Von Michael (Text) und Franz (Fotos) – Wenn Kinder – und nicht nur sie – bei dem Wörtchen Elspe Glanz in die Augen bekommen, muss das nicht zwangsläufig mit der Hauptattraktion des Ortes, Winnetou und Old Shatterhand, zu tun haben. Das Glück kann nämlich eine Kugel Eis sein, und der, der das Glück in Hörnchen füllt, heißt Antonio Liguori. Sein Eiscafé Venezia hat sich zu einem echten Anziehungspunkt für Eisgenießer in Lennestadt entwickelt. Müde Wanderer, und als solche schlugen die Schlenderer kürzlich in seinem Café auf, baut Tonis caffè – er brüht einen sehr guten Espresso oder Espresso macchiato – wieder auf, von den kalten Leckereien mal abgesehen. Und hier müssen wir mal nen Punkt machen mit all dem Lob, denn es ist natürlich nicht nur Toni, der im Venezia arbeitet. An der Eistheke bedienen seine Partnerin Daniela Enescu, ihre Tochter Rebecca und Tonis Schwägerin Mirella und andere Helferinnen und die Sachen mit dem caffè, mit dem „Glück in Hörnchen abfüllen” und appetitlich im Eisbecher präsentieren können natürlich auch sie perfekt.
„Der Erfolg ist das Produkt”
Der Eismacher kam 2009 aus dem Ruhrgebiet, aus Wanne-Eickel-Röhlinghausen, ins Sauerland, weil er „bewusst eine gesunde Umgebung” für seine Familie gesucht hatte. Elspe passte perfekt, ein kleines Dorf, „nur anfangs habe ich mich in Deutschland mit der Sprache etwas schwer getan”, sagt er und schließt gleich an: „Ich fühle mich hier sehr wohl und werde nur sehr schwer hier wegzubekommen sein.” Sauerländer, meint er, seien gar nicht so stur, wie ihnen nachgesagt werde. „Die Herner waren stressiger, sie bestellen und wollen alles sofort haben.
Nicht am falschen Ende sparen
Sprechen wir mal über Tonis Eis. Wie erklärst Du dir deinen Erfolg? „Der Erfolg ist das Produkt. Es ist ein Fehler, am falschen Ende zu sparen, also Milch statt Sahne zu nehmen oder die preiswertete Pistazienpaste für 7 Euro/Kilo statt die teure, eine richtige Krankheit. Ich spare nicht am Produkt und deshalb kommen die Leute von weit her, weil sie das Gefühl haben, es lohnt sich: Das Eis hier schmeckt”, sagt Toni Liguori.
„Eis hat mich immer fasziniert”
Kommen solche Eisspezialisten wirklich immer aus Cortina d’Ampezzo, wie es heißt? Nicht immer, aber oft. „Es stimmt, viele Gelataio kommen aus Norditalien”, sagt Toni. Da sein Vater Offizier der Carabinieri war, wurde er oft versetzt, und die Familie mit. Zuletzt, vor seinem Umzug nach Deutschland, verbrachte Toni Liguori zwölf Jahre in Salerno, Kampanien, der Heimat der italinischen Büffelkühe, die den Rohstoff für Mozzarella liefern. Der 39-Jährige ist als Eismacher Autodidakt, viel hat er sich selbst erarbeitet. „Eis hat mich schon immer fasziniert. Nach Jobs in der Gastronomie habe ich mich fortgebildet, aber die beste Ausbildung für einen Eismacher ist die Praxis. Es ist ein bisschen wie Mathematik, man muss das Zusammenspiel der Zutaten verstehen.”
Cheesecake, Cookie oder Rotwein
In der Auslage des Venezia finden sich immer neue Spezialitäten und Geschmacksrichtungen. Cheesecake, Zartbittereis, Pistazien, Streusel mit Apfel und Zimt, Früchteeis wie Mango, Passionsfrucht oder Birne ohne Laktose für Allergie-empfindliche Menschen, Cookie, Rotwein und auch Tomate oder Eis mit der extravaganten Gorgonzola-Note. „Die Leute mögen am liebsten alles Eis, was mit Schokolade zu tun hat”, sagt Toni – Rocher, Raffaelo, Snickers, Nussknacker, Sorten, in denen viele Kalorien stecken, sagt er. Und dann kommt fast täglich ein Elsper, der nimmt immer nur seine Lieblingssorte, weshalb er „Haselnuss-König” heißt.
Auch Winnetou nimmt seinen caffè hier
Für Kinder gibt es Pirateneis oder das Elspe-Eis, das Toni mit Rekord-Winnetou Benny Arnbruster ausheckte. Sahniges Milcheis mit Nusscreme und knusprigen Cornflakes, weil Liguori bei seinen Kreationen gerne auch mit unterschiedlichen Konsistenzen im Mund (knackig/weich) spielt. Benny führt in dieser Saison bei „Unter Geiern” Dialogregie – seinen caffè vor der Aufführung trinkt er nach wie vor im Venezia.
Unser Tipp: Eiscafé Venezia, Bielefelder Straße 52, 57368 Lennestadt-Elspe