Auf dem Fickeltünnes-Weg

Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – Dem Namensgeber unserer Tour begegnen wir schon nach ein paar Schritten: Es ist der Hl. Antonius der Einsiedler, im Volksmund Fickeltünnes genannt.

Auf einem kleinen Platz unweit der Allendorfer Kirche hat ihm der gleichnamige Verein eine Bronzestatue sowie einen 14,5 km langen Rundweg spendiert. Antonius wehrt sich gegen die Manipulationen eines Dämons, der auf einem Schwein geritten kommt; gestützt auf den Antoniusstab gelingt es ihm, aufrecht zu bleiben. Das ist auch die Botschaft der kleinen Szene: Mensch, gib nicht allen Verlockungen und Versuchungen des Lebens nach.

„Düngen und beten ist nie vergebens”

In der Kirche stoßen wir auf einen weiteren Sinnspruch: „Düngen und beten ist nie vergebens. Nur beim Düngen merken wir es oft eher.“ (Mt. 18,19) Jau, die Tomaten hinterm Haus stehen prallrot im Strumpf und haben schon manche leckere Mahlzeit ergeben. Für unsere Follower aka Leserinnen und Leser zünden wir in der Kirche ein Kerzenlicht an. (Ihr merkt es aber erst später;-) Der spätgotische Turm hat Schießscharten und früher Fluchträume und diente den Menschen als Wehrkirche.

Wir sind praktisch unsterblich

Hinter dem Friedhof führt ein aparter Steig auf die Höhen oberhalb des Ortes, es folgen enge Pfade und ruhige Wege durch üppig belaubte Eichen- und Buchenwälder. Durchatmen. Erinnern. An die mehrstündige Sendung des Deutschlandfunks, gewidmet dem Waldbaden bzw. shinrin-yoku; in Usedom in Mecklenburg-Vorpommern ist jetzt der erste „Heilwald“ eingerichtet worden, bald sollen weitere Heil- und Kurwälder folgen und die Kasse soll das Waldbaden auch noch bezahlen. Das Thema zündet richtig durch und ächzt bereits jetzt unter dem Theoriegebäude („Biophilia-Effekt“), das dem unschuldigen Wald aufgebürdet wird. Wirkmächtige Heilkraft wird vor allem von Pflanzen und Bäumen abgesonderten Terpenen, ätherischen Ölen, zugesprochen, die Krebszellen hemmen und sogar das Altern verzögern sollen. Franz, so viel, wie wir im Wald unterwegs sind, sind wir praktisch unsterblich!

Wieder auf dem „Höhenfluch”

Auf der anderen Seite der Hauptstraße führt der Fickeltünnes-Weg entlang eines Kreuzweges über Asphalt. Mann, hat Jesus nicht gebraucht! Ein Büßerpfad, auf dem wir auf Knien über spitzen Schotter rutschen, hätte es auch getan. Auf einer Höhenweide wiederkäuen Kühe, Kälber und ein muskulöser Bulle, dessen Vorfahren offenbar mal ein Verhältnis mit einem Bison gehabt haben müssen. Was für ein Prachtkerl. Genau hier biegen wir ab und drehen auf dem Höhenflug eine Zusatzschleife. Vor ein paar Wochen haben wir den Höhenflug mit einer Mountainbike-Truppe aus Elspe abgefahren. Flowige Trails, eklige Steigungen, so dass der Namen Höhenfluch seine volle Berechtigung hat. Aber bergab kriegst Du das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Auch als Wanderer freuen wir uns über die endlos langen Single-Trails, reichen mal links und rechts ins Unterholz und zupfen süße Brombeeren oder ernten reife Holunderdolden.

Eine erbauliche Wanderung

Insgesamt ist der Fickeltünnes-Weg mit (der Erweiterung) eine erbauliche Wanderung mit wenig Teer, den wir überbrücken mit Erregungsthemen: wieder Özil und die leidige Rassismus-Debatte, die Antisemitismus-Vorwürfe an die politisch naive Ruhr-Triennale-Indendatin Carp, WordPress, PHP und CSS, weil ein update unsere Internetseite zerschossen hatte (böhmische Dörfer für uns). Am Gipfelkreuz über Allendorf schwenken wir einen letzten Blick über die Landschaft und hinunter in den Ort.

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