Von Franz (Fotos) und Michael (Text) – So eine Überschrift fällt einem ein, wenn Du über die B236 nach Altena hineinfährst und hoch nach Evingsen willst. Meine Herren, um so einen städtebaulichen Verfall zu sehen, musste man früher ins Zonenrandgebiet fahren. Aufgegebene Industriegebäude, die Bausubstanz verrottet, in Altena in den engen Straßen einige offenbar unbewohnte Häuser mit verstaubten Fassaden und klebrig-grauen Fenstern, alle Naselang eine Draht- oder eisenverarbeitende Fabrik
Aber Franz und ich sind zum Wandern hierhergekommen und von der Evingser St.-Theresia-Kirche sind wir über ein paar schöne ansteigende Pfade oben auf den Höhen angelangt. Und wenn man von den freistehenden Häusern mit enormer Weitsicht auf das enge schluchtartige Tal hinunter schaut, fällt einem halt so ein Titel ein. Aber „Ein Vorgeschmack auf den Sommer“ wäre auch eine passende. Dazu später mehr.
Schöne Sicht übers Sauerland
Dank Borkenkäferfraß eröffnen sich auch uns schöne Übersichten über das märkische Sauerland. Der Flugplatz Hegenscheid liegt in der mittäglichen Hitze träge da wie die Crew, die unter dem Flügel einer Kleinmaschine im Schatten hockt. „Heute wird der schönste Tag der Woche“, hatte zuvor die Wetterfrau im Radio geflötet und was sollen wir sagen? Stimmt! Strahlend blauer Himmel, auf dem Wattebäuschen treiben, ein lau-temperierter Wind schafft Erleichterung, und wenn man die Borkenkäfer-Öden hinter sich hat, gibt es schattigen Laubwald.
Der ESC kann weg, ersatzlos
Als Portal für Wanderlieder und Marsch(!)-Musik haben wir, bzw. Franz nicht, nach langer Zeit mal wieder den Song-Contest angeschaut. Spoiler: Der ESC kann weg, ersatzlos. Selten war der Wettbewerb so politisch – was die Veranstalter vermeiden wollen-, aber auch so peinlich naiv: Ein oberflächlicher Moderator – Thorsten Schorn vom WDR, der in einem unfassbar schlechten Kommentar äußerte, dass Russland wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde, Israel aber wegen des Gaza-Konfliktes nicht. Die Hamas-Terroristen haben Israel überfallen, nicht umgekehrt.
Ekelhafter Antisemitismus
Eden Golan, die Vertreterin Israels, wurde als Jüdin durchgehend von ihren Konkurrenten gemobbt, im Vorfeld des ESC, bei den Proben, auf der Bühne und aus dem Zuschauerraum: Die lauten Buh-und Störrufe während ihres Auftrittes hat die übertragende EBU ausgeblendet. Zwischenbemerkung: Fernsehen sendet nicht mehr was ist, sondern was sein sollte. Die bunte LGBT-hoch-x-Szene, die lauthals klagend zu jeder Gelegenheit Toleranz für sich einfordert, hat ein widerwärtiges Gesicht gezeigt. Was bleibt, ist ein ekelhafter Geschmack von Antisemitismus.
Eben 20 Höhenmeter
Aber kommen wir zur zweiten, möglichen Überschrift. Es ist heiß heute, 28-29 Grad, und wenn Du unten aus dem Lennetal Stufen und Steigung stapfen musst bis zum Friedrichsthor der Burg Altena, merkst Du das Alter. Im Burghof wollen sie Eintrittsgeld haben. Nö, wir müssen noch weiter (wie weit, tja, das wusste selbst Wanderwart Franz nicht), und die „nur 20 Höhenmeter zum Klusenstein“ können wir doch mal eben machen, nicht war? Runter geht es „wirklich fast alpin“, staunt Franz.
Abgekackt
Leider müssen wir aber wieder rauf und zwar nicht zu knapp. Franz meint beschwichtigend: Nur noch eine letzte Steigung, der nur noch eine letzte Steigung folgt auf die nur noch eine letzte Steigung folgt. Rund 750 Höhenmeter in der Hitze sammeln sich so auf dem Tacho und mir fällt da ein beliebter Begriff des Starkochs Tim Mälzer ein, den ich wegen seiner Street credibility schätze: „Kack“. Kack-Strecke, abgekackt an den Steigungen, echt jetzt. Wenn das ein Vorgeschmack auf den Sommer war?!