Von Franz (Fotos) und Michael (Text) Die Wanderung in Eslohe beginnt mit einem skurrilen Dialog. Franz: „Hier sind wir schon alles gegangen.“ Michael, im Helmut-Kohl-Modus: „Das ist mir nicht erinnerlich.“ Franz: „Mir eigentlich auch nicht.“ Das ist der Vorteil am Alter: Man vergisst schneller und erlebt frühere Strecken völlig neu. Ironie-Modus: Aus.
Der E1 um Eslohe, den wir im Folgenden gehen werden, ist eine sehr schöne und mit knapp elf Kilometern annehmbare Tour, und durch den gefrässigen Borkenkäfer übrigens durch eine runderneuerte Landschaft. Hinter der Kirche St.-Peter-und-Paul liegt ein paar Meter höher ein Wildbienen-Pfad, der Wissenswertes über Bienen und „Friedliche Brummer“ erzählt. Ja, die Hummel: Eigentlich zu schwer zum Fliegen, aber da sie das nicht weiß, macht sie es trotzdem.

„Traumhaft schön”

Hinter dem Friedhof geht es kurz und knackig hoch zur Vogelstange mit einer majestätischen Eiche und einer Gedenktafel an das Opfer des 1871-er Krieges gegen Frankreich; dann rollt vor unseren Augen ein grüner Grasteppich aus und nach einem Teilstück auf dem Esselsteig blicken wir durch das „Fernglas“; so benannt nicht nur wegen der an einen Feldstecher anmutenden Konstruktion, sondern auch wegen des Weit- und Überblicks über Eslohe. „Traumhaft schön“, meint Franz.

War Peter Gabriel hier?

Ein Holzpolter am Wegesrand erweckt unsere Neugier, bzw. das besitzanzeigende Kürzel „P. Gabriel“ an einem Stamm-Ende. Mmhh, macht der Genesis-Mitgründer und Weltmusiker Peter Gabriel jetzt auch in Holz? Gabriel heißen hier offenbar einige, denn an einer Weggabelung erinnert ein Kreuz an den 1943 in Russland verschollenen Soldaten Arnold Gabriel. Das Wandeln weiters auf den Kammhöhen, entlang dichter Brombeerhecken, ist wegen vieler reifer Früchtchen ein doppelter Genuss: Weite, Offenheit, Ausblick. „Ah, diese Farben hier“, schwärmt Franz. Ich sehe, als Sauerländer daran gewohnt, nur bunte Hügel mit Ackerdisteln (gelb), schmalblättrigen Weidenröschen (lila) und Flocken treibender Distelsamen (weiß). Dann kommt uns ein Kutschen-Gespann in voller Fahrt entgegen. Es hatte uns bereits zuvor schon einmal überholt, und wir haben über die Pferderasse gerätselt. „Sind das Friesen?“, ruft Franz (- dafür wären sie untergroß); „Nein, Tinker“, schallt es zurück. Arbeitstiere fahrender Kesselflicker in Großbritannien und Irland, weiß Wikipedia.

Vrooom, vroom

Unten im Tal, ein kurzes Stück an der B55, wird es laut. Vrooom, vrooom, rauschen Lkw und Sattelschlepper vorbei. Die gegenüberliegende Knochenmühle, etwas außerhalb von Isingheim, ein Museum, hat leider nur an den Mühlentagen geöffnet. Über Bremscheid nähern wir uns dem Endpunkt, dem Café Kaptain im Esloher Ortszentrum, ordern Kuchen, Cappuccino und Eiscafé.

Kaptain, ein süßer Ankerplatz im Sauerland

Kaptain ist einer der drei lockenden süßen Ankerplätze im Sauerland, neben Harnischmacher in Attendorn und dem Café König in Schmallenberg. Hochwertige Konditorei, Schokoladen, Pralinen, selbstgemachtes, sehr gutes Eis, das es bald nicht mehr geben wird. König in Schmallenberg hat bereits dauerhaft geschlossen und auch der Esloher Konditorei droht dieses Schicksal Ende des kommenden Jahres. „Es will niemand mehr Samstag und Sonntag arbeiten“, sagt die Chefin, auf deren und ihres Mannes Schultern die Hauptarbeit, Stress und Verantwortung lastet. Das Brotbacken (ausgezeichnete Ware, ich schwör) mussten die Kaptains schon vor einigen Jahren aufgeben. Christoph Kaptain fand keinen Gesellen mehr für die Backstube. Deshalb ist mittelfristig Schluss. „Ich möchte auch mal mit meinen Enkeln zum Fußballspiel gehen und mit meinem Mann noch gemeinsam etwas erleben“, begründet sie diese Entscheidung.
Noch aber ist bis Ende 2026 geöffnet, und einen Hoffnungsschimmer gibt es. „Wenn sich in dieser Zeit jemand fände, der unser Haus weiterbetreibt, vielleicht im kleineren Rahmen als Café…“, sagt Susanne Kaptain. Also wenn wer jemanden kennt: ermutigt ihn oder sie.
*Unsere Seite hatte mehrere Wochen technische Probleme, jetzt sind wird wieder da.