechend hoher Druck, die variskische Faltung der Karbonzeit, Kieselkalk und ein Kristallisationspunkt, um den sich alles bis zu einem Durchmesser von 1,20 Meter verdichtet. Fertig waren vor 330 Millionen Jahren die steinernen Kugeln, die von Steinbrucharbeitern ans Tageslicht geholt wurden.

Das sind Tschärolais

Auf einer Wiese vor Grevenstein stehen starkrahmige weiße Rinder mit mächtig Masse auf den Rippen. Mann, an deren Hüfte würd‘ ich gerne gehen… Ein junger Mann klärt uns auf. „Das sind Tschärolei“, sagt er, „Fleischrinder.“ Jo, lass diese englische Aussprache der Scharolää den Franzmann nicht hören. Der Charolais-Bulle erreicht ein Schlachtgewicht von bis zu 1400 Kilogramm bei einer Verwertbarkeit von 70 Prozent. Die Kühe sind gute Mütter, gutmütig und gebären vitale Kälber. Weitermachen bitte!

Von oben blicken wir auf Grevenstein hinüber. „Sieht aus wie ne Staumauer“, kommentiert Franz die örtliche Brauerei, deren schmuckloser IndustrieBau wie ein Riegel im Dorf liegt. Richtig, und hinter der Mauer dümpeln Millionen von Hektolitern Veltinspils. Noch ne Nationalfarbe neben dem Ochsenblumengelb und als Pilstulpe nicht nur saisonal blühend.

Unterstunde auf der Waldliege

Wir haben einiges an Teer unter den Füßen, der sich einfach nicht auflösen will, aber immer eine „grandios“ Sight, und wieder einmal geht unser Dank an BVB-Torwart Roman Weidenfeller für die Belebung der deutschen Sprache. Dann stehen wir auf der flachen Kuppe, 656,1 Meter hoch über dem Meeresspiegel, dem Berg, der dem Nationalpark Homert den Namen gegeben hat. Hier oben hast Du fast einen Rundumblick, wenn im Norden nicht ein paar Tännschen ständen. Es gibt eine schwenkbare Waldliege, die Sonne verdampft den letzten Wintermehltau aufm Gemüt, man spürt sogar wieder eine Ahnung von Vitalität. Das wird noch mit unserer Kondition, Franz!

Ab ins Tal, in die wärmeren Ecken

Die Unterstunde auf der Liege währt nicht allzulange, Wolken schieben sich vor die Sonne und die Kühle sagt uns: Du stehst hier immerhin auf 650 Metern. Wir schnüren ins Tal hinunter, in die wärmeren Ecken. Ein kurzer Blick auf den Hammerkotten (wir waren schon mal hier) und in das Gästebuch („Welch hübsche Überraschung im Wald!“) und die Wahlfahrerinnen lassen grüßen von ihrer traditionellen Sternwanderung am 1. Mai in die Wormbacher Kapelle.

Ich grüße von dieser Stelle aus eine liebe Kollegin und freue mich auf die Mountainbiketruppe vom SSV Elspe und den ersten amtlichen Ausritt gleich auf dem „Steppenwolf“. Danke, Barbara!

Franz_Michael_klein

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