Über sieben Stege…

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – … musst Du gehn (©: Peter Maffay). Wer in den Niederungen unterhalb von Hirschberg wandern will, muss zwangsläufig über zig kleine oder größere Stege und Brücken steigen. Sie sind an diesem Tag äußerst hilfreiche Konstruktionen, denn der Boden ist nach hartnäckigen Regenfällen tief und morastig, und das von Franz versprochene schöne Wetter hat an diesem Tag ordentlich Verspätung, die Sonne ist nur ein matschiger Fleck am grauen Himmel.
Hirschberg ist wirklich ein herausragendes Ziel. 450 Meter ragt der malerische Ort aus dem Naturpark Arnsberger Wald heraus. Man sieht das Dorf mit dem kantigen Turm der St.-Christophorus-Kirche schon von weitem, eingebettet in ein grünes Massiv aus Weiden und Wäldern… (Anmerkung des Deutschlehrers: Wiederholung, habt ihr schon 2014 mal geschrieben.)

Das Fichtenmeer ist weggefressen

Das mit der Erhabenheit des Dorfes stimmt immer noch, aber weite Teile des grünen, wogenden Fichtenmeeres ringsherum sind verschwunden, weggefressen vom Borkenkäfer. Kleine, kurze Pfade führen nun über gerodete, offene Flächen oder über sturmgelegte Stämme, die noch nicht aus dem Weg geräumt wurden. Der Berg des Ortes entwässert offenbar alle Niederschläge an seinen Bergfuß. Oft müssen wir wassergefüllte Rinnen und Pfützen überspringen und landen auf schmierigem Lehm. Die erwähnten Stege sind allesamt älteren Datums, manche morsch und vom Regen tückisch glatt.

Kirchturm sticht in die Wolken

Und dann liegt auf einmal die Silhouette des Dorfes auf dem Berg vor uns. Der Turm der Christophorus-Kirche sticht in die tiefhängenden Wolken. Wir haben übrigens 2022 und das neue Jahr sieht genauso aus wie das alte. Weihnachten wird den in diesen Jahren geborenen Kindern später mal als ein paar regnerische Tage im Dezember in Erinnerung bleiben.
In der Natur tut sich naturgemäß wenig, bis auf ein paar Singvögel (Blaumeisen, Spatzen, Kleiber) ruht die Tierwelt tief und fest. Da trifft es sich gut, dass wir mit Sophie eine angenehme junge Frau und Studentin des Master-Studienganges Biologie an diesem Tag an unserer Seite haben. Sie öffnet uns den Blick auf die aquatische Unterwelt der Rinnsale und Bäche.

„Ein Wassergeistchen“

Unter einem größeren Stein aus dem Bachbett haften runde Hülsen, „Häuser“ von Köcherfliegenlarven. Nach einiger Zeit schaut auch ein längliches Wesen mit glasigem Körper heraus. „Ein Wassergeistchen“, sagt Sophie, wissenschaftlicher Name Hydropsyche, eine ziemlich häufig vorkommende Köcherfliege. Sophie wird nach ihrem Studium vielleicht, vielleicht einmal als Expertin für Umweltgutachten unterwegs sein, ein Job, den Franz und ich uns auch sehr gut vorstellen könnten: In der Natur herumlaufen, Tiere gucken und zählen oder Becherflechte auf Zaunpfählen bestaunen.

Ditz Knäppchen

Wassergeistchen oder Wasserseelchen, schöne Namen können sie hier in Hirschberg. Wir nennen nur Ditz Knäppchen, eine Straße, Lottmannshardbach oder Hinterste Kahlenbergs Köpfe, Erhebungen, nach denen wir einen akopalyptischen (Danke, Helge Schneider) Kalamitäten-Wald passieren, ehe Hirschberg wieder in Sichtweite kommt.
Dass mit dem schlechten Wetter eingangs nehmen wir übrigens zurück. Keine zehn Minuten nach dem Ende unserer Tour schüttert es herzhaft aus allen Wolken, schwere Regenvorhänge wehen übers Land, Scheibenwischer auf Turbostufe.

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